Als ihn um 7.23 Uhr die Kamera in dem Café erneut erfasst, ist eine deutliche Veränderung in seinem Habitus erkennbar. Er bewegt sich zügig, wirkt gehetzt, vergräbt seine Hände größtenteils tief in den Taschen seiner Jacke. Mit dem Taxi fährt er nach Frankfurt.
Der später ermittelte Fahrer erinnert sich, wie nervös er war und dass er mitten auf einer Bundesstraße aussteigen wollte, als ein Stau den Verkehr kurzzeitig lahmlegte. Am Frankfurter Hauptbahnhof steigt er in den ICE nach Aachen. Dort verliert sich um 10.30 Uhr zunächst seine visuelle und digitale Spur. Wenige Tage später aber kann er in Frankreichs Hauptstadt festgenommen werden.
Unter Berücksichtigung der Aussagen mehrerer Zeugen zum unmittelbaren Tatzeitpunkt kristallisierte sich nach Überzeugung des Beamten ein Zeitfenster von nur wenigen Minuten für die Bluttat heraus. Dass dabei ein Streit zwischen Vater und Kindern eskalierte oder der Angeklagte zunächst ihre Entführung geplant haben könnte, hält der Ermittler für sehr unwahrscheinlich. Die Zeit für die erste Hypothese sei viel zu kurz, für die zweite gebe es keinerlei Anhaltspunkte.
Solche sieht der Beamte jedoch sehr wohl für die Annahme, dass Raj S. die Tat geplant und mit einer festen Tötungsabsicht in die Wohnung gefahren ist. So hat er unmittelbar vor der Tat sein Konto leergeräumt und sich bei seinem Sohn in einem Telefonat erkundigt, wann seine Ex-Frau und wann die Kinder morgens das Haus verlassen. Der Prozess am Landgericht geht am 17. März weiter. (nic)