Alles geht zurück auf einen Vorfall in den Mittagsstunden des 27. August 2020. Der Hausmeister hatte die Polizei in eine Schlüchterner Unterkunft gerufen, weil die 38-Jährige dort randalierte. Hintergrund war offenbar, dass der Frau kurz zuvor ihr fünfjähriges Kind wegen des Verdachts auf Misshandlung verletzt weggenommen worden war. Als dann eine Streife vor Ort eintraf, stand die Frau psychisch auffällig in ihrem Zimmer.
Die Beamten eröffneten ihr, sie müsse mit zur Untersuchung ins Krankenhaus kommen. Statt darauf einzugehen, holte sie von ihrem Bett ein Messer mit einer Klingenlänge von 20 Zentimeter und machte damit Stichbewegungen in Richtung der Beamten. Einer zog daraufhin zum Selbstschutz seine Dienstwaffe, die 51-jährige Kollegin schrie die Frau an, das Messer fallen zu lassen. Das half. Sie drehte das Stichwerkzeug mit der Spitze zu sich herum und warf es zwischen die Beine der Polizistin auf den Boden.
Damit war ihr Widerstand aber noch nicht gebrochen: Mit Spucken, Treten und Beißen wehrte sie sich gegen ihren Abtransport mit Handschellen. Selbst in der Klinik griff sie Personal an. Eine Blutuntersuchung ergab später bei ihr einen Promillewert von mindestens 2,37. Im Zimmer der Angeklagten stellten die Beamten ein Stuhlbein mit Blutanhaftungen sicher, mit dem sie offenbar ihr Kind auf den Kopf geschlagen hatte.
Ein Gutachter hatte im Vorfeld der Verhandlung bei der Frau keine psychische Erkrankung festgestellt. Stattdessen diagnostizierte er eine dissoziale Grundhaltung und eine große Streitsucht. Unter Alkoholeinfluss werde sie vermutlich weiter kriminelle Handlungen begehen.
Auch Richter Ott sah keine gute Zukunftsprognose. Er verurteilte die dreifach wegen Widerstands und Körperverletzung Vorbestrafte zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten ohne Bewährung. Zum Abschied wünschte die Frau allen „sie sollen Krebs bekommen und sterben“. Gott werde über sie richten. Erst vor dem Gerichtsgebäude wurden ihr die Handschellen abgenommen. Zum Dank zerriss sie die Fahrkarte, die sie vom Gericht für die Heimfahrt bekommen hatte, und warf die Schnipsel über die Polizisten. (ls)