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Schülerinnen und Schüler aus dem Main-Kinzig-Kreis berührt von Erlebnissen in Sri Lanka

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Von: Sebastian Reichert

Schüler und Schülerinnen aus Maintal helfen bei der Verteilung der Lebensmittel im Waisenhaus St. Vincent.
Schüler und Schülerinnen aus Maintal helfen bei der Verteilung der Lebensmittel im Waisenhaus St. Vincent. © Main-Kinzig-Kreis

Nach zwei Jahren Corona-Unterbrechung konnte der Schüleraustauch mit Sri Lanka wieder stattfinden. Zurück im Main-Kinzig-Kreis zeigten sich die Schülerinnen und Schüler berührt von den Erlebnissen.

Gelnhausen/Mainzal - Die Lage in Sri Lanka war in den vergangenen 40 Jahren schwierig für die dort lebenden Menschen: 26 Jahre Bürgerkrieg bis 2009 mit mehr als 100.000 Opfern, die Tsunami-Katastrophe am 26. Dezember 2004, bei der mehr als 35.000 Menschen starben und bei der die Küstenregionen total zerstört wurden.

Danach folgten Terroranschläge auf drei Kirchen und drei Hotels am Ostersonntag 2019 mit 269 Toten und mehr als 500 Verletzten, die Corona-Pandemie, die zu Einreiseverboten und zum totalen Zusammenbruch der Tourismusindustrie mit zwei Millionen arbeitslosen Menschen führte und jetzt die Staatspleite.

Main-Kinzig-Kreis: Schülerinnen und Schüler berührt von Erlebnissen in Sri Lanka

Diese hatte im Mai 2022 große Demonstrationen und die Flucht und Abdankung des Präsidenten zur Folge. Ungeachtet dessen hat Landrat a.D. Karl Eyerkaufer, Initiator der Hilfe des Main-Kinzig-Kreises für Beruwala, nach Aufhebung des Ausnahmezustands im Sommer und ermutigt durch die deutsche Botschaft in Colombo, eine weitere Hilfsreise in das von schweren Krisen gezeichnete Land unternommen.

Begleitet von seiner Frau Marion und wie schon seit Jahren auch vom ehemaligen Kreisbeigeordneten Matthias Zach und der früheren Kreistagsabgeordneten Ursule Conen galt es vor allem, im Partnerdistrikt des Main-Kinzig-Kreises besonders notleidende Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen.

„Die Preissteigerungen machen den Menschen dort schwer zu schaffen“, erklärte der Main-Kinzig-Kreis in einer Pressemitteilung nach der Reise. „So hat sich der Preis für ein Kilogramm Mehl vervierfacht, der für Reis und andere Lebensmittel verdoppelt, die Löhne sind aber gleichgeblieben.“

Die mittlerweile politisch entspannte Lage in Sri Lanka habe es nun möglich gemacht, dass die bestehende Schulpartnerschaft des Albert-Einstein-Gymnasiums Maintal mit dem Wisdom International College Beruwala nach zweieinhalb Jahren Unterbrechung wieder aufgenommen werden konnte. So reisten 16 Schülerinnen und Schüler, Schulleiter Claus Wörn und die Organisatorin des Austauschs, Claire Lambrecht, mit der Delegation.

Unser neues Haus ist wie ein Palast für uns.

Ein Familienvater bedankte sich.

Ein berührendes Erlebnis dieses Austauschprogramms war vor allem die Übergabe eines Holzhauses durch die Schülerinnen und Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums Maintal an die Familie Lakmal mit ihren drei Kindern. Über Kuchenverkäufe und Sammelaktionen hatten die Schülerinnen und Schüler aus Maintal 1800 Euro gesammelt, mit denen in Beruwala ein 30 Quadratmeter großes Haus mit Außentoilette, Stromversorgung und Wassertank errichtet werden konnte.

In einem Dankesbrief schrieb der Familienvater: „Mit eurer großen Hilfe haben wir jetzt ein herrliches Haus. Dieses ist wie ein Palast für uns.“ Die Schülergruppe war auch bei der Übergabe von Lebensmittelpaketen an 60 notleidende Familien in den Dörfern Pannila und Ganearamba. eingebunden (lesen Sie auch hier: Urlaub in Sri Lanka - von Meeresschildkröten und edlem Zimt).

Die Pakete enthielten Reis, Linsen, Bohnen, Erbsen, Zwiebeln, Kartoffeln, Nudeln, getrockneten Fisch, Milchpulver und Mehl. Die jungen Leute aus Maintal erlebten außerdem die Übergabe von zehn neuen Häusern an Familien, die dank der Aktion „Main-Kinzig-Kreis hilft Beruwala“ aus einem Elendsviertel in ein von der Stadt zur Verfügung gestelltes Grundstück umsiedeln konnten.

„Ein wichtiger Teil der Hilfsreise war wieder die Versorgung der von uns seit Jahren betreuten vier Waisenhäuser Apeksha Vijitha Pahalage, St. Vincent, Don Bosco und Mama und Papa für Jugendliche mit körperlich und geistiger Einschränkung. Wir konnten aber auch 30 Blutdruckmessgeräte und 120 Fieberthermometer an die Krankenstationen im Distrikt Beruwala mit seinen 400.000 Einwohnerinnen und Einwohner überbringen“, erklärte Karl Eyerkaufer. 

Ein Höhepunkt der Hilfsreise war die Übergabe eines neuen Schulgebäudes für die Aluthgamgoda Junior School in Nawuththuduwa. Ein Video der Einweihungsfeier ist auf dem Youtube-Kanal des Main-Kinzig-Kreis zu sehen. „Es war ein Freudentag für das Dorf, alle Schulklassen haben nunmehr einen Raum zur Verfügung und Unterricht im Freien bei tropischer Hitze gehört nun der Vergangenheit an“, sagte Eyerkaufer.

Spendenkonto

Wer die Not der Menschen in der Partnerregion des Main-Kinzig-Kreises lindern möchte, kann mit einer Spende auf folgende Sonderkonten bei allen drei Sparkassen im Main-Kinzig-Kreis helfen, Stichwort „Beruwala“: Sparkasse Hanau: IBAN DE47 5065 0023 0000 0999 94; Kreissparkasse Gelnhausen: IBAN DE56 5075 0094 0000 0999 94; Kreissparkasse Schlüchtern: IBAN DE27 5305 1396 0000 0999 94.

Die Feierlichkeiten seien beeindruckend gewesen. Es gab eine Einweihungszeremonie mit buddhistischen Mönchen, traditionelle Tänze, Nationalhymnen, und zum Abschluss fand noch eine Brillenverteilaktion für die Dorfbewohner statt. Im Rahmen der Partnerschaft des Main-Kinzig-Kreises mit Beruwala hat der Schüleraustausch eine besonders hohe Bedeutung.

Das zeigte sich in den zwei hervorragend gestalteten Wochen durch das Wisdom International College mit Direktor Fowser und Schulleiterin Anusha Raijapaksa: Gemeinsamer Unterricht in einem gänzlich anderen Schulsystem, das Kennenlernen anderer Kulturen mit den zwei gleichberechtigten Landessprachen Sinhala und Tamil und eine große Offenheit gegenüber allen Volksgruppen und Religionen, die auf der Insel vertreten sind.

Video: Sri Lankas Polizei geht hart gegen Demonstranten vor

Aus den Gesprächen mit den Schülerinnen und Schülern der Studienfahrt, aber auch mit Sponsoren haben Karl Eyerkaufer, Matthias Zach und Ursule Conen eine große Dankbarkeit verspürt, in Deutschland leben und wirken zu dürfen, aber auch die Verpflichtung, dazu beizutragen, dass den Menschen in Sri Lanka ein würdiges Leben ermöglicht werden kann.

„Ohne dieses fortwährende, persönliche Engagement von Karl Eyerkaufer, aber auch Matthias Zach und Ursule Conen wäre es nicht möglich, diese Hilfsaktion über einen so langen Zeitraum mit so großem Erfolg am Laufen zu halten. Zahlreichen Menschen konnte so vor Ort in Beruwala geholfen werden“, erklärt Landrat Thorsten Stolz.

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