Ukraine-Flüchtlinge: Deshalb sollen zwei Erst- und Notunterkünfte im Main-Kinzig-Kreis schließen

Der Verwaltungsstab im Main-Kinzig-Kreis hat in den vergangenen Tagen einen Stufenplan festgezurrt, wie es mit den Erst- und Notunterkünften im Kreisgebiet weitergeht. Der sieht im ersten Schritt den Rückbau der Standorte in Ronneburg und Bruchköbel vor.
Gelnhausen - Das teilte der Main-Kinzig-Kreis in einer Presseinformation mit. Seit Ende Februar 2022 hatten der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau mit Unterstützung von Hilfs- und Rettungsverbänden sowie privaten Betreiberfirmen insgesamt sechs Standorte aufgebaut.
In Birstein, Bruchköbel, Hanau-Mittelbuchen, Langenselbold, Wächtersbach sowie im Jugendzentrum Ronneburg wurden in den vergangenen zehn Wochen seit Beginn des Kriegs in der Ukraine viele hundert Vertriebene aufgenommen und versorgt, bevor sie in eine dauerhafte Bleibe wechseln konnten.
Main-Kinzig-Kreis: Weniger Ukraine-Flüchtlinge - Unterkünfte schließen
„Die Flüchtlingszahlen, die uns das Land Hessen für die kommenden Wochen als Prognose vorgelegt hat, lassen es nun aus unserer Sicht zu, erste Standorte wieder ihrem eigentlichen Zweck zuzuführen“, kündigte Landrat Thorsten Stolz (SPD) an. Konkret sollen nun die Einrichtungen in Ronneburg bis Ende Mai und Bruchköbel bis Ende Juni wieder zurückgebaut werden
Für den Stufenplan hat der Main-Kinzig-Kreis nach eigenen Angaben verschiedene Faktoren berücksichtigt. Dabei würden die Hallenkapazitäten, das Versorgungsumfeld, die Vertragssituation, das Thema Schulsport und auch die geografische Verteilung eine Rolle spielten, neben der Reihenfolge der Eröffnung dieser Notunterkünfte.
„Wir haben auf kurze Sicht genügend Kapazitäten zur Verfügung, um auf zwei Einrichtungen für die Erstunterbringung in unserem Kreisgebiet zu verzichten“, erklärte Thorsten Stolz. „Im nächsten Schritt sollen über den Sommer hinweg weitere Unterkünfte zurückgebaut werden. Aber wir müssen weiter vorsichtig planen.“
Einen „klaren Zeithorizont oder gar Endpunkt“ können es „mit Blick auf die Entwicklungen in der Ukraine nicht geben. Wir müssen in wenigen Wochen die Situation bewerten und dann auch erst entscheiden, was der zweite Schritt wirklich umfassen kann.“
Die Betreiber, die Rathäuser in Bruchköbel und Ronneburg sowie die Schulleitungen am Bruchköbler Schulzentrum hat der Main-Kinzig-Kreis den eigenen Angaben zufolge bereits über den Rückbau der beiden Notunterkünfte informiert. Der Rückbau jeweils zum Monatsende habe mit laufenden Verträgen zu tun.
„Wir müssen weiter vorsichtig planen“
Sofern es dem Main-Kinzig-Kreis bei der Aufnahme und Weitervermittlung der Geflüchteten in den kommenden Wochen aber möglich sei, besonders mit Blick auf die Schulsporthalle in Bruchköbel, könnte der Rückbau auch einige Tage früher beendet werden (lesen Sie auch hier: Ukraine-Krieg: 300 Kinder in Fuldaer Schulen untergebracht - Schulamt arbeitet an neuem Angebot).
Bis Ostern hatte der Main-Kinzig-Kreis nach eigenen Angaben wöchentlich bis zu 250 neu ankommende Menschen aus der Ukraine untergebracht und versorgt, vorwiegend zentral. In den Wochen nach Ostern waren es demnach bloß noch halb so viele Personen, zeitweise noch deutlich weniger, die dem Main-Kinzig-Kreis über den Königsteiner Schlüssel aus der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung zugeteilt wurden.
Rund 4100 Menschen seien von Kriegsbeginn bis diese Woche in den Main-Kinzig-Kreis gekommen. Von ihnen seien mittlerweile fast 90 Prozent in dauerhaften Wohnungen und Einrichtungen untergebracht. Die Kreisbeigeordnete Susanne Simmler (SPD) sieht die Fortschritte in der Vermittlung in Wohnungen als weiteren Faktor an, der den Rückbau erster Notunterkünfte begünstigt – gleichwohl „gibt es hier weiterhin jede Menge zu tun“.

Der Main-Kinzig-Kreis hat indes nach eigenen Angaben sein Wohnraumversorgungsteam in der Koordinierungsstelle Ukrainehilfe zum Monat Mai um weitere drei Kräfte aufgestockt. Dass dennoch eine Reihe von angebotenen Wohnungen noch nicht belegt wurde, hänge mit der umfangreichen Detailarbeit, Ausstattungsnotwendigkeiten, Vertragsfragen oder auch der Komplexität der Bedarfe einzelner Familien zusammen.
Das Interesse des Kreises an den Wohnungsangeboten bestehe unverändert fort und die Kontaktaufnahme und Vermittlung erfolge weiter mit Hochdruck. „Ganz unabhängig, wie erfolgreich wir bei der Suche und Vermittlung von Wohnungen sind, werden wir voraussichtlich über den 30. Juni hinaus weiter flexible Erstaufnahme-Kapazitäten brauchen“, sagte Susanne Simmler.
Die SPD-Politikerin weiter: „Vielleicht sind es gegen Ende des Sommers nur noch zwei Standorte, vielleicht noch weniger. Je nachdem, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt, kann es genauso sein, dass wieder mehr Menschen außerhalb der Ukraine Schutz und Hilfe suchen. Das kann im Moment eben keiner sagen. Deshalb gehen wir behutsam vor in der Planung der nächsten Schritte in unserem Stufenplan.“
Video: Ukraine - drei Generationen Geflüchtete unter einem Dach in Hessen
Der Main-Kinzig-Kreis habe in seinem Plan nicht festgelegt, welche Unterkünfte im nächsten Schritt zurückgebaut werden. Die Hallen wiesen derzeit unterschiedliche infrastrukturelle Bedingungen auf und erfüllten auch für die weitere Koordination der Vertriebenen unterschiedliche Funktionen.
Entscheidend bleibe vor allem die Entwicklung der Flüchtlingszahlen. Dies alles werde in den kommenden Wochen in die Überlegungen einbezogen und mit den weiteren Prognosezahlen für die Monate Juni und Juli in Einklang gebracht. Noch vor den Sommerferien will der Verwaltungsstab den nächsten Schritt im Stufenplan beschließen. (sar)