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Noch einmal in den Mai tanzen: Vertriebene aus dem Sudetenland erinnert sich an Ankunft vor 70 Jahren

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

Schlüchtern - Als die 19-jährige Waltraude an diesem März-Tag des Jahres 1946 aus dem Waggon lugt, sagt sie zu ihrer Mama: „Schau, da unten ist es schön. Da könnten wir bleiben.“ Als wenn es der liebe Gott gehört hätte: Sie sind in Schlüchtern ausgeladen worden.“

Von unserem Redaktionsmitglied Alexander Gies Dieser März-Tag jährt sich heute zum 70. Mal. Die junge Frau ist damals voller Hoffnung, dabei hat sie Schlimmes erlebt. Zusammen mit Schwester Elfriede und ihrer Mutter ist sie aus Groß-Stohl im Sudetenland im heutigen Tschechien vertrieben worden. Von heute auf morgen müssen sie alles zurücklassen. Lediglich 50 Kilogramm Gepäck dürfen sie mitnehmen. Maitanz als „größtes Glück“ In Schlüchtern werden sie zunächst in einer Schule als Massenlager untergebracht und dann weiter verteilt. Wie viele andere sollen sie nach Wallroth, aber „ein Herr Roth vom Arbeitsamt“ macht sich dafür stark, dass Waltraude eine Anstellung als Hausmädchen beim Friseur Stein bekommt. Die kleine Familie erhält eine Bleibe in Schlüchtern und schlägt sich durch: Sie arbeiten im Hessischen Hof. Mutter und Schwester kommen bei Familie Wassermann unter. Im Saal des Hotels finden Tanzkurse statt. „Am 30. April 1946, an meinem 20. Geburtstag, durfte ich den ,Tanz in den Mai‘ miterleben. Wenn mir das noch einmal vergönnt wäre, wäre es mein größtes Glück. Aber wie Gott will“, sagt die 89-Jährige ergeben. Wie es Waltraude und ihrer Familie in Schlüchtern ergangen ist, lesen Sie in der heutigen Printausgabe und im E-Paper.

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