Vey und Lins entdeckten das Kreuz, und sie erzählten Hummel von der „schönen Gedenkstätte“, die da jemand angelegt habe. Nicht jemand, sondern Hummel selbst, wie er dann bekannte. Er sei regelmäßig in und um Elm im Main-Kinzig-Kreis unterwegs und gucke dabei auch, ob Vögel den Windrädern zum Opfer gefallen sind. Ein toter Rotmilan sei ihm aber zuvor nicht aufgefallen, erzählt der Vogel-Freund.
Hummels Vereinskollege von den Elmer Naturschutzfreunden, der pensionierte Förster Klaus Düdder, weiß, dass „wir im Milan-Land leben“. Und im Schwarzstorch-Land. Es sei schon immer befürchtet worden, dass Vögel und vor allem Fledermäuse den Windkraftanlagen zum Opfer fallen würden, allerdings habe er selbst noch keine solchen Beobachtungen gemacht, sagt Düdder. (Lesen Sie auch: Ulrichstein verkauft letzte Windkraftanlagen - Rückbaukosten entfallen)
„Ich erinnere mich aber noch daran, als oberhalb von Hohenzell noch die Windräder standen. Damals habe ich an einem nebligen Tag einen Kranichzug beobachtet“, erzählt der Vorsitzende der Elmer Naturschutzfreunde. Die Tiere seien bei ihrem Zug von den Anlagen gestört worden und dann bei Ahlersbach niedergegangen, berichtet Düdder. Von einer ähnlichen Begebenheit im Vogelsberg berichtet auch Hummel.
Während Inge Vey zum Thema Klimaschutz und Windkraft auch das Thema Naturschutz und damit den Schutz der edlen Vögel in Erinnerung ruft, sieht Dr. Karl-Heinz Schmidt, Leiter der Ökologischen Forschungsstation Schlüchtern (ÖFS), keine Häufung von Tieren, die Windrädern zum Opfer fallen würden: „Die Rotmilanbestände in unserer Region sind nicht gefährdet. Sie nehmen eher zu.“
Der Biologe befasst sich seit nunmehr gut 50 Jahren mit der ornithologischen Entwicklung im Bergwinkel. Also auch schon zu Zeiten, als sich noch keine Windräder drehten. „Zwar kommt es vor, dass hin und wieder ein Rotmilan durch ein Windrad stirbt, aber man muss da die Gesamtpopulation im Auge behalten“, meint der Biologe.
Aus seiner Erfahrung seien in Gebieten, in denen wie um Elm einige Windkraftanlagen stünden, eher Zuwächse an Rotmilanen zu beobachten. „Ich sehe durch die Windräder keine Probleme“, sagt Schmidt. Häufig würden vor allem Windkraftgegner auf die verendeten edlen Tieren hinweisen, allerdings seien die Vogel-Verluste durch „Scheibenanflüge“ oder Zusammenstöße mit Autos wesentlich größer, erklärt der ÖFS-Leiter.