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Besonderes Kalte-Markt-Frühstück - „Strippenzieher“ stehlen allen die Schau

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Von: Tim Bachmann

Puppenspieler
Als „Puppenspieler“ lassen Ulrich Schwind (von links), Jörn Hagemann und Jörg Schlögl zur Begrüßung der zahlreichen Gäste in der Stadthalle Rathauschef Matthias Möller, Landrat Thorsten Stolz und Ersten Stadtrat Reinhold Baier tanzen. © Tim Bachmann

Sich immer wieder etwas Neues einfallen zu lassen, und dann bestenfalls auch noch einen draufzusatteln, ist nicht eben leicht. Den Veranstaltern des Kalte-Markt-Frühstücks ist das allerdings gelungen. Und zwar mit Bravour.

Schlüchtern - Rauchschwaden wabern über die Bühne der Stadthalle in Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis). Gänzlich in Schwarz gekleidet, betritt ein Puppenspieler (Jörg „Toaster“ Schlögl) hustend die Bühne. Er führt eine Marionette mit sich, die eine Kippe in der Hand hält.

Eine Puppe, die frappierende Ähnlichkeit mit dem Ersten Stadtrat Reinhold Baier (CDU) hat. Von der anderen Seite kommt ein weiterer „Strippenzieher“ (Ulrich Schwind): „Reinhold, du sollst doch nicht so viel rauchen!“, tadelt da dessen Puppe, die nicht zufällig wie Schlüchterns Stadtoberhaupt Matthias Möller aussieht.

Main-Kinzig-Kreis: „Strippenzieher“ stehlen bei Kalte-Markt-Frühstück die Schau

Diese beiden Puppen übernehmen sogleich die Begrüßung der Gäste zum Kalte-Markt-Frühstück. „Oder heißt das Kalten-Markt-Frühstück“, will die Möller-Puppe wissen. „Das heißt ‚Karl, der mag Frühstück‘“, klärt die Baier-Puppe mit Fingerzeig auf den Ex-Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) auf.

„Dann müsste es eher ‚Charly-mag-Frühstück‘ heißen“, lässt die Rathauschef-Puppe aufhorchen. (Lesen Sie hier: Sonne und Sehnsucht locken die Massen zum Kalten Markt - Impressionen vom Wochenende). Und so spielen die Puppen und ihre „Strippenzieher“ den humorigen Begrüßungs-Reigen.

An die Steinauer gewandt, die auf ihre Residenzmahlzeit verzichten mussten, wird versprochen, sie dürften heute die doppelte Menge essen, wenn sie ihre Ausweise vorzeigen. An die Ortsvorsteher richtet der „Holz-Möller“ seinen Wunsch, noch ein paar Baustellen zu bekommen.

„Wir haben so wenig Baustellen. Lass uns noch etwas machen. In den Ortsmitten. Hauptsache abgesperrt und Umleitung.“ „Hauptsache abgesperrt“, schallt es unter Gelächter aus dem Publikum zurück. Und plötzlich gesellt sich „Ober-Präsident“ Jörn Hagemann hinzu. Natürlich ist er nicht allein, sondern hat einen „kleinen Landrat“ dabei, der sodann verspricht, dass Schlüchtern ab dem 1. Januar 2023 wieder Kreisstadt wird.

Eine willkommene Abwechslung zu den ansonsten doch manchmal eher dröge daherkommenden Begrüßungs-Modalitäten. Doch ganz überlassen Möller, Baier und Stolz ihren hölzernen Ebenbildern nicht die Bühne. Möller berichtet, mit etwas geschwächter Stimme, von einem „trotz vieler Hindernisse fantastischem Kalten Markt“ und spricht ein Lob an alle Beteiligten aus.

„Hör mal auf so rumzuzappeln, ‚Toaster‘. Das entspricht nicht den Tatsachen. Ich bin 71“, sagt Baier und schmunzelt. Die Stadtoberen danken auch nochmals Dietmar Keidel „für einen tollen Leiterspruch“, und kündigen einen Filmbeitrag an, in dem zu sehen ist „was in den vergangenen drei Jahren alles in und um Schlüchtern passiert ist“. Und das ist so einiges, wie man anhand der Baustellen-Aufnahmen unschwer erkennen kann.

Bürgermeister: „Trotz vieler Hindernisse ein fantastischer Kalter Markt“

Als der echte Landrat Thorsten Stolz die Bühne betritt, muss erst eine Frage geklärt werden: „Habt ihr eigentlich auch noch ein Mikro?“ Ja, es ist noch eines da. Und Stolz dankt zuerst den Puppenspielern: „Wenn man so präsentiert wird, ist das ein wunderbarer Start in die Woche.“ Er zeigt sich beeindruckt vom Markttreiben.

„Was hier los ist! Herzlichen Glückwunsch. Ein sensationelles Marktgeschehen. Schlüchtern kann stolz sein.“ Und Schlüchtern kann sich auch weiterhin der Unterstützung des Kreises bewusst sein, so Stolz. Der Kreis werde den Schulstandort, der in den vergangenen zehn Jahren mit 35 Millionen Euro aufgewertet wurde, weiter unterstützen.

Gleiches gelte für die Kreissparkasse und auch das Krankenhaus, in dessen Entwicklung zwölf Millionen Euro geflossen sind. „An den Standorten in Gelnhausen und Schlüchtern wird es keine Abstriche geben“, so Stolz, der seinem „Holz“-Ich dennoch widerspricht: „Den Wunsch, Kreisstadt zu werden, kann ich Schlüchtern nicht erfüllen.“ (Lesen Sie auch: Kalter Markt 2022: Sonderbusse zu Stadtteilen im Einsatz)

Oliver Naumann, Präsident der Industrie- und Handelskammer, hingegen will der Bergwinkelstadt die Illusion nicht nehmen und präsentiert aus Sicht der Wirtschaft interessante Zahlen, aus denen hervorgeht, dass Schlüchtern seit einem Jahr neben Hanau, Erlensee und Gelnhausen die vierte Einpendler-Stadt im Main-Kinzig-Kreis ist.

Also dass mehr Menschen in Schlüchtern arbeiten als jene, die zum Arbeiten die Bergwinkelstadt verlassen. „Vielleicht wird das doch noch was mit der Kreisstadt“, so Naumann schmunzelnd. Dann ist Präsident Andreas Beck mit seinem „zweitwichtigsten Satz am Kalten Markt“ dran: „Das Buffet ist eröffnet!“ Und so geht es ans Essen und freilich auch ans Netzwerken.

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