100.000 Notrufe bis Weihnachten: Zentrale Leitstelle berichtet über hohe Schlagzahl und geringe Kapazitäten

Die Zentrale Leitstelle des Main-Kinzig-Kreises blickt auf ein ereignisreiches Jahr mit zahlreichen Einsätzen zurück und beobachtet dabei einen beunruhigenden Trend.
Main-Kinzig-Kreis - Die Zentrale Leitstelle des Main-Kinzig-Kreises ist an 365 Tagen im Jahr besetzt. Lediglich ein kleiner Weihnachtsbaum, dass dies eben auch an den Feiertagen rund um das Weihnachtsfest und an Silvester und Neujahr der Fall ist. Das ist auch gut so, denn gerade an diesen Tagen häufen sich mitunter die Notrufe, erst recht, wenn Alkohol im Spiel ist. So sind Notfälle, Brände und Unfälle das Tagesgeschäft der Männer und Frauen, die hier an bis zu neun Arbeitsplätzen ihren Dienst versehen.
Main-Kinzig-Kreis: Zentrale Leitstelle berichtet über hohe Schlagzahl im Jahr 2022
„Für diese Bereitschaft möchte ich mich bei allen herzlich bedanken. Sie sorgen dafür, dass Menschen in Not zu jeder Zeit geholfen wird. Sie bleiben professionell und sachlich, auch wenn am anderen Ende der Leitung Menschen voller Angst und Aufregung sind“, sagte Landrat Thorsten Stolz bei seinem Besuch in der Zentralen Leitstelle in Gelnhausen (Main-Kinzig-Kreis).
Leiter des Amtes für Gesundheit und Gefahrenabwehr Dr. Wolfgang Lenz berichtete, dass die Notrufe, Rettungsdiensteinsätze innerhalb eines Jahres immer mehr werden. „Wir beobachten diesen Trend bereits seit mehreren Jahren“, sagte Lenz. So gingen bis einschließlich Zweitem Weihnachtsfeiertag 102.459 Notrufe ein – elf Prozent mehr als im Vorjahr. Der Rettungsdienst verzeichnete 93.098 Fahrten im Jahr 2022 (Vorjahr: 83.163).
Dies führen Wolfgang Lenz und Günther Seitz auf mehrere Faktoren zurück. So leben zum Beispiel im Main-Kinzig-Kreis mittlerweile deutlich mehr Menschen als noch vor zehn Jahren. Es sei aber auch die Bereitschaft gestiegen, selbst wegen geringerer Anlässe den Notruf zu wählen. „Wir sehen aber an diesen Zahlen auch, dass das System der niedergelassenen Haus- und Fachärzte an seine Belastungsgrenze stößt, denn diese haben schlichtweg keine Kapazitäten, um alle Terminanfragen abdecken zu können, mit der Folge, dass der Notruf gewählt wird“, stellt Landrat Stolz fest.
Auch im Bereich Brandalarmierung gab es einen Zuwachs: 2151 im Jahr 2022 (Vorjahr: 1761). Hierunter fallen zahlreiche Flächenbrände im Sommer, aber auch etliche Einsätze wegen Rauchwarnmeldern. Das entspricht nun wieder dem Niveau vor der Corona-Pandemie (2019: 2016 Einsätze). Nahezu gleich geblieben ist hingegen die Anzahl der Hilfeleistungseinsätze mit 3118 (Vorjahr: 3111).
„All das zeigt, wie wichtig es ist, dass wir gut ausgebildete Männer und Frauen haben, die auch in Stresssituationen den Überblick behalten und dazu fähig sind, eine Lage schnell und kompetent einschätzen zu können. Das ist bei manchen schweren und komplexen Einsätzen sicherlich nicht einfach“, sagte der Landrat im Gespräch mit den Mitarbeitenden der Rettungsleitstelle.
Diese sitzen an Arbeitsplätzen mit neun Monitoren und haben überdies Telefon und Funk zur Verfügung. Gerade die Koordination der Rettungsdienst-Einsätze und Krankenwagen-Fahrten bei hoher Auslastung der umliegenden Kliniken sei eine große Herausforderung über das ganze Jahr hinweg gewesen. Das gelte auch für alle anderen Menschen, die im Bereich Rettungsdienst, Feuerwehren, Polizei sowie Hilfs- und Rettungsorganisationen tätig sind. (Lesen Sie hier: An Weihnachten im Dienst: So erleben Polizei, Rettungsdienst und Gastronomie die Feiertage)
Zusammen mit den Verantwortlichen appelliert der Landrat mit Blick auf das bevorstehende Silvesterfest an die Bürgerinnen und Bürger, sich im Umgang mit Alkohol und Feuerwerkskörpern besonnen, achtsam und verantwortungsbewusst zu verhalten. „Was unsere Rettungsdienste, Feuerwehren und Krankenhäuser angesichts der grundsätzlich hohen Belastung jetzt überhaupt nicht gebrauchen können, sind vermeidbare Einsätze wegen Verletzungen beim Böllern und weil zu viel Alkohol getrunken wurde. Daher unsere Bitte, sich hier besonders umsichtig zu verhalten. Damit können alle aktiv mithelfen, unser System zu entlasten“, erklärt Landrat Thorsten Stolz.