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Main-Kinzig-Kreis: 230 Ukraine-Flüchtlinge in Hallenunterkünfte eingezogen

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Täglich kommen zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland an - so wie hier am Hauptbahnhof in Berlin.
Täglich kommen zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland an - so wie hier am Hauptbahnhof in Berlin. © Hannibal Hanschke/dpa

Am Donnerstag sind rund 230 Ukraine-Geflüchtete aus der Gießener Erstaufnahmeeinrichtung im Main-Kinzig-Kreis angekommen. Sie gehören damit zu den ersten, die über das strukturierte Zuteilungssystem des Landes Hessen zugeordnet worden sind.

Main-Kinzig-Kreis - „Die 230 Personen sind noch am Donnerstag in die Turnhalle der Haupt- und Realschule Birstein sowie in ein ehemaliges Hotel in Bad Orb gebracht worden“, berichtet der Main-Kinzig-Kreis am Freitag in einer Pressemitteilung.

Darin dankt Landrat Thorsten Stolz (SPD) allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung, der beteiligten Stadt- und Gemeindeverwaltungen, der Hilfsverbände sowie den ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützern.

„Seit Donnerstag beziehungsweise seit Freitag leben nun 180 Menschen aus der Ukraine neu in Birstein, weitere 50 in Bad Orb. Dass sie gut ankommen, gut versorgt und gut in den Alltag integriert werden, ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die gerade erst begonnen hat“, wird Stolz zitiert. (Lesen Sie auch: Flüchtlinge aus der Ukraine: Wie man am besten helfen kann)

Ukraine-Konflikt: Erste Geflüchtete in Hallenunterkünfte im Main-Kinzig-Kreis eingezogen

Am späten Donnerstagnachmittag hatte der erste Bus aus der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung den Main-Kinzig-Kreis erreicht. Die Geflüchteten aus der Ukraine wurden an einem gemeinsamen Treffpunkt begrüßt und auf die nächsten Schritte vorbereitet.

Susanne Simmler (SPD), Erste Kreisbeigeordnete und zuständige Dezernentin, war ebenfalls anwesend. „Wir sind soweit das irgend geht gut vorbereitet. Die Ankunft und die Weiterfahrt zum endgültigen Ziel hat dank tatkräftiger Unterstützung und einem Arbeiten Hand in Hand gut geklappt, auch wenn es für alle Beteiligten ein sehr langer Tag gewesen ist. Und trotzdem muss uns alle das Schicksal der Menschen berühren“, sagte Simmler.

Der letzte Bus aus Gießen erreichte den Main-Kinzig-Kreis erst nach Mitternacht. In ihre Unterkünfte in Birstein und Bad Orb kamen die meisten Menschen letztlich also erst am Freitag. 

Video: Wer zahlt für die Aufnahme der Ukraine-Flüchtlinge?

Susanne Simmler zeigte sich betroffen von den Schicksalen, die sie bei der Ankunft geschildert bekam. „Obwohl die ukrainischen Geflüchteten schon ein paar Tage in Deutschland sind, brauchen sie weiterhin unsere volle Solidarität und Unterstützung. Am Donnerstagabend habe ich mit einigen gesprochen, die Dinge erlebt haben und Abschied von Freunden und Verwandten nehmen mussten, wie es die meisten von uns in dieser Dramatik zum Glück noch nie tun mussten“, erklärte Simmler.

Für alle Belange und Bedarfe stehen in den Einrichtungen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zur Verfügung, sowohl in den bereits bestehenden wie auch in den Hallen in Birstein und Hanau-Mittelbuchen, die in diesen Tagen neu bezogen worden sind. In die Mehrzweckhalle in Mittelbuchen werden zunächst größtenteils Menschen einziehen, die kurzzeitig innerhalb des Hanauer Stadtgebiets anderweitig einquartiert worden waren.

180 Geflüchtete aus der Ukraine sind in die Sporthalle der Haupt- und Realschule Birstein gebracht worden.
180 Geflüchtete aus der Ukraine sind in die Sporthalle der Haupt- und Realschule Birstein gebracht worden. © Main-Kinzig-Kreis

„Ich empfinde es als einfach toll, wieviel Hilfsbereitschaft vorhanden ist, gerade auch wenn es wie von Donnerstag auf Freitag darum geht, noch nachts Menschen bei ihrem Einzug in das Quartier für die nächsten Tagen zu begleiten, obwohl der Bus vielleicht für nachmittags angekündigt worden ist“, so Simmler weiter. (Bleiben Sie mit dem News-Ticker zum Ukraine-Krieg mit den Folgen für Osthessen auf dem Laufenden.)

Sporthalle der Heinrich-Böll-Schule wird ebenfalls Unterkunft für Geflüchtete

Die Kreisspitze hat bereits vor wenigen Tagen in Absprache mit der Stadt Bruchköbel die Einrichtung einer weiteren Turnhalle als Flüchtlingsunterkunft konkretisiert. Die Sporthalle an der Heinrich-Böll-Schule wird bis Anfang der neuen Woche so hergerichtet, dass dort rund 200 Personen einziehen können. Die Schulgemeinde wie auch die Stadt Bruchköbel waren auf diese Entscheidung schon vor einiger Zeit vorbereitet worden.

Die nächste Zuteilung von Geflüchteten ist für die zweite Hälfte der kommenden Woche vorgesehen – dazu bedarf es laut dem Main-Kreis nun der Kapazitäten der Böllturnhalle. Parallel laufen auch entsprechende Vorbereitungen an der Halle der Langenselbolder Käthe-Kollwitz-Schule, die möglicherweise schon in den Tagen danach verfügbar sein muss.

Landrat Thorsten Stolz weist darauf hin, dass der Main-Kinzig-Kreis auch den Umzug der Geflüchteten in Privatwohnungen umsetzt. Aktuell seien 70 Wohnungen im Kreisgebiet bezugsfertig, für die der Kreis in den kommenden Tagen die Umzugsaktionen festsetzen wird. „Wir müssen aber ganz klar sagen, dass derzeit viel mehr Menschen jede Woche neu in den Main-Kinzig-Kreis kommen, als wir Wohnungen bezugsfertig finden oder einrichten können. Die erste Priorität liegt auf der guten, geschützten Unterbringung und der Grundversorgung, das ist bei diesen Dimensionen nur in größeren Einrichtungen zu leisten“, sagte Stolz.

Main-Kinzig-Kreis hat bereits rund 2.700 ukrainische Geflüchtete registriert

„Mit dem gestrigen Donnerstag haben wir rund 2.700 ukrainische Geflüchtete in unserem Kreisgebiet registriert, und das in nicht einmal vier Wochen. Ohne Turn- und Mehrzweckhallen ist das im Moment nicht zu bewältigen. Und auf der Suche nach ausreichend Unterbringungen liegt nun mal angesichts dieser Zahl nach wie vor ein besonderer Schwerpunkt, ohne dass wir die folgenden Schritte komplett vernachlässigen würden,“ erklärte Stolz.

Neben der Unterbringung in Hallen und Wohnungen hat der Landkreis schon größere Unterkünfte im Landkreis angemietet und wird dies weiterhin tun, um dort ebenfalls Geflüchtete unterzubringen. Neben der Möglichkeit, in Hanau Liegenschaften der Bima kurzfristig bewohnbar zu machen, werden weitere Optionen geprüft.

„Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass wir als Landkreis einen Einsatzbefehl des Landes Hessen erhalten könnten, um zusätzlich zu der kommunalen Unterbringung eine Außenstelle der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen aufzubauen und zu betreiben“, erläuterte Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. Ob und wann dies der Fall sei, sei die Entscheidung des Landes Hessen. (lio)

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