1. Fuldaer Zeitung
  2. Kinzigtal

Menschenrettung könnte schwierig werden: Oberzeller Feuerwehr derzeit ohne Atemschutzgeräteträger

Erstellt:

Von: Marah Naumann

Oberzells Wehrführer Christof Dorn mit einem der vier Atemschutzgeräte im Einsatzfahrzeug.
Oberzells Wehrführer Christof Dorn mit einem der vier Atemschutzgeräte im Einsatzfahrzeug. Bei einem Ernstfall bleiben die Geräte derzeit ungenutzt. © Marah Naumann

Bei einem Brand ist klar, was zu tun ist: Notruf unter der 112 absetzen und kurze Zeit später trifft die Freiwillige Feuerwehr samt Atemschutzgeräten ein, um Menschen in Not zu retten. In Oberzell wäre das im Ernstfall derzeit aber nicht sofort möglich.

Oberzell - Schon seit Jahren hat die örtliche Feuerwehr im drittgrößten Ortsteil der Gemeinde Sinntal (Main-Kinzig-Kreis) trotz etwa 1000 Einwohnern ein Mitgliedsproblem. Das liegt nicht nur an der Corona-Pandemie, wie Steffen Frischkorn berichtet. Der ehemalige Wehrführer gab bei den Neuwahlen Anfang April sein Amt an Christof Dorn weiter.

„Es fehlt das Interesse“, stellt Frischkorn hinsichtlich des Mangels an Einsatzkräften fest. Damit meint er sowohl potenzielle Neumitglieder als auch einige Kameraden, die zwar offiziell noch als Einsatzkräfte gelten, aber seit Jahren nicht mehr zu Übungen oder Einsätzen erschienen seien. Da fehle es an Motivation, bedauert Frischkorn.

„Früher hat mein Opa gesagt, dass mindestens einer aus der Familie bei der Feuerwehr sein muss. Denn wenn es brennt, kommen ja sonst nicht genug Leute“, erinnert sich Wehrführer Christof Dorn. Doch diese Auffassung scheint mittlerweile selten geworden zu sein. (Lesen Sie hier: Zu wenig Aktive: Ein Ort in der Rhön verliert seine Feuerwehr)

Main-Kinzig-Kreis: Oberzeller Feuerwehr derzeit ohne Atemschutzgeräteträger

Inzwischen ist der Mitgliederschwund bei der Oberzeller Wehr so groß, dass die Mannschaft kaum noch einsatzfähig ist. Doch es kommt noch schlimmer: Sollte ein Feuer in einem Wohnhaus ausbrechen und eine Person dort in Lebensgefahr schweben, kann die Ortsfeuerwehr nicht helfen. Denn niemand ist hier als Träger eines Atemschutzgeräts ausgebildet.

Sorgen müssen sich die Oberzeller Bürgerinnen und Bürger dennoch nicht, wie Steffen Frischkorn erläutert: „Mittlerweile werden die umliegenden Wehren mit Atemschutzgeräteträgern aus Weiperz, Sterbfritz, Gundhelm und Speicherz mitalarmiert.“ Wo die geschulten Träger dann herkommen, ist aber nie klar, denn beim Thema Einsatzkräfte herrsche derzeit in allen Ortsteilen eine „angespannte Lage“.

Wie die Oberzeller Wehrführer und deren Vorgänger mehrfach betonen, trägt die Gemeinde an der Problematik aber keine Schuld: „Wir haben eine tolle Ausstattung, die neuesten Fahrzeuge. Die Gemeinde unterstützt uns, wo sie nur kann“, unterstreicht der stellvertretende Wehrführer Christian Weiffen. Und: „Es macht ja auch Spaß, hier mitzumachen. Es ist ein tolles Hobby.“

Was fehle, seien die Freiwilligen, die aktiv dabei sein wollen und die Ausrüstung auch nutzen. „Ich habe mal einen 23-Jährigen hier im Ort gefragt, ob er denn nicht bei uns mitmachen will. Darauf meinte er: ‚Die Feuerwehr braucht kein Mensch‘. Dieser Satz klingelt mir bis heute in den Ohren“, meint Weiffen durchaus bestürzt.

Seit Jahren ein Problem: Feuerwehr wirbt aktiv neue Mitglieder

Wie sein Vorgänger Timo Ochs feststellt, hat die Zahl der Brände in Oberzell in den vergangenen Jahren zwar stark abgenommen. Aber: „Feuer ist schnell, das vergessen viele“, weiß der Feuerwehrmann. Eine vergessene Kerze oder ein Kurzschluss reichten aus, um ein Haus in Brand zu setzen.

Die Oberzeller Einsatzkräfte wollen nun aktiv Mitglieder werben. Denn: „Leute, die sich bei uns nicht anmelden, gefährden damit auch ihre eigenen Familien“, appelliert Timo Ochs. Und Weiffen mahnt: „Nach uns kommt keiner mehr. Wir löschen und retten, und wenn wir es nicht können, ist da niemand mehr.“

Die Feuerwehr Oberzell lädt alle Interessierten ein, bei den nächsten Übungen vorbeizuschauen. Diese finden jeweils montags, 2. und 16. Mai sowie 13. Juni, um 19 Uhr am Gerätehaus (Sinntalstraße 26) statt. Weitere Infos gibt es auch per E-Mail an oberzell@ feuerwehr-sinntal.de.

Auch interessant