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Nach Kündigungswelle in zwei Rehakliniken - darum äußert sich der Insolvenzverwalter bisher nicht

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Von: Hanns-Georg Szczepanek

Main-Kinzig-Kreis: Klinik Lohrey insolvent
Die Klinik Lohrey ist eine der beiden in Not geratenen Reha-Kliniken in Bad Soden. © Barbara Kruse (Archivfoto)

Nach den beiden Betriebsversammlungen in den Bad Sodener Reha-Kliniken Lohrey und Rhönblick, in denen einem Großteil der Beschäftigten die jeweilige Kündigung ausgehändigt wurde, hat sich die Insolvenzverwaltung der beiden Schwester-GmbHs bislang noch nicht zu Wort gemeldet.

Update vom 13. November, 7.44 Uhr: In dem seit Dezember 2021 eigenverwalteten Insolvenzverfahren der Kliniken Lohrey und Rhönblick, in dem es Ende Oktober zur Kündigung von fast allen Beschäftigten gekommen ist, hat sich eine rechtliche Änderung ergeben.

Die Kanzlei Flöther & Wissing (Halle/Saale) war bislang Sachwalterin des Verfahrens, in dem die bisherige Geschäftsleitung der beiden Klinik-GmbHs (Lohrey und Gesund Leben) sowie die Magdeburger Firma Innovatis Restrukturierung Regie führten. Der Sachwalter hat dabei nur eine Aufsichtsfunktion.

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„Das schließt die Kommunikation mit ein“, erklärte am Freitag ein Sprecher der Kanzlei auf Anfrage unserer Zeitung, warum von den Rechtsanwälten Flöther & Wissing bislang nichts zu vernehmen war. Das Insolvenzgericht in Hanau aber in dieser Woche die Eigenverwaltungen aufgehoben und Professor Dr. Lucas Flöther zum Insolvenzverwalter bestellt.

Der Kanzleisprecher verweist darauf, dass vor einer Presseerklärung „angesichts der schwierigen Situation andere Dinge Vorrang haben“. Flöther mache sich zurzeit in Gesprächen mit den wesentlichen Beteiligten „ein Bild der komplizierten Sachlage“, was einige Tage in Anspruch nehme. Danach sollen öffentlich relevante Fragen beantwortet werden. 

Erstmeldung vom 7. November, 19.24 Uhr: Bad Soden - Eine am Montag (31. Oktober) für diese Woche angekündigte Stellungnahme lag bis Redaktionsschluss am Freitag noch immer nicht vor. Wie berichtet, gibt es nach den im negativen Sinn „denkwürdigen“ Betriebsversammlungen in der Rhönblick-Klinik seit der Wochenmitte keine Patienten mehr.

In den Betriebsversammlungen hatten zahlreiche Rhönblick-Mitarbeiter durchaus unvermutet von ihrer Entlassung erfahren. Diese haben nach der Freistellung der meisten Beschäftigten zum 1. November die Einrichtung mittels Fahrdiensten oder eigenständig verlassen.

Main-Kinzig-Kreis: Rehakliniken insolvent - Netzwerk vermittelt Stellen

Aus den Reihen des bisherigen Personals verlautete, dass mit den 26 dort nicht entlassenen Mitarbeitern der Klinikbetrieb ohnehin nicht habe aufrechterhalten werden können. Einen Betriebsrat gibt es in der Rhönblick-Klinik nicht, in der Klinik Lohrey allerdings schon. Ein Mitglied der Arbeitnehmervertretung bestätigte gegenüber unserer Zeitung zwar, dass ein formeller Interessenausgleich und Sozialplan zwar am Ende unterzeichnet worden sei, es darüber aber nicht wirklich Verhandlungen gegeben habe. Vielmehr sei abseits üblicher Fristen Erwartungsdruck aufgebaut worden, zum Wohl der Klinik Lohrey dem finalen Entwurf zuzustimmen.

In diesem stehen allerdings statt der ursprünglich nur etwa 30 Personen zur Weiterbeschäftigung nun 53 Mitarbeiter. Die genaue Anzahl derer, die in beiden Kliniken nicht mehr weiterbeschäftigt werden sollen, lässt sich mangels konkreter Angaben nicht genau bestimmen. Aus der Belegschaft werden „mindestens 120“ und womöglich bis zu 180 genannt. Der korrekte Wert liegt wohl irgendwo dazwischen. Aus Mitarbeiterkreisen wird zum Teil auch Verständnis dafür aufgebracht, dass sich der bisherige Geschäftsführer der beiden seit Dezember 2021 in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung befindlichen Schwester-GmbHs derzeit aus rechtlichen Gründen nicht öffentlich äußere.

Um die nun gekündigten Fachkräfte in der Region und am besten in der Stadt Bad Soden-Salmünster zu halten, bietet das in der Kurstadt an Salz und Kinzig ansässige Netzwerk für Gesundheit Main-Kinzig GmbH diesen an, sich formlos über die Webseite www.nfg-mkk.de zu bewerben. Von dort würden die E-Mails mit der jeweiligen Kurzbewerbung an alle Netzwerkmitglieder weitergeleitet, damit diese sich gegebenenfalls bei den Absendern melden können.

Auch die Stadtverwaltung von Bad Soden-Salmünster im Rathaus Salmünster bietet sich als mögliche Vermittlerin von Bewerbungen an.

Bürgermeister Dominik Brasch (parteilos) teilte zur aktuellen Situation der beiden Reha-Kliniken in Bad Soden (Main-Kinzig-Kreis) mit, dass er „im engen Austausch mit den handelnden Akteuren“ stehe. Die Geschäftsführung der Kliniken habe ihn über die Umstände in Kenntnis gesetzt, mit Eigentümer und Insolvenzverwalter stehe er ebenfalls in Kontakt. Brasch bittet aber um Verständnis, dass er sich gegenwärtig zu den Hintergründen nicht näher äußern und an Spekulationen nicht beteiligen wolle. Gerne stehe er jedoch gekündigten Betroffenen beratend zur Seite, denn „es wäre wünschenswert, dass die medizinische und fachliche Kompetenz am Standort gehalten werden kann“. Formlose Kurzbewerbungen nähmen er und die Stadtverwaltung daher zur direkten Weiterleitung an Einrichtungen vor Ort oder an das Netzwerk für Gesundheit Main-Kinzig entgegen.

Oberstes Ziel ist laut Dominik Brasch, den Betrieb der beiden Kliniken weiterzuführen. Ob und wie dies gelingen könne, sei Bestandteil von derzeit laufenden Gesprächen.

Die „Schieflage“ der Kliniken Rhönblick und Lohrey sei weder neu gewesen noch sei diese überraschend gekommen. Eine „geordnete und sozialverträgliche Lösung zwischen Verantwortlichen und Arbeitnehmern wäre daher zu erwarten gewesen“, meint der Rathauschef.

Wie unsere Zeitung bereits Ende 2021 berichtete, waren Verbindlichkeiten in siebenstelliger Höhe aufgelaufen. Ein dringlicher werdender Investitionsstau zum Erhalt und zur Modernisierung sollte damals in Angriff genommen werden. Zu Investitionen kam es aber wohl auch deshalb nicht, weil sich bei der Klinik Lohrey Eigentümer und Betreiber nicht einigen konnten.

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