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Duales Studium im Kinzigtal? Konzept für Außenstelle der Technischen Hochschule Mittelhessen vorgestellt 

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Uni Göttingen wird Elite-Universität
Ganz so groß wie hier an der Universität Göttingen dürfte der Hörsaal bei einem Dualen Studium wohl nicht werden, wenn fürs Erste schon zehn Studenten ausreichen. © Stefan Rampfel/dpa

Wie lässt sich verhindern, dass junge Menschen nach ihrem Abschluss die Region zum Studium verlassen? Indem ihnen ein Duales Studium ermöglicht wird, das komplett im Main-Kinzig-Kreis stattfinden kann. Das ist die Idee hinter dem Konzept von „Studium-Plus“, das Vertretern von Unternehmen und Behörden jetzt vorgestellt wurde.

Region - Ein Campus in der Region sei eine „große Chance“, betonte Landrat Thorsten Stolz (SPD) bei der Info-Veranstaltung in der Langenselbolder Klosterberghalle (Main-Kinzig-Kreis). „Am Ende liegt es an uns“, erläuterte der Chef der Kreisverwaltung. Denn eine Außenstelle der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen und des Vereins Competence-Center Duale Hochschulstudien – Studium-Plus (CCD) wird nur geschaffen, „wenn wir sie mit offenen Armen empfangen“, so Stolz.

Main-Kinzig-Kreis: Studium im Kinzigtal - Konzept mit Hochschule vorgestellt

Es müssten also genügend Unternehmen und Behörden bereit sein, Studienplätze anzumelden. Nach Bedarf geht es auch bei den Studiengängen, darunter etwa Betriebswirtschaft, Bauingenieurwesen und Softwaretechnologie. Es werde nur das angeboten, was auch nachgefragt wird. Derzeit studieren in der THM 1800 junge Frauen und Männer bei 500 Dozenten.

Walter Nix vom Software-Entwickler Anouri interessierte sich besonders für die Studentenzahl, die vor Ort benötigt werde. „Wir brauchen mindestens zehn Studenten“, antwortete Professor Dr. Jens Minnert, Leitender Direktor des Wissenschaftlichen Zentrums Duales Hochschulstudium. Das gelte für den Anfang. Man sei aber bereit, in Vorleistung zu gehen, so Minnert. Langfristig würden pro Außenstelle 100 Studenten angestrebt – „sonst lohnt es sich nicht“, fügte Professor Dr. Fabian Tjon, als geschäftsführender Direktor der THM-Außenstellen hinzu. In Bad Hersfeld zum Beispiel sei man mit zwölf Studenten gestartet, heute seien es 179.

Landrat Thorsten Stolz
Von einer „großen Chance“ für die Region sprach Landrat Thorsten Stolz (Mitte). Das Studium-Plus stellten (von rechts) Professor Fabian Tjon, Professor Jens Minnert, Uwe Hainbach und Christian Schreier vor. ©  Tina Steimle

Zunächst will die IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern eine Bedarfsabfrage starten. Die Kosten setzen sich aus dem jährlichen Mitgliedsbeitrag, der je nach Betriebsgröße zwischen 100 und 500 Euro beträgt, und den monatlichen Kosten zusammen. Beim „Bachelor“-Studiengang seien dies pro Student 270 Euro, beim „Master“ 360 Euro.

Hinzu komme der Lohn des Studenten. Man empfehle hierbei den BaföG-Höchstsatz von etwa 940 Euro. „Was unsere Studenten letztlich verdienen, weiß ich nicht genau und es geht mich auch nichts an“, so Minnert. Das Studium sei überdies nicht von der finanziellen Situation der Eltern abhängig, erklärte er. (Lesen Sie hier: Studienstart mit Livemusik: Hochschule Fulda begrüßt rund 1900 neue Erstsemester)

Weitere Vorteile seien moderne Hörsäle und dass der Studierende nach seinem Abschluss nicht erst an seine Aufgaben herangeführt werden müsse: „Er lebt das, was er studiert“, brachte es Uwe Hainbach als Vorstandschef des CCD auf eine Formel.

Bei den Projekten handele es sich oft bereits um „echte Problemlösungen“, die dem Unternehmen konkret etwas nutzten. Gleichzeitig hätten die Studenten neben einem Professor, der als Ansprechpartner fungiert, auch einen Betreuer im Unternehmen. Damit sei der Kontakt zum Arbeitgeber von Beginn an hergestellt. Die Anregung zu Studium-Plus sei aus der Wirtschaft in Wetzlar gekommen, erläuterte Hainbach. Die Firmen dort hätten die Erfahrung gemacht, „dass ihnen die Studenten vor dem Examen von großen Unternehmen weggefischt werden“.

Ein Wegfischen befürchtet auch Mike Lorenz vom gleichnamigen Gründauer Unternehmen für Umwelt- und Energietechnik. So blieben für das Handwerk „noch weniger Auszubildende übrig. Das ist ein riesengroßes Drama“. Er komme selbst aus dem Handwerk, antwortete Minnert, und könne Lorenz gut verstehen.

„Aber glauben Sie, die Situation wird besser, wenn es kein Duales Studium gibt?“ Man wolle beides nicht gegeneinander ausspielen, sondern frühzeitig vermitteln, dass Handwerksberufe keine Berufe zweiter Klasse seien. Lorenz entgegnete, dass ein Studium vom Staat ganz anders gefördert werde als eine duale Ausbildung. Minnert sagte, diese politische Frage müsse Wiesbaden zu entscheiden. (tsl)

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