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Grab für Robin - Rotmilan fällt am „Breitefeld“ Windrad zum Opfer

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Von: Tim Bachmann

Ein würdevolles Grab erhielt Rotmilan Robin, der wohl Opfer eines Windrades wurde.
Ein würdevolles Grab erhielt Rotmilan Robin, der wohl Opfer eines Windrades wurde. © stock.adobe.com; Inge Vey, Dagmar Lins

Einen traurigen Fund machten dieser Tage Dagmar Lins und Elms ehemalige Ortsvorsteherin Inge Vey beim morgendlichen Spaziergang am „Breitefeld“. Dort lag ein toter Rotmilan, der offenkundig einem Windrad zum Opfer gefallen war.

Elm - „Das war ein stattlicher Rotmilan, ein richtig großer Vogel“, berichtet Vey. Inzwischen steht ein Holzkreuz an der Stelle, an der Vey und Lins den Rotmilan gefunden haben. „Ein würdevolles Grab“, beschreibt Vey die letzte Ruhestätte von „Robin“, wie der Rotmilan „getauft“ wurde.

Dass Robin bestattet wurde, ist Naturschützer Eberhard Hummel zu verdanken, dem Mann von Dagmar Lins. Seine Frau habe ihm von dem toten Tier berichtet, und Hummel wollte den Milan „im Geheimen“ begraben.

„Ich kann so ein edles Tier nicht einfach liegenlassen“, sagt der passionierte Naturschützer und Hobby-Ornithologe. Also sei er zum Unglücksort gefahren und habe den Vogel begraben und ein Holzkreuz aufgestellt.

Main-Kinzig-Kreis: Grab für Robin - Rotmilan fällt Windrad zum Opfer

Vey und Lins entdeckten das Kreuz, und sie erzählten Hummel von der „schönen Gedenkstätte“, die da jemand angelegt habe. Nicht jemand, sondern Hummel selbst, wie er dann bekannte. Er sei regelmäßig in und um Elm im Main-Kinzig-Kreis unterwegs und gucke dabei auch, ob Vögel den Windrädern zum Opfer gefallen sind. Ein toter Rotmilan sei ihm aber zuvor nicht aufgefallen, erzählt der Vogel-Freund.

Hummels Vereinskollege von den Elmer Naturschutzfreunden, der pensionierte Förster Klaus Düdder, weiß, dass „wir im Milan-Land leben“. Und im Schwarzstorch-Land. Es sei schon immer befürchtet worden, dass Vögel und vor allem Fledermäuse den Windkraftanlagen zum Opfer fallen würden, allerdings habe er selbst noch keine solchen Beobachtungen gemacht, sagt Düdder. (Lesen Sie auch: Ulrichstein verkauft letzte Windkraftanlagen - Rückbaukosten entfallen)

Rotmilanbestände sind im Main-Kinzig-Kreis nicht gefährdet

„Ich erinnere mich aber noch daran, als oberhalb von Hohenzell noch die Windräder standen. Damals habe ich an einem nebligen Tag einen Kranichzug beobachtet“, erzählt der Vorsitzende der Elmer Naturschutzfreunde. Die Tiere seien bei ihrem Zug von den Anlagen gestört worden und dann bei Ahlersbach niedergegangen, berichtet Düdder. Von einer ähnlichen Begebenheit im Vogelsberg berichtet auch Hummel.

Während Inge Vey zum Thema Klimaschutz und Windkraft auch das Thema Naturschutz und damit den Schutz der edlen Vögel in Erinnerung ruft, sieht Dr. Karl-Heinz Schmidt, Leiter der Ökologischen Forschungsstation Schlüchtern (ÖFS), keine Häufung von Tieren, die Windrädern zum Opfer fallen würden: „Die Rotmilanbestände in unserer Region sind nicht gefährdet. Sie nehmen eher zu.“

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Der Biologe befasst sich seit nunmehr gut 50 Jahren mit der ornithologischen Entwicklung im Bergwinkel. Also auch schon zu Zeiten, als sich noch keine Windräder drehten. „Zwar kommt es vor, dass hin und wieder ein Rotmilan durch ein Windrad stirbt, aber man muss da die Gesamtpopulation im Auge behalten“, meint der Biologe.

Aus seiner Erfahrung seien in Gebieten, in denen wie um Elm einige Windkraftanlagen stünden, eher Zuwächse an Rotmilanen zu beobachten. „Ich sehe durch die Windräder keine Probleme“, sagt Schmidt. Häufig würden vor allem Windkraftgegner auf die verendeten edlen Tieren hinweisen, allerdings seien die Vogel-Verluste durch „Scheibenanflüge“ oder Zusammenstöße mit Autos wesentlich größer, erklärt der ÖFS-Leiter.

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