Der plötzliche Tod von Uffelmann hat vieles verändert. Die Station hat einen kompetenten Polizisten verloren, Enders nicht nur einen Vorgesetzten, sondern auch einen Freund. „Aber es muss weitergehen. Die Station braucht eine komplette Leitung. Die ganze Verantwortung konnte nicht allein auf den Schultern von Stefan liegen“, erklärt Adam, warum er nicht erst lange gebeten werden musste, bevor er sich bereiterklärte, von Bad Orb nach Schlüchtern zu wechseln. „Ich bin froh, dass die Leitung wieder komplett ist und ich meinen Beitrag dazu leisten kann“, sagt der Polizist.
Im Gespräch treten Adam und Enders ruhig und besonnen auf. Lächelnd, humorvoll und sympathisch. Mit wachen Augen, die auch schelmisch, ja mitunter spitzbübisch blitzen. Viele Kollegen aus dem Raum Fulda oder dem Bergwinkel würden gern in Schlüchtern ihre „Endverwendung“ finden. Also zum Ende ihrer Dienstzeit näher an ihrer Heimat arbeiten. Für Markus Adam, der in Freigericht aufgewachsen ist und in Erlensee wohnt, ging es eher in die andere Richtung.
Kam er doch erst im Juli zunächst als kommissarischer Dienstellenleiter aus Maintal zur Bad Orber Polizeidienststelle. Im September wurde er dann offiziell Chef der Bad Orber Polizei und nun eben in Schlüchtern. „Vom Süden ganz in den Osten des Kreises“, sagt der, der „vor fünf, zehn Jahren nie gedacht hätte, dass ich mal nach Schlüchtern kommen würde“. Dennoch bedauere er es nicht, jetzt etwas weiter pendeln zu müssen: „Ich wurde wirklich sehr gut aufgenommen. Ja, ich konnte mich hier ins gemachte Nest setzen“, sagt Adam auch mit Blick auf die frisch sanierte Polizeistation.
Markus Adam (55) ist seit nahezu vier Jahrzehnten bei der Polizei und machte dort eine „klassische Karriere“: Im Anschluss an seine Jahre in der Bereitschaftspolizei sowie vor und nach dem Studium versah er vor allem in der Polizeistation Hanau I Dienst, zunächst als Streifenbeamter, dann als Vertreter des Dienstgruppenleiters und später auch als Dienstgruppenleiter und Leiter der Ermittlungsgruppe. Weitere Erfahrungen sammelte er mehrere Jahre als Leiter des Sachgebietes „Sprayer“. Eingesetzt war er zudem in Maintal als Vertreter des Dienststellenleiters. Adam stammt aus Freigericht, wo er bis heute Freunde und Verwandtschaft hat, er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Erlensee. Seine beiden erwachsenen Söhne sind inzwischen ausgezogen. „Da müsste jetzt die Phase eintreten, in der mehr Freizeit übrig ist. Aber irgendwie werden die Tage immer kürzer“, sagt er und lächelt. / tim
„Ich hatte vorher keinen großen Bezugspunkt zur Region. Schlüchtern war für mich eher ein Urlaubs-Durchreise-Ort“, sagt er. Die Bergwinkelstadt habe er von Erlensee aus auf dem Weg zu seiner Schwester in Hamburg nur als „Autobahnschild“ wahrgenommen. „Landschaftlich ist es hier allerdings sehr schön. Aber ich bin ja leider noch nicht so oft rausgekommen.“ Erlensee hingegen „ist verkehrstechnisch gut gelegen. Das war’s aber auch“.
Apropos Erlensee. Als dort unlängst in der Nacht ein Geldautomat gesprengt wurde, hörte dies auch Adam und stand förmlich im Bett. Und dass es vielleicht mit dem ausgebrannten Auto zwischen Sterbfritz und Mottgers einen Zusammenhang zu diesem Fall gibt, bildet in den kriminalistisch eher ruhigeren Tagen im Bergwinkel eine Ausnahme. „Allerdings ist der Einzugsbereich schon enorm. Es ist ein unheimlich großer Raum, die Wege sind weit“, weiß der erfahrene Polizist.
Ebenso wie Uffelmann und Enders hat auch Adam ein Faible für Sport. Er läuft, schwimmt, radelt, geht ins Fitness-Studio. Allerdings jagt er nur Verbrecher und nicht wie sein Vorgänger dem runden Leder nach. Obwohl er durchaus mit einer Bundesliga-Mannschaft sympathisiert: „Das ist gerade aber nicht so einfach“, sagt er und lächelt. Denn als er als Kind anfing, sich für Fußball zu interessieren, gab es auf der einen Seite Größen wie Maier, Beckenbauer, Müller. „Aber Bayern ging halt gar nicht.“ Und dann waren da noch Vogts, Heynckes, Netzer. Die „Fohlen-Elf“. Also sympathisierte Adam mit Gladbach und tut dies noch heute.
Adams erklärtes Ziel seit der Übernahme der Dienststelle: „Wir wollen alles so gut halten, wie es gerade ist. Die Station hat eine gute Aufklärungsquote, eine stetige Steigerung. Trotz der mehr als tragischen Umstände um den Tod von Frank Uffelmann ist die Dienststelle wunderbar organisiert“, lobt der neue Chef.
Damit für die Bevölkerung im Bergwinkel das Sicherheitsgefühl Bestand hat, wird auch Adam an der erfolgreichen „Kontrollwoche“ festhalten. Die nächste soll es im Frühjahr geben. Darüber hinaus wird die Anzahl an präventiven Streifen erhöht – die werden auch zielgerichtet an den Standorten von Geldautomaten vorbeifahren.
Und noch vor den Weihnachtstagen wird es mehrere Corona-Kontrollen mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei geben. „Die Polizei wird so gut es geht helfen, die Bestimmungen durchzusetzen. Wir wollen doch möglichst alle bald aus diesen Beschränkungen raus“, sagt der neue Stationsleiter.