Ein Abschied und ein Neuanfang: Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich feierlich verabschiedet

Draußen prasselnde Regenschauer, drinnen rauschender Beifall: Bei der Verabschiedung von Bürgermeister Carsten Ullrich (SPD) und der Vereidigung seines Nachfolgers Thomas Henfling (parteilos) regnete es am Montagabend in der Mehrzweckhalle zahlreiche lobende Worte, Glückwünsche für die Zukunft – und Blumensträuße.
Sinntal - Im Zuschauerraum der Gemeindevertretung von Sinntal (Kinzigtal), wo sonst nur eine Handvoll Gäste sitzt, hatten sich zu der außergewöhnlichen Sitzung etwa 90 Personen eingefunden. Darunter zahlreiche prominente Gäste, Bürgermeister benachbarter Kommunen, Bedienstete der Gemeindeverwaltung, Verwandte, Freunde und Gönner der beiden Protagonisten des Abends.
Main-Kinzig-Kreis: Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich verabschiedet
„Heute beginnt eine neue Periode der Sinntaler Gemeindepolitik“, betonte Brigitte Hartmann (BWG), Vorsitzende der Gemeindevertretung, in ihrer Rede zur Einführung von Thomas Henfling. Dem scheidenden Rathauschef dankte sie für dessen Engagement, das durch viele Beispiele in seiner 18-jährigen Amtszeit hinterlegt sei. „Das Zeitalter der erneuerbaren Energien nimmt Fahrt auf und macht nicht vor dem Sinntal Halt. Auch wir werden jetzt unseren Beitrag zur Klimaneutralität leisten müssen“, prognostizierte Hartmann. Diesen Kurs habe Henfling eingeschlagen.
Dessen Vereidigung erfolgte mit der formellen Übergabe der Ernennungsurkunde durch Ullrich sowie der Verpflichtung durch Hartmann. Erster Beigeordneter Ernst Heinbuch (SPD) erinnerte an die Ankunft Ullrichs in Sinntal vor knapp 18 Jahren. Ullrich habe gezeigt, dass Kommunalpolitik auch Spaß machen könne. Er habe zahlreiche wichtige Gespräche geführt, um „die Mehrheit hinter sich zu bringen“.
In seinen Grußworten drückte Landrat Thorsten Stolz (SPD) seine persönliche Verbundenheit zu Carsten Ullrich aus. In den vergangenen 18 Jahren sei es ihm gelungen, die Finanzen der Gemeinde im Griff zu behalten und gleichzeitig große Projekte wie etwa das Wohn- und Gesundheitszentrum Lebensbaum in Sterbfritz zu realisieren. Stolz hob zudem Ullrichs „kontinuierliche Investitionen in Feuerwehr und Brandschutz“ hervor: „Carsten, Du kannst auf all diese Dinge auch ein Stück weit stolz sein.“ Mit Ullrich habe Sinntal auch einen „unheimlich würdigen Repräsentant“ gehabt. Dem neuen Rathauschef Henfling wünschte Stolz für sein Amt alles Gute.

„Ein Wechsel an der Spitze birgt immer Veränderung“, stellte Johannes Heger als Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebund, fest. Ein Rathauschef habe zahlreiche Aufgaben im Tagesgeschäft zu erfüllen, zudem werde eine ständige Verfügbarkeit erwartet. Lobende Worte richtete er an Ullrich auch für die frühzeitige Einarbeitung Henflings.
SPD-Fraktionsvorsitzender Oliver Habekost hielt im Namen der Gemeindevertretung die Laudatio auf Carsten Ullrich. Er erinnerte an die Weichenstellung zu dessen Kandidatur im Jahr 2004 in einem Sportlerheim in Gelnhausen-Meerholz, Ullrichs Heimatort. Habekost beschrieb den scheidenden Bürgermeister als ehrlich, geradlinig, entschlossen und hilfsbereit: „Deine Erfolge können sich mehr als sehen lassen.“ Dabei habe er nie als Solist, sondern stets als Teil des „Ensembles Gemeindeverwaltung“ agiert.
Als besondere Überraschung überreichte er Ullrich die Willy-Brandt-Medaille der SPD, die höchste Auszeichnung der Partei, für dessen mehr als 30-jähriges sozialdemokratisches Engagement. Das Publikum ehrte Ullrich mit Ovationen im Stehen. (Lesen Sie hier: Main-Kinzig-Kreis zeichnet Ehrenamtliche aus - Verein aus Bad Soden-Salmünster unter Preisträgern)
Die gespürte Lebensqualität der Sinntaler wird der Maßstab Ihres Handelns sein.
Habekost gratulierte Thomas Henfling zum Amtsantritt und hieß ihn in der Gemeindevertretung willkommen. BWG-Fraktionsvorsitzender Mike Richter bat den neuen Bürgermeister, das Vertrauen der Sinntaler nicht zu enttäuschen und überreichte „als Erinnerung an diesen Tag“ das BWG-Emblem. „Behalten Sie den bisher gezeigten Schwung und Optimismus“, richtete CDU-Ortsvorsitzender Günter Frenz hoffnungsvolle Worte an Henfling. Und an Ullrich: „Wir sind froh, dass wir Dich gehabt haben.“
Weitere Grußworte sprachen Harald Stelzner, Ortsvorsteher von Züntersbach, in Vertretung aller Ortsgremien, der evangelische Pfarrer Arne Schmitz im Namen der Sinntaler Pfarrer sowie von Dekan Wilhelm Hammann, Gewerbevereinsvorsitzende Heike Merx sowie die drei Bürgermeister Dominik Brasch (Bad Soden-Salmünster, parteilos), der gebürtige Sinntaler Fabian Fehl (Birstein, SPD) sowie Christian Zimmermann (Steinau, parteilos). Sie alle hatten Geschenke für die Sinntaler Rathauschefs sowie ein regelrechtes Blumenmeer für deren Ehefrauen mitgebracht.
„Ich werde mich dieser neuen Aufgabe mit voller Kraft und Hingabe widmen“, betonte Henfling in seiner Ansprache. Die Gemeinde habe großes Potenzial, die es zu nutzen gelte: „Wenn wir vorankommen wollen, müssen wir mutig und innovativ sein.“ Als große Aufgabenfelder nannte der neue Bürgermeister die Energiewende sowie die Kinder- und Seniorenbetreuung, um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken. „Wir werden nicht immer einer Meinung sein“, prophezeite Henfling den Gemeindevertretern. Doch dann gelte es, konstruktive Diskussionen zu führen: „Ich zähle auf Sie.“
18 Jahre Bürgermeister: Carsten Ullrich mit Willy-Brandt-Medaille geehrt
In seiner Abschlussansprache bedankte sich Carsten Ullrich für die vielen anerkennenden Worte. „Es geht nicht immer gut und nicht immer fehlerfrei. Ich habe versucht, meinen Beruf so gut wie möglich auszuüben.“ Er habe die gegenseitige Achtung und den Respekt in der Gemeinde in den vergangenen 18 Jahren sehr genossen und geschätzt. Dabei gehöre es dazu, nicht immer einer Meinung zu sein. Sein Dank galt auch „seiner“ SPD-Fraktion, „die ich sicher das ein oder andere Mal zur Weißglut getrieben habe, wenn ich etwas unbedingt umsetzen wollte. Da kam der Gelnhäuser Sturkopf durch“.
Stolz sei er darauf, Teil einer starken Verwaltung gewesen zu sein: „Wir haben das alle gemeinsam für die Gemeinde getan.“ Dankesworte richtete Ullrich auch an seine Freunde und die Familie, allen voran seine Ehefrau Stefanie: „Ich bin wahnsinnig froh, dass Du diese Reise mit mir gehst.“ In der nächsten Zeit müsse ihm seine Familie jedoch beibringen, wie ein Privatleben funktioniere, scherzte er.
Seinem Nachfolger gab Ullrich zwei wichtige Punkte auf den Weg: „Erstens: Es gibt keine großen Fußstapfen. Und zweitens: Der Ernst des Lebens beginnt nicht jetzt, sondern mit der Geburt.“ Vom ersten Tag an habe er gemerkt, dass Henfling einen Plan habe und das Amt „wirklich will“. Vor ihm liege nun „ein riesengroßes Aufgabenfeld mit vielen Herausforderungen“. Dafür wünschte er seinem Nachfolger alles Gute und schloss mit den Worten: „Es war nicht immer eine Freude, aber es war mir immer eine Ehre.“