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„Unser Dorf hat Zukunft“: Zwei Orte aus dem Main-Kinzig-Kreis bei Wettbewerb in Top 3

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Wallroth hat es bei dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ in die Top 3 geschafft.
Wallroth hat es bei dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ in die Top 3 geschafft. © Walter Kreuzer

Die Zwischenergebnisse für den 37. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ in Hessen stehen fest. 13 Dörfer aus drei Landkreisen nahmen am Regionalentscheid teil. Aus dem Main-Kinzig-Kreis waren es die Orte Brachttal-Streitberg, Steinau-Ulmbach, Steinau-Sarrod und Schlüchtern-Wallroth.

Main-Kinzig-Kreis - Bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Platz ist Brachttal-Streitberg nach Waldeck-Freienhagen (Landkreis Waldeck-Frankenberg) auf dem zweiten Platz gelandet. Die achtköpfige Bewertungskommission entsendet beide Orte in den Landesentscheid. Schlüchtern-Wallroth konnte den dritten Platz für sich entscheiden, heißt es in einer Mitteilung des Main-Kinzig-Kreises.

Mit einem Sonderpreis des hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz für herausragende Projekte in Höhe von 250 Euro wurde Steinau-Ulmbach für sein soziales Engagement und kulturelle Aktivitäten im Bereich der Flüchtlingshilfe gewürdigt. (Lesen Sie auch: Ukraine-Flüchtlinge im „Nau“ leben sich ein - So sieht der Alltag in der Herolzer Unterkunft aus)

Main-Kinzig-Kreis: Zwei Orte bei Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ in Top 3

Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler beglückwünschte alle teilnehmenden Dörfer und wünschte Brachttal-Streitberg eine gute Platzierung beim Landesentscheid. Mit Begeisterung und Stolz habe die Bevölkerung die Dörfer präsentiert: Karten, Broschüren und Vorträge – auch in Mundart - wurden erarbeitet, viele Projekte wurden erläutert, Darbietungen und regionaltypische Kostproben rundeten das harmonische Gesamtbild ab.

Die Bewertung war nicht leicht, sie wurde zusätzlich durch die unterschiedlichen Ausgangslagen der Dörfer erschwert: Der kleinste teilnehmende Ort Vöhl-Asel (211 Einwohner, davon allein 100 im Seniorenheim) musste sich mit dem 1537 Einwohner zählenden Steinau-Ulmbach messen lassen, Siegerorte der Vergangenheit wie Vöhl-Basdorf wurden mit Neulingen wie Schlüchtern-Wallroth, Usingen-Kransberg oder Lichtenfels-Rhadern verglichen.

Deutlich wurde, dass die Einwohner und Einwohnerinnen sich in überwältigender Weise für ihren Ort engagieren. Themen wie Verlust von Infrastruktur, Netzwerkbildungen, Klimaschutz, Mobilität oder Leerstand wurden genauso diskutiert wie gemeinschaftliches Handeln der unterschiedlichen Altersgruppen und Vereine, das Bewahren von Traditionen, um Möglichkeiten zur Steigerung der Lebensqualität zu finden.

Kommission sieht „großes Potential im ländlichen Raum“

Die Orte überraschten mit kreativen Ideen: Der Kommission wurden zahlreiche Beispiele zur Belebung ehemals leerstehender Gebäude gezeigt, Dorf-Bewohner und –Bewohnerinnen übernahmen Initiativen zur Veräußerung von Gebäuden, Neubürger, Rückkehrer sowie Flüchtlinge wurden herzlich aufgenommen und durch persönliche Ansprache oder Übergabe einer „Neubürger-Broschüre“ begrüßt, Innenentwicklung und Stärkung dörflicher Strukturen standen im Fokus.

„Es ist sehr beeindruckend, was die Orte gemeinsam alles auf die Beine gestellt haben und welch großes Potential im ländlichen Raum vorhanden ist“ – so fasst die Kommission den diesjährigen Wettbewerb zusammen. Um dieses Engagement zusätzlich zu den Preisgeldern zu unterstützen, erhält jeder Ort eine Prämie in Höhe von 500 Euro seitens der zuständigen Landkreise.

Die Entscheidung der Rangfolge fiel schwer: „Uns rauchten am Entscheidungstag die Köpfe, wir mussten öfters die Dorf-Fragebögen und Fotos der Bereisungen zu Hilfe nehmen, es war ein langer Prozess“, so berichtet Göbel. „Das Ergebnis war denkbar knapp, häufiger wurden identische Punktzahlen vergeben, die beiden Siegerorte differieren um nur 0,5 Punkte!“ (Lesen Sie hier: Zwei Dörfer zeigen ihre besten Seiten: „Unser Dorf hat Zukunft“ in Üllershausen und Pfordt)

Die ersten fünf Plätze

1.        Waldeck-Freienhagen, Landkreis (Waldeck-Frankenberg (5000 Euro Preisgeld)

2.        Brachttal-Streitberg (4000 Euro Preisgeld)

3.        Schlüchtern-Wallroth (3000 Euro Preisgeld)

4.        Frankenberg-Geismar (Landkreis Waldeck-Frankenberg (2000 Euro Preisgeld)

5.        Vöhl-Basdorf (Landkreis Waldeck-Frankenberg (1000 Euro Preisgeld)

Der 230 Einwohner zählende Ort Brachttal-Streitberg konnte die Kommission durch seine rege Nachbarschaftshilfe überzeugen. Ein mit dem Bürgerpreis der Kommune geehrtes Orga-Team koordiniert zahlreiche Maßnahmen im Dorf. Schnelle Hilfe in allen Lebenslagen erhalten Streitberger über ihren „Ortsfunk“. Der läuft über die WhatsApp-Gruppe „Nebenan“, in der mindestens eine Person aus jedem Haushalt angeschlossen ist (70 Mitglieder).

Bei „Unser Dorf hat Zukunft“ landet Brachttal-Streitberg auf Platz 2

Traditionell erhaltene Hausnamen werden auch für Neubürger durch die Nachbarschaft vergeben, im gleichen Zuge wird jedem Hauseigentümer ein Mentor zugeordnet. Die Landfrauen präsentierten beim Rundgang die „Milchrampe“ in einem Vorgarten. Zu Zeiten der pandemiebedingten Einschränkungen traf man sich dort zum gemeinsamen Musizieren, auch Hofkonzerte mit „Liedern der Hoffnung“ wurden eingeführt und beibehalten.

Natur- und Artenschutz spielen eine übergeordnete Rolle. Streitberg besticht durch eine Vielzahl großer Hofbäume, die das Ortsbild prägen. Der vorhandene Baumbestand wird kontinuierlich durch Neupflanzungen sowohl auf öffentlichen als auch auf privaten Grundstücken ergänzt. Neben Rabatten an den Straßen, einem begrünten Dach auf dem mit viel Eigenleistung erbauten Dorfgemeinschaftshaus und regionaltypischer Begrünung rundum – setzt die Dorfgemeinschaft gute Maßstäbe, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Auf Basis einer Befragung wollen die Streitberger Wünsche ermitteln und analysieren, wie die Zukunft des Heimatortes gestaltet werden kann. Dazu sind schon zahlreiche konkrete Ziele auf kurz-, mittel- und langfristiger Sicht realistisch beschrieben. Trotz der geringen Einwohnerzahl werden Zukunftsthemen mit „großem Stil und Elan“ angegangen. (ah)

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