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Platz für bis zu 70 Flüchtlinge in alter Post - Unterkünfte entstehen in Check-In-Räumen

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Von: Tim Bachmann

Die Ampel zeigt Rot, aber die Stadtverordneten geben den Plänen für die alte Post „grünes Licht“.
Die Ampel zeigt Rot, aber die Stadtverordneten geben den Plänen für die alte Post „grünes Licht“. © Tim Bachmann

157 Menschen muss die Stadt Schlüchtern in diesem Jahr noch aufnehmen – 50 aus der Ukraine und 107 aus Drittstaaten. Da der Wohnungsmarkt in der Bergwinkelstadt „leergefegt“ ist, musste eine schnelle Lösung her. Und die heißt „alte Post“.

Schlüchtern - Bislang sei die Stadtverwaltung gut damit zurechtgekommen, Wohnraum in Schlüchtern (Kinzigtal) und den Stadtteilen anzumieten, oder aber Wohnungen wie im Rabinerhaus oder im Dorfgemeinschaftshaus Hohenzell zu ertüchtigen, erläuterte Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) im Haupt- und Finanzausschuss. Doch das Angebot ist endlich: „Wir haben keine Möglichkeit, am freien Markt zuzugreifen.“ Eine Modulraumanlage komme nicht infrage. Die Unterbringungsmöglichkeit müsse qualitativ, quantitativ und technisch passen. Und so kam die Idee auf, die alte Post umzubauen.

Kinzigtal: Platz für bis zu 70 Flüchtlinge in alter Post in Schlüchtern

„Wir haben keine andere Möglichkeit. Ansonsten ist irgendwann eine Sporthalle oder ein Gemeinschaftshaus belegt. Das wir das machen, ist alternativlos“, beschrieb Möller die gegenwärtige Situation. Er habe die Flüchtlingsunterbringung zur Chefsache deklariert – auch, um den Prozess zu beschleunigen, berichtete der Bürgermeister.

Geplant ist, das alte Post-Gebäude zu ertüchtigen: Neue Verkabelung, neues Lüftungssystem. „Es gibt viele kleine Mängel zu beseitigen und die 40 Stockbetten und 80 Matratzen müssen wir jetzt bestellen“, mahnte Möller die Dringlichkeit an. Denn zum 1. August soll die temporäre Unterkunft belegt werden. Dafür sind 250.000 Euro nötig. Die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) wird als Betreiberin fungieren.

Der Haupt- und Finanzausschuss empfahl die Zustimmung bei einer Gegenstimme (FDP, Alexander Klüh) und einer Enthaltung. Der ablehnenden Haltung Klühs folgte eine kleine Privat-Fehde mit Bürgermeister Möller. Klüh warf Möller vor, zugesagte Informationen nicht geliefert zu haben, was Möller wiederum nicht auf sich sitzen lassen wollte.

Während der sich anschließenden Stadtverordnetenversammlung wurde nochmals ausführlich debattiert. Die Fehde zwischen Möller und Klüh drehte weiter, die Fraktionschefs Helmut Meister (SPD), Gerd Neumann (Grüne) und Florian Varinli (CDU) lobten den Antrag, BBB-Vize Norbert Wuthenow kritisierte, dass 70 Menschen aus einem fremden Kulturkreis mitten in der Stadt untergebracht würden.

Er sehe große Herausforderungen auf die Stadt, die Sozialarbeiter, Erzieher und Lehrer zukommen; aber ein Containerdorf sei noch schlechter. Entsprechend eindeutig fiel das Abstimmungsergebnis: 24 Ja-, zwei Neinstimmen, eine Enthaltung. Der Mietvertrag läuft bis 31. Dezember 2025. Dann sollen die Bewohner ins Vogt-Areal umziehen.

Der Main-Kinzig-Kreis wehrt sich indes mit einer Klage gegen die seiner Ansicht nach ungerechte Verteilung von Geflüchteten.

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