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Neuer Hamstertrend: Mit Nachfrage nach Brennholz steigen auch die Preise

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Von: Sophia Auth

Gespaltenes Holz
Das schwarze Gold ist jetzt braun: Die Nachfrage nach Brennholz ist enorm angestiegen. (Symbolbild) © Christin Klose/dpa-tmn

20 bis 50 Mal am Tag klingelt das Telefon bei Udo Gärtner vom Brennholzlieferanten Lumberjack in Sannerz. Und meistens wollen die Anrufer dasselbe: Brennholz. Und zwar so viel wie möglich. Holzscheite sind das neue Klopapier, so scheint es. 

Schlüchtern - Die Nachfrage nach Brennholz, gerade in ländlichen Gebieten, ist stark gestiegen, sagt Sebastian Merkel. Er ist seit wenigen Tagen Leiter des Forstamtes Schlüchtern im Main-Kinzig-Kreis. Seitdem die Preise für Öl und Gas explosionsartig steigen, wollen viele auf vermeintlich günstigere Brennstoffe ausweichen – und mit Holz heizen.

Walter Strauch, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Bergwinkel, bestätigt diese Beobachtung. Einige hätten noch einen alten Kachelofen zu Hause, der länger ungenutzt war, oder würden sich jetzt einen neuen anschaffen, um über den Winter zu kommen.

Schlüchtern: Nachfrage nach Brennholz steigt - und damit auch die Preise

Benjamin Krug, Leiter Rohholzverkauf bei Hessen-Forst, kündigte gegenüber der „Hessenschau“ an, das Brennholz rationiert werden soll. „Mit zehn Festmetern kommt jeder Haushalt gut über den Winter“, sagt er. Hessen Forst will damit Hamsterkäufe vermeiden, da diese die Preisspirale noch weiter antreiben würden. (Lesen sie auch: Es muss mehr regnen: Forst und Landwirtschaft leiden unter der Trockenheit)

Udo Gärtner, Inhaber des Brennholzlieferanten Lumberjack, weiß derzeit nicht, wie er die Nachfrage seiner Kunden bedienen soll. „Es wird schwer. Und es ist schon schwer“, sagt er auf Anfrage. So einen Engpass habe er seit elf oder zwölf Jahren nicht erlebt.

Die steigenden Preise bei fossilen Brennstoffen sorgen auch dafür, dass Holz teurer wird. Dies liege nicht nur an der immensen Nachfrage, sondern auch an höheren Kosten in Produktion, Einkauf und Transport. Während Gärtner früher etwa 55 bis 65 Euro pro Festmeter ab Waldrand zahlte, liege der Preis nun bei etwa 70 bis 80 Euro. Dazu kommen die sogenannten Kutscherlöhne für den Transport, die sich von 14 auf 30 Euro pro Festmeter Fracht mehr als verdoppelt haben.

Gärtner: Knappheit entsteht unter anderem durch Hamstern von Brennholz

Ein Einschlagstopp für Buchen seit Ende des vergangenen Jahres reduziert Gärtner zufolge die Menge an Rohstoffen zusätzlich. Überdies beklagt er „einige politische Fehlentscheidungen“ und hofft, dass er bald wenigstens das sogenannte Kalamitätsholz, also Bäume, die zum Beispiel auf Grund von Sturmschäden, Käferbefall oder Trockenheit im Wald liegen, beziehen kann.

Als dritten Grund für die Knappheit nennt Gärtner, dass Kunden – ähnlich wie zuletzt nach dem Ausbruch des Krieges und schon während der Corona-Pandemie bei Nudeln, Mehl und Öl – nun auch Holz hamstern würden. (Lesen Sie hier: Alternative zu Gas und Öl: Immer mehr Hausbesitzer setzen auf Wärmepumpen)

Darüber kann er sich nur wundern: „Denn die Winter werden ja nicht länger und härter.“ Erschwerend wirke sich auf den hiesigen Holzmarkt aus, dass Hessen Forst neben den Verträgen mit den örtlichen Betrieben Exportverträge erfüllen müsse, welche die Nachfrage und die Preise weiter antreiben würden.

Weitere Stimmen zu den Brennholzpreisen lesen Sie in der Freitagausgabe der Kinzigtal Nachrichten sowie im E-Paper.

Schlüchtern: Hohe Nachfrage nach knappem Brennholz - Preise steigen

Ein wenig Hoffnung auf Besserung macht der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft Bergwinkel, Walter Strauch. Hessen Forst plane die Einschlagmengen zu erhöhen, um der gestiegenen Nachfrage Herr zu werden. Aber bis dieses Holz auf dem Markt erhältlich und getrocknet ist, wird es wohl noch einige Zeit dauern.

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