Die Suche nach einem neuen Standort beginnt bei Teknos spätestens Mitte Februar 2020. Zu diesem Zeitpunkt gibt die Teknos Group bekannt, dass „sie in den nächsten Jahren weiter in Deutschland investiert und ein völlig neuer Standort errichtet werden wird“. Das geht aus dem im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschluss 2019 hervor. Das von Salastie und Palm gezeichnete Papier ist auf den 12. Oktober 2020 datiert. Zu diesem Zeitpunkt haben die Manager bereits ihre Fühler nach geeigneten Standorten ausgestreckt. Fündig geworden sind sie in Steinau an der Straße. Im dortigen Industriegebiet West ist ein ausreichend großes Grundstück direkt an der A 66 frei.
Stadt und Konzern sind sich bereits zum Jahreswechsel 2020/21 einig. Zumindest vom Prinzip her, denn der Teufel steckt wie so oft im Detail. Die 11,9 Hektar große Fläche wird in einem Vorvertrag für ein halbes Jahr reserviert. Während dieser Zeit laufen im Hintergrund die sprichwörtlichen Telefondrähte heiß. (Lesen Sie auch: Neuer Solarpark nahe Steinau geplant - Unternehmer: „Baubeginn im Herbst 2022 realistisch“)
Viele Fragen sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht endgültig entschieden. Dazu gehört, ob die Teknos Group oder die deutsche Tochter als Käufer auftritt. Das ist ein nicht ganz unerheblicher Punkt – nicht zuletzt, was das potenzielle Gewerbesteueraufkommen angeht. Während der Mutterkonzern finanziell gesund zu sein scheint bei einer Umsatzrendite 2020 in der Größenordnung von 10 Prozent, besteht bei Teknos Deutschland noch Aufholbedarf.
In besagtem Jahresabschluss ist von hohen Fixkosten die Rede. Diese will das Management senken, indem auf Sicht die deutschen Standorte in Brüggen, Alzenau und Fulda in einem Werk konzentriert werden. Die geografische Lage von Steinau kommt dieser Zielsetzung entgegen.
Die Teknos-Seite hat Interesse an einer schnellen Umsetzung. Das Problem: Das Gelände ist durch eine Stichstraße erschlossen. Um die Fläche besser nutzen zu können, soll diese zurückgebaut werden. Eine Änderung des Bebauungsplanes würde einige Zeit in Anspruch nehmen.
„Durch meinen Einsatz ist es in vielen Videokonferenzen unter Beteiligung des Landkreises und des Regierungspräsidiums gelungen, dass das Bauamt in eine Abweichung vom Bebauungsplan einwilligt“, berichtet Bürgermeister Christian Zimmermann (parteilos). Das ist nicht die einzige Kuh, die vom Eis geholt werden musste. Unter anderem geht es auch um die Haftung für eventuell auftauchende Altlasten. Dieses Risiko will Teknos vermeiden. Die Stadt willigt letztlich unter Einschränkungen ein. Es gibt ein Limit, was den Betrag und die Zeit angeht. Das Risiko wird im Rathaus als nicht allzu groß erachtet. Schließlich handele es sich „um gewachsenen Boden“, wie es heißt. Und die Fläche wurde seither nur landwirtschaftlich genutzt.
Mit der Unterschrift unter den Kaufvertrag kann Teknos die Unterlagen für den Bauantrag vorbereiten. Offen ist im Moment noch, ob ein Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz notwendig ist. Zimmermann geht nicht davon aus: „Es sind keine Emissionen zu erwarten.“