Osterhasen in Not: Wann der Feldhasen-Nachwuchs wirklich Hilfe braucht

Große Augen, Stupsnase und Puschelschwänzchen: Der Feldhasen-Nachwuchs erblickt im Frühling das Licht der Welt. Oftmals werden die Hasenkinder alleine auf Wiesen gefunden. Warum das aber gar nicht so schlimm ist und wann die kleinen Osterhasen wirklich Hilfe brauchen, erklärt eine Expertin.
Sinntal - Die Setzzeit für Feldhasen beginnt bereits im Januar und kann bis Oktober andauern. „Wir erwarten im Mai den nächsten Schwung kleiner Hasen“, berichtet Barbara Merx, die ehrenamtlich eine Auffangstation für Wildtierwaisen im Sinntal im Kinzigtal betreibt. Neben Füchsen, Mardern und Eichhörnchen gehören auch Feldhasen zu ihren Pflegekindern.
Osterhasen in Not: Pflegestelle für Feldhasen-Babys im Kinzigtal
„Oftmals werden Hasenkinder mitgenommen, die eigentlich gar keine Hilfe gebraucht hätten“, berichtet Barbara Merx. Denn die Hasenkinder verbringen die meiste Zeit ohne ihre Mutter. Nur in der Morgen- und Abenddämmerung kommt die Hasenmutter zum Säugen. Die Geschwistertiere sitzen mit rund einem Meter Abstand in unmittelbarer Nähe zueinander. „Hasenjungen sitzen ganz still herum. Durch ihr Fell sind sie gut getarnt und in diesem Alter besitzen sie noch keinen Geruch. Das ist ihr Schutz vor Fressfeinden“, erklärt Merx weiter.
Die (Oster)-Hasenkinder kommen ganz ohne Erziehung aus. „Sie wissen ganz von alleine, was sie fressen dürfen, wie man wegläuft und so weiter. Das ist natürlich sehr dankbar für eine Wildtierstation.“ Zudem kommen sie mit offenen Augen und Ohren sowie vollständigem Fell und Gebiss zur Welt
Wirklich Hilfe benötigt das (Oster)-Hasenkind nur, wenn es verletzt ist, auf der Seite liegt, die sonst großen runden Augen halb geschlossen sind oder eine Katze, ein Hund oder ein Rabe am Nachwuchs dran ist. „Da klingeln dann die Alarmglocken“, betont Merx. Das Hasenkind sollte in diesem Fall tatsächlich eingesammelt und in eine dunkle Kiste gepackt werden. Futter, Wasser und zusätzliche Wärme sind erstmal nicht nötig. „Kleine Feldhasen lassen sich in der Regel leicht einfangen, sie laufen in diesem Alter noch nicht weg“, so die Wildtier-Expertin.
Sollte man ein offensichtlich verletztes Tier finden, empfiehlt die Sinntalerin die Umgebung nach möglichen Geschwistertieren abzusuchen. Danach sollte man eine sachkundige Stelle kontaktieren und alle weiteren Schritt abklären. „Besonders schnell muss es gehen, wenn eine Katze an einem Hasen dran war. Die Katze hat viele Toxine in ihrem Speichel, die durch einen Biss schnell in den Hasen gelangen können. Nach 48 Stunden kann der Feldhase bereits tot sein.“

Merx betont aber, dass nicht jedes Hasenkind ein Notfall ist. Oftmals werden die Tiere fälschlicherweise eingesammelt und so zu Tierwaisen gemacht. „Oftmals sammeln auch Kinder den Feldhasen-Nachwuchs ein. War der Feldhase jedoch einmal in Menschenhand, nimmt das Muttertier ihn nicht mehr an“, so Merz.
Zurzeit betreut Barbara Merx drei Hasenkinder bei sich Zuhause. „Es werden auch nicht die letzten sein für dieses Jahr“, sagt die Sinntalerin. Eines der Hasenkinder, genannt Mümmel, stammt aus Eschwege. Die beiden anderen Tiere, Max und Moritz, aus Langenselbold (Main-Kinzig-Kreis). Vergangenes Jahr betreute Merx rund zwölf Hasenkinder.
Wie viele Tiere sie zur Pflege hat, hängt besonders im Frühling von den Witterungsbedingungen ab. „Feldhasen-Nachwuchs kann sehr gut mit Kälte umgehen. Nässe vertragen die Kleinen allerdings nicht so gut“, betont die Pflegerin. Die kleinen Mümmelmänner werden bei Merx in einem speziellen Gehege gehalten, das täglich gereinigt werden muss. Hier finden die Häschen alles, was sie auf ein späteres Leben in Freiheit vorbereitet.
Brut- und Setzzeit: Diese Faustregeln gelten
Hunde an der Leine - Hunde werden von den meisten anderen Tieren als Bedrohung gesehen. In Hessen gibt es keine allgemeine Leinenpflicht. Sie kann aber individuell von Kommunen während der Brut- und Setzzeit festgesetzt werden. Und das Aufsammeln der Hinterlassenschaften sollte sich für verantwortungsvolle Hundehaltern von selbst verstehen.
Nicht vom Weg abkommen - Wer im Offenland auf den Wegen bleibt, minimiert Störungen in der Brut- und Setzzeit automatisch. In fast allen Naturschutzgebieten gilt ohnehin ein strenges Wegegebot, dort sollte man unbedingt die ausgewiesenen Betreuungs- und Ruhezonen beachten. Das gilt auch auf Flüssen und Seen.
Abstand halten - Unbedingt ausgewiesene Betreuungs- und Ruhezonen in Schutzgebieten beachten. Sie markieren Bereiche, in denen sensible Arten sich zurückziehen. Das gilt auch auf Flüssen und Seen.
Gefüttert werden die Tiere mit spezieller Aufzuchtmilch - bis sie knapp 800 Gramm wiegen. Dann beginnen sie, Grünzeug zu fressen, und mit knapp einem Kilogramm werden sie wieder ausgewildert. „Auf die Auswilderung blicke ich immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wenn die Hasen in die Freiheit dürfen, springen sie erst einmal eine halbe Stunde in meinem Garten herum und springen dann davon. Sie kommen dann auch nicht mehr zum Menschen zurück“, berichtet Merx. Da Feldhasen in keinen festen familiären Verbänden leben, müssen sie nicht an der Stelle ausgewildert werden, an der sie einst eingesammelt wurden.
Vergangenes Jahr hatte Barbara Merx einen ganz besonderen Feldhasen zu Pflege. „Der wollte einfach nicht groß werden“, lacht die Sinntalerin. Der Feldhase namens Klopfer sollte ausgewildert werden, blieb jedoch noch etwa drei Wochen in Barbara Merx‘ Garten. „Jeden Morgen wartete Klopfer auf mich an der Terrassentür und wollte seine Milch. In diesen Wochen hat er auch die Gärten der Nachbarn besucht und war sehr beliebt. Eines Tages hat es ihn aber dann noch in die Freiheit gezogen.“
Archiv-Video: Die Hasen-Retter in Norddeutschland
Im März wurde ein Wolf in Schlüchtern und in Bad Orb fotografiert. Ob es sich um das Tier handelt, das im Februar fünf Schafe in Elm gerissen hat, ist derzeit noch unklar. Weidetierhalter sind in Sorge.