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Zu wenig Raum für Geflüchtete: Main-Kinzig-Kreis baut „Dorf“ aus 70 Wohncontainern

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Main-Kinzig-Kreis: Container Altenmittlau
Die ersten von 70 Containern sind bereits angeliefert worden. © Tina Steimle

Wochenlang appellierten Kreisverwaltung und Kommunen im Main-Kinzig-Kreis an die Bevölkerung, mehr privaten Wohnraum für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. Nun baut der Kreis in der Gemeinde Freigericht ein „Dorf“ aus Wohncontainern.

Altenmittlau - Der Aufbau der Wohncontaineranlage des Kreises zur Unterbringung von Geflüchteten am Festplatz im Ortsteil Altenmittlau ist erst für Mitte November geplant. Die ersten von 70 Containern sind aber bereits angeliefert worden. Wie der Kreisausschuss auf Anfrage mitteilte, sollen die weiteren Transporte bis Ende dieser Woche erfolgen. Der ursprünglich vorgesehene Fertigstellungstermin der doppelstöckigen Flüchtlingsunterkunft vor Weihnachten steht und fällt mit dem erforderlichen Umbau einer Trafo-Station in der Nähe.

Main-Kinzig-Kreis baut „Dorf“ aus 70 Wohncontainern in Freigericht

Die ersten von bis zu 80 Asylsuchenden dürften aber noch vor Jahresende auf dem insgesamt rund 700 Quadratmeter großen Areal einziehen, sofern es im Bauablauf zu keinen Problemen kommt. Vor rund zwei Wochen hatten die Freigerichter Gemeindevertreter nach kontroverser Debatte den Standort für die Wohncontainer-Anlage zwischen Freigerichthalle und dem Sportplatz an der Rohrwiese beschlossen. Als Betreiber fungiert der Main-Kinzig-Kreis. Die angekündigten Zuweisungszahlen des Landes bis Jahresende setzen Kreis und Kommunen angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt unter Druck.

Derzeit kann der Zeitplan bis zur Inbetriebnahme der Containeranlage nach Angaben des Kreisausschusses nur grob geschätzt werden, da dieser von mehreren Faktoren bestimmt werde. Vom Ergebnis des Bodengutachtens, das in dieser Woche erwartet wird, hänge ab, wie lange die Tiefbauarbeiten vor Ort dauern werden. „Die momentane Planung sieht hierfür mindestens zwei bis drei Wochen vor“, heißt es aus dem Kreishaus. Zum Betrieb der Anlage sind auf dem Gelände noch Erdbewegungen vorgesehen, weil es dort ein leichtes Gefälle gibt.

Im Übrigen sind entsprechende Arbeiten für das Fundament notwendig, deren Aufwand durch das erwartete Gutachten definiert werde. Ferner müssen Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen über eine längere Strecke größtenteils im Erdreich verlegt werden. Die Abstimmungen mit den Kreiswerken Main-Kinzig über den notwendigen Umbau des circa 500 Meter entfernten Trafos liefen in der Vorwoche noch. Zu klären sei zudem, wie die Containeranlage ans Internet angeschlossen werden könne. (Lesen Sie auch: Grenzen der Belastung erreicht: Flüchtlinge sollen in Bürgerhäuser ziehen)

Ukraine-Geflüchtete sollen am Festplatz in Altenmittlau unterkommen

Im Erd- und Obergeschoss der Unterkunft werden jeweils 35 Container gestellt. Davon haben jeweils 24 Wohncontainer eine Kleinküche, zwei sind Sanitär- und zwei sind Duschcontainer (für Damen und Herren) und sieben sind Flurcontainer. Ergänzt wird dieser zweigeschossige Teil (580 Quadratmeter) durch eine jeweils ebenerdige Containergruppe für die Kinderbetreuung (vierteilig) und eine dreiteilige Containergruppe für Verwaltungstätigkeiten (insgesamt 120 Quadratmeter). Im Vergleich zu den ersten Plänen für die Containeranlage hat sich nur der Standort innerhalb der Grünfläche am Rande des asphaltierten Festplatzes geändert, betont der Landkreis in Beantwortung einer Anfrage.

Nach der Aufstellung der Container sind Arbeiten für den Innenausbau der Küchen, die Wasserversorgung und Entwässerung notwendig, welche circa drei Wochen in Anspruch nehmen sollen. Die Kosten für die Wohncontaineranlage kann der Landkreis noch nicht endgültig beziffern. Es sei noch nicht absehbar, wie aufwendig sich die Kanal- und Erdarbeiten gestalten werden. Auch die Kosten für Elektrik, sanitäre Anlagen, Hausanschlüsse für Strom und Wasser sowie die ingenieurtechnischen und planerischen Leistungen stünden noch nicht fest. Als Betreiber der Anlage will der Main-Kinzig-Kreis nach der Eröffnung Betreuungskräfte, Sicherheitsleute und Reinigungskräfte zur Verfügung beauftragen. Es gebe aber auch Menschen, die den Geflüchteten bei Behördengängen und der ersten Orientierung behilflich seien. Außerdem werden vor Ort Gesundheits-Sprechstunden angeboten.

Zeitnah werde der Landkreis mit der Gemeinde Freigericht in Verhandlungen über den Pachtzins für die Fläche und die Vertragslaufzeit eintreten. (ml, hgs)

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