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Foto-Nachweis von vier Jungtieren: Rhöner Wolfswelpen bereiten Tierhaltern Sorgen

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Am 20. September tappten die vier Wolfswelpen auf der bayerischen Seite des Truppenübungsplatzes Wildflecken in die Fotofalle.
Am 20. September tappten die vier Wolfswelpen auf der bayerischen Seite des Truppenübungsplatzes Wildflecken in die Fotofalle. © Bundesforstbetrieb Reußenberg

Das Wolfspaar, das schon längere Zeit auf dem Truppenübungsplatz in Wildflecken unterwegs ist, hat vier Junge bekommen. Die Tiere sind am 20. September in eine Fotofalle getappt. Doch nicht jeder freut sich über den Nachwuchs bei Familie „Isegrim“.

Schlüchtern/Wildflecken - Die Jungtiere sind zwar auf bayerischer Seite in die Fotofalle getappt – durch den Truppenübungsplatz verläuft die Grenze zwischen Hessen und Bayern –, aber die Tiere lassen sich von Landesgrenzen freilich nicht aufhalten. Und sie legen auf ihren Touren oft große Strecken zurück.

Erste Anzeichen dafür, dass sich in Wildflecken Nachwuchs einstellt, gab es schon im Juni. Damals lief eine Wölfin mit erkennbarem Gesäuge in die Fotofalle. Das Wolfspaar ist schon länger in der Rhön unterwegs und zieht nun offenbar gemeinsam vier Junge in direkter bayerischer Nachbarschaft zum Main-Kinzig-Kreis groß.

Main-Kinzig-Kreis: Rhöner Wolfswelpen bereiten Tierhaltern Sorgen

Der Wolfsnachwuchs birgt jedoch vor allem für Weidetierhalter hohes Konfliktpotential. Um auf die Folgen einer ungehinderten Ausbreitung von Wölfen aufmerksam zu machen, wurden unlängst unweit von Wildflecken Mahnfeuer entzündet.

Eine Aktion des Bayerischen Bauernverbands (BBV), der für den Herdenschutz etwa eine vollständige Kostenübernahme für Sach- und Unterhaltungskosten fordert. Generell fordert der BBV, dass bei Übergriffen in „nicht zumutbar schützbaren Gebieten“ eine unbürokratische und schnelle „Entnahme des Problemwolfes“ möglich sein müsse.

Mahnfeuer auf Burg Brandenstein: Die Weidetierhalter machten auf ihre Sorge aufmerksam.
Mahnfeuer auf Burg Brandenstein: Die Weidetierhalter machten auf ihre Sorge aufmerksam. © privat

Dem Aufruf zum Mahnfeuer folgten auch einige Schafhalter aus dem Bergwinkel, zum Beispiel aus Hintersteinau, Weiperz, Kressenbach, Hutten und Elm, die ein Feuer auf Burg Brandenstein entzündeten und natürlich der Etablierung eines Wolfsrudels in Wildflecken kritisch gegenüberstehen.

Die Schäferei Lenz aus Elm ist mit 600 Mutterschafen die wohl größte Schäferei im gesamten Main-Kinzig-Kreis. Schäfermeister Wilfried Lenz war mit seinem Sohn Stefan auf Burg Brandenstein, um auf das Problem durch den Wolf auch hier bei uns aufmerksam zu machen. „Wildflecken ist nicht weit weg“, sagt er. Und: „70 Kilometer läuft ein Wolf in einer Nacht. Dann ist er schon längst bei uns. Und das ist für uns ein Problem.“

Es ist schwierig, ruhig zu schlafen, wenn es um deine Existenz geht.

Schäfermeister Wilfried Lenz

Laut Lenz ist es nicht seine größte Sorge, dass der Wolf mal ein Tier reißen würde. Vielmehr hat er Angst, dass die Herde aufgeschreckt wird und einige Tiere auf Straßen oder Gleisen landen. „Es ist schwierig, ruhig zu schlafen, wenn es um deine Existenz geht“, sagt der Schäfermeister. Wenn der Wolf einmal da war, „dann fährst du auch nachts nochmal zur Herde, nur um nachzusehen“, so Lenz.

Er selbst hält seine Tiere alle eingezäunt, wenn er nicht bei ihnen ist. „Und zwei Herdenschutzhunde habe ich auch gekauft.“ Aber auch das verspricht keine 100-prozentige Sicherheit. Lenz weiß von einem Schäfer in Brandenburg, dessen Hunde totgebissen wurden. Und ein Schäfer am Truppenübungsplatz hält inzwischen zehn Hunde. Lenz: „Mal schauen, was es hilft.“

Constantin von Brandenstein, auf dessen Burg auch ein Mahnfeuer angezündet wurde, sieht ein weiteres Problem: Kommt der Wolf, werden die Tierhalter die Beweidung der für den Bergwinkel typischen Kalkmagerrasen wohl einstellen. Und dann leidet die Artenvielfalt. Inklusive Orchideen. „Das würde die ganze Landschaft im Bergwinkel in ihrer Vielfalt verändern“, meint er. (mln, tim)

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