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Nach drei Wahlperioden ist Schluss - Sinntals Bürgermeister will nicht mehr kandidieren

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Von: Marah Naumann

Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich (SPD) will 2022 nicht erneut für das Amt kandidieren.
Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich (SPD) will 2022 nicht erneut für das Amt kandidieren. © privat

Für einen Paukenschlag hat Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich (SPD) in der Gemeindevertretersitzung am Montag gesorgt: Er verkündete, dass er 2022 nicht erneut für das Amt kandidieren wird.

Sinntal - Zuvor hatte das Gemeindeparlament mittels einstimmigem Beschluss den Tag der Bürgermeisterwahl in Sinntal im Main-Kinzig-Kreis auf den 18. September 2022 festgelegt. Eine eventuelle Stichwahl soll am 2. Oktober erfolgen.

Bürgermeister Ullrich erinnerte nach Abschluss des letzten Tagesordnungspunkts am Montag an seine Antrittsrede vor 17 Jahren. Damals habe er den Sinntalern zugesagt, für drei Wahlperioden zur Verfügung zu stehen. Das sei letztlich aufgrund seiner zweimaligen Wiederwahl auch geschehen.

„Nun habe ich mich gefragt, ob ich es mir zutraue, das Amt weiterhin zu begleiten“, berichtete Ullrich. Am Ende der laufenden Legislaturperiode sei er 47 Jahre alt und müsse dann noch 20 Jahre effektiv beruflich tätig sein. Schließlich habe er sich entschieden, 2022 nicht erneut zur Wahl anzutreten. (Lesen Sie auch: Brigitte Hartmann (BWG) ist Vorsitzende im Parlament im Sinntal)

Main-Kinzig-Kreis: Sinntals Bürgermeister will nicht mehr kandidieren

„Politik ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens“, betonte Ullrich, der auch das Amt des Kreistagsvorsitzenden inne hat. „Mein Herz schlägt für die Kommunalpolitik. Ich lebe das Amt des Bürgermeisters rund um die Uhr und nehme es auch mit nach Hause.“

Das sei für ihn aber nicht alles im Leben. Auf Nachfrage unserer Zeitung betont er jedoch, dass er sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hat: „Sie ist das Ergebnis eines langen und intensiven Abwägungsprozesses.“

Am 13. Januar 2023 – das Ende der Amtszeit ist am 12. Januar – beginne für ihn ein neuer Abschnitt mit neuen Herausforderungen. Dann will der gelernte Sozialversicherungsfachangestellte zurück zu seinem Beruf als Personalberater.

Carsten Ullrich macht sich ab 2023 wieder selbstständig

„Ab Januar 2023 mache ich mich wieder selbstständig. Ich berate und coache dann Bürgermeister und Landräte und baue parallel eine Akademie mit speziellen Angeboten für Bürgermeister und Landräte auf“, verrät er. Ein Umzug zurück in die Heimat Gelnhausen sei nicht geplant: „Meine Familie und ich, wir fühlen uns in Weiperz pudelwohl.“

Trotz seiner Entscheidung betont der Bürgermeister: „Ich will die Hände nun aber nicht in den Schoß legen.“ Auch der Finanzhaushalt für 2023 werde seine Handschrift tragen. Für die restliche Amtszeit gelte es, gemeinsam Projekte anzugehen.

„Einigen habe ich damit vielleicht ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk beschert, anderen eher nicht“, vermutete Ullrich während der Sitzung am Montag. Dennoch dankte er den Mitgliedern des Gemeindeparlaments für die Zusammenarbeit im laufenden Jahr und wünschte trotz Corona-Pandemie eine besinnliche Adventszeit und ein schönes Weihnachtsfest. Nach Ende seiner Rede erhielt der Bürgermeister Applaus aus dem Zuschauerraum.

Sinntals Bürgermeister will nicht mehr kandieren - Parlament überrascht

Für die meisten Parlamentsmitglieder dürfte die Nachricht Ullrichs überraschend gewesen sein. Entsprechend kurz fielen am Dienstag die Stellungnahmen der Sinntaler Fraktionschefs auf Nachfrage unserer Zeitung aus. Lukas Henke (CDU) bedankte sich im Namen seiner Fraktion bei Ullrich „für die Arbeit der letzten Jahre und den wertschätzenden Umgang miteinander“.

Was dies nun für die CDU Sinntal bedeute, werde sorgfältig in den Parteigremien beraten und zur gegebenen Zeit mitgeteilt. Generell sei die CDU in Sinntal gut aufgestellt, weshalb man positiv in die Zukunft blicke.

„In unseren Augen hat Bürgermeister Ullrich einen hervorragenden Job gemacht“, betonte SPD-Fraktionsvorsitzender und Ullrichs Parteikollege Oliver Habekost. Nun gelte es, nach vorne zu schauen und dieWeichen für die anstehende Bürgermeisterwahl zu stellen. Ein Austausch über einen eventuellen Kandidaten der Sozialdemokraten soll demnächst erfolgen.

Bürgermeisterwahl in Sinntal: BWG will eigenen Kandidat ins Rennen schicken

„Er hat sich dies nach einer Amtszeit von 18 Jahren sicherlich genau überlegt und sich seine Entscheidung nicht leicht gemacht“, stellt Mike Richter, Vorsitzender der BWG-Fraktion, bezüglich Ullrichs Mitteilung fest.

Die BWG werde als stärkste Fraktion in der Gemeindevertretung für die Bürgermeisterwahl 2022 einen Kandidaten aus den eigenen Reihen vorschlagen. Ein entsprechender namentlicher Vorschlag werde zu gegebener Zeit festgelegt und bekannt gegeben.

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