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„Nicht unter zehn Millionen Euro“ - Finanziert eine Stiftung den Umbau der ehemaligen Synagoge?

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Von: Hanns-Georg Szczepanek

In Schlüchterns ehemaliger Synagoge überreichten Vertreter der beiden örtlichen Banken zusammen 5000 Euro: (von links) Torsten Priemer (Kreissparkasse Schlüchtern), die Fördervereinsvertreter Werner Hölzer, Peter Büttner und Bernd Ullrich sowie Frank Mackenroth (VR-Bank Fulda).
In Schlüchterns ehemaliger Synagoge überreichten Vertreter der beiden örtlichen Banken zusammen 5000 Euro: (von links) Torsten Priemer (Kreissparkasse Schlüchtern), die Fördervereinsvertreter Werner Hölzer, Peter Büttner und Bernd Ullrich sowie Frank Mackenroth (VR-Bank Fulda). © Hanns Szczepanek

Am Gebäude selbst ist zwar nichts zu sehen, aber die Vorbereitung zu einer umfassenden Sanierung der ehemaligen Synagoge in Schlüchtern münden in diesen Wochen in eine entscheidende Phase.

Schlüchtern - Bei einem Vororttermin in der Grabenstraße in Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) informierte der Vorsitzende des im Juni gegründeten Vereins „Freunde der Synagoge Schlüchtern“, Dr. Peter Büttner, gestern über den aktuellen Stand der Dinge. Durch persönliche Kontakte sei es ihm und dem Vereinsvorstand gelungen, eine private Stiftung zu interessieren. Diese habe sich der Bewahrung des jüdischen Erbes in Deutschland verschrieben.

Weil deren Führung im Dezember über die Unterstützung neuer Projekte entscheide, werde derzeit vonseiten des Schlüchterner Fördervereins intensiv am Nutzungskonzept für das künftige Kulturhaus sowie am Betreiberkonzept gefeilt, auch wenn letzteres für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes nachrangig ist. Einzelheiten können laut Büttner derzeit noch nicht publiziert werden, weil sich Projektdetails noch in der Abstimmungsphase mit der Stadt Schlüchtern als Eigentümerin befänden.

Main-Kinzig-Kreis: Sanierung der Synagoge „nicht unter zehn Millionen Euro“

Im Lauf des November seien aber Konzepte und konkrete Pläne bei der Stiftung einzureichen. Denn Sanierung und Umbau, welche die Stiftung womöglich finanziert, belaufen sich laut Büttner auf „nicht unter zehn Millionen Euro“. Dementsprechend seien ein Dutzend Mitglieder des Vereinsvorstands und weitere „Mitdenker“ derzeit damit beschäftigt, die Vorgaben der potenziellen Geldgeber zu erfüllen.

Ende Oktober soll die Detailplanung öffentlich vorgestellt werden. Klar ist für Büttner bereits, dass eine nachträglich eingezogene Zwischendecke wieder entfernt wird, woraus sich ein etwa drei Stockwerke hoher Kuppelsaal ergibt. In der Ideenschmiede für die künftige Nutzung befinden sich zum Beispiel ökumenische Veranstaltungen über Religionsgrenzen hinweg. Auch Unterrichtsstunden der örtlichen Gymnasien könnten in der einstigen Synagoge stattfinden, wenn im Fach Geschichte die NS-Zeit behandelt wird.

Ehemalige Synagoge in Schlüchtern: Private Stiftung könnte Sanierung finanzieren

Als Architekten seien mit Professor Nikolaus Hirsch (Frankfurt) und Professor Dr.-Ing. Michel Müller (Köln) zwei namhafte Architekten gewonnen worden, die zugleich auch Kunsthistoriker sind und die besondere Dimension dieser Sanierung erfassen könnten. Wichtig ist Peter Büttner, dass die Würde des einstigen jüdischen Gotteshauses bewahrt bleibe. (Lesen Sie hier: Teure Flecken im Heimatmuseum in Salmünster: Fassade muss saniert werden)

Beim Besuch der Architekten vor wenigen Wochen seien diese ebenso wie Büttner und sein Team von der alten Synagoge fasziniert worden. Diese sei „ein Unikat“. In ganz Europa gebe es maximal vier oder fünf ähnliche Bauwerke. Das Architekten-Duo sei in der Lage, in seinem Gestaltungsvorschlag „die Geschichte dieses Hauses widerzuspiegeln“ und dennoch zeitgenössische Baukunst zu integrieren.

Finanzierung des Umbaus: Förderverein muss Konzepte und konkrete Pläne einreichen

Für die Arbeitsfähigkeit des Vereins überreichten Vertreter der beiden örtlichen Banken jeweils 2500 Euro an den Verein, der laut Büttner bis Ende September rund 60.000 Euro für die Projektvorbereitung gesammelt haben wird. Torsten Priemer, Vorstandschef der Kreissparkasse, sprach von „einem Glücksfall für Schlüchtern“, wenn das Projekt realisiert werde. Ebenso wie die VR-Bank unterstütze sein Kreditinstitut regionale Projekte eher breit gefächert, doch „Leuchtturmprojekte“ wie die alte Synagoge zählten ebenfalls zum Förderspektrum.

Der Verein der Freunde der Synagoge zählte bei der Gründung 22 Mitglieder und liegt jetzt bei 33. Weitere heißt Peter Büttner gern willkommen.

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