18.21 Uhr:Der amtierende Landrat und Kandidat Thorsten Stolz (SPD) betritt mit Ehefrau Ninja und deren Eltern den Saal. Ein kurzer Blick Richtung Leinwand, dann nimmt er sich die Zeit, jede anwesende Person einzeln mit Handschlag zu begrüßen. Von Gabriele Stenger und anderen CDU-Mitgliedern fehlt bis dahin jede Spur.
18.26 Uhr:197 und damit über die Hälfte aller Wahlbezirke sind bereits ausgezählt. Und schon jetzt ist eine klare Tendenz erkennbar: Stolz steht bei 68,29 Prozent, Stenger bei 31,71 Prozent.
18.30 Uhr: Eine Lücke in der Auflistung der bisherigen Ergebnisse fällt auf: Die Gemeinde Jossgrund zeigt 0 von 6 ausgezählten Bezirken. Ein Fehler? Eher nicht, denn in der Gemeinde wird an diesem Tag auch ein neuer Bürgermeister gewählt. Die Auszählung dauert dort deshalb wohl etwas länger.
Thorsten Stolz bespricht derweil vor der Leinwand immer wieder mit Kollegen die Zwischenergebnisse. Plötzlich gesellt sich sein Schwiegervater zu ihm und zeigt ihm ein Handy-Foto. Darauf zu sehen: die beiden Söhne des Landrats, die gemeinsam mit der Babysitterin den Wahlabend per Liveticker zu Hause auf dem Smartphone verfolgen.
18.39 Uhr: Der Wahlsieg des amtierenden Landrats scheint sich zu festigen. Stolz gönnt sich eine (Sieges-)Cola.
18.49 Uhr: Eine große Traube mit Politikerinnen und Politiker der CDU betritt den Saal. In ihrer Mitte schreitet, lächelnd und die Anwesenden herzlich begrüßend, Landratskandidatin Gabriele Stenger. Sie begibt sich nach vorn zur Leinwand und stellt sich nach kurzem Zögern zu Thorsten Stolz. Die beiden unterhalten sich kurz, bevor sie ihm um 18.52 Uhr per Handschlag zur gewonnenen Wahl gratuliert.
Die Wahlbeteiligung ist natürlich erschreckend.
Fast zeitgleich bricht im mittlerweile vollen Saal tosender Applaus los. Thorsten Stolz bekommt einen riesigen Blumenstrauß gereicht, den er unter großem Blitzlichtgewitter der Journalistinnen und Journalisten seiner Ehefrau Ninja übergibt. Während sich der wiedergewählte Landrat weitere Gratulationen von Freunden und (Partei-)Kollegen abholt, äußert sich Verliererin Gabriele Stenger: „Ich fühle mich sehr gut. Der Wahlkampf hat mir großen Spaß gemacht. Es war eine tolle Erfahrung und ich bin froh, dass ich das gemacht habe.“
Die 46-Jährige wirkt gelassen und beantwortet alle Fragen lächelnd und geduldig. Sie sei zufrieden mit dem Ergebnis, das zeige, dass sie immerhin ein Drittel der Stimmen für sich gewinnen konnte. Vor allem das Ergebnis von knapp 40 Prozent in ihrer Heimatstadt Hanau freue sie sehr.
„Ich hoffe, dass Thorsten Stolz ein, zwei Punkte aufnimmt, die ich angestoßen habe“, merkt Gabriele Stenger mit Blick auf das Thema Digitalisierung der Kreisverwaltung an. „Die Wahlbeteiligung ist natürlich erschreckend“, stellt die CDU-Kandidatin hingegen fest und gibt damit den Tenor der anwesenden Politikerinnen und Politiker an diesem Abend wieder. Über eine erneute Kandidatur „habe ich mir aktuell noch keine Gedanken gemacht. Ich werde aber auf jeden Fall Stadtverordnete in Hanau bleiben“.
„Mein Tipp war 60/40“, berichtet Thorsten Stolz zum Endergebnis. Der Wahlsieg sei „eine Bestätigung meiner Arbeit. Und eine Direktwahl ist auch immer eine Personenwahl. Ich sehe das als klaren Auftrag, genau so weiterzumachen“. Es sei ein sehr fairer Wahlkampf gewesen, ohne Hauen und Stechen. Einen „klaren Auftrag für den Landkreis“ liest der 43-Jährige jedoch auch aus den Ergebnissen hinsichtlich der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum heraus.
Übrigens: Aufgeregt waren die beiden Kandidaten nach eigenen Angaben nicht. Während Stenger den Tag mit ihrem Kind in der Hockey-Halle in Frankfurt verbrachte, „haben wir mit Freunden gebruncht“, berichtet Stolz. Und er fügt hinzu: „Meine Frau ist da immer viel aufgeregter als ich. Aufgeregt war ich selbst nur so richtig bei der ersten Direktwahl zum Bürgermeister in Gelnhausen.“
Nicht zufriedenstellend für viele Beteiligte ist die Wahlbeteiligung: Sie liegt bei 26,7 Prozent.