Geschichten des Jahres (I): Schlüchterner Ehepaar bei Bares für Rares - ein „tolles Erlebnis“

Heidrun und Gerhard Ohly aus dem Kinzigtal verkauften in einer XXL-Abendshow bei „Bares für Rares“ ein Bronze-Erbstück. Für das Ehepaar aus dem Main-Kinzig-Kreis war die Sendung ein besonderes Erlebnis. Sie überlegten danach sogar, ob sie ihr Erbstück wieder zurückkaufen sollten.
Schlüchtern - Der Auftritt von Heidrun und Gerhard Ohly aus dem Main-Kinzig-Kreis zur Prime-Time in der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ mit Moderator Horst Lichter interessierte viele Leser. Die Sendung lief am 10. August 2022 im XXL-Abendformat. Bei „Bares für Rares“ im ZDF erfuhr das Ehepaar aus dem Kinzigtal, dass ihr Erbstück wertvoller ist als gedacht.
Bares für Rares: Wertvoller als gedacht - Verkäufer-Ehepaar erwägt Rückkauf von Erbstück
Aber der Reihe nach: Im Gepäck hatte das Ehepaar aus Schlüchtern einen Pokal. Das mit Pflanzen, einer Schlange und Eidechsen verzierte Bronzegefäß hatte vermutlich der Großvater von Gerhard Ohly, seinerzeit Obermeister der Glaser in Frankfurt, zu einem Arbeitsjubiläum geschenkt bekommen.
Serie: Geschichten des Jahres
In der Reihe „Geschichten des Jahres“ blickt die Redaktion heute und in den kommenden Tagen auf Themen, die in diesem Jahr besonders viele User interessiert oder Reaktionen hervorgerufen haben. Teil 1: Ein Ehepaar aus Schlüchtern bei „Bares für Rares“.
„Bares für Rares“-Expertin Wendela Horz zeigte sich begeistert von dem von Alphonse Giroux zwischen 1840 bis 1860 in Paris gefertigten Stück. Während Heidrun und Gerhard Ohly einen Wunschpreis von 350 Euro nannten, bewertete Wendela Horz das Familienerbstück deutlich höher - mit 1200 bis 1500 Euro.
Im Händlerraum schätzte Wolfgang Pauritsch den Pokal. Der Händler aus Oberstaufen bekam letztlich den Zuschlag - für 1000 Euro.
„Anstrengend, aufregend und lohnend“ - so fasst Gerhard Ohly im Gespräch mit der Fuldaer Zeitung sieben Monate nach der Aufzeichnung (Mai 2022) die Teilnahme an der „Bares für Rares“-Sendung zusammen. Die Idee dazu stammte von seiner Frau, die sich die Trödelshow gerne im Fernsehen anguckt.
Und da gab es ja zu Hause diesen Pokal, der „lieblos im Arbeitszimmer“ herumstand, sagt der 78-Jährige, der bis 2009 Leiter der Kinzig-Schule in Schlüchtern war. Nach der Idee, an der Sendung teilzunehmen, folgte die eigene Recherche im Internet. Und die ergab, dass ähnliche Pokale schon mal für 1500 Euro weggegangen waren.
„Oh, das Pokalchen hat ja doch einen Wert“, erkannte das Ehepaar Ohly und bewarb sich schließlich im Herbst 2021 bei „Bares für Rares“. In Corona-Zeiten folgte das Casting im Frühjahr 2022 per Skype. Schließlich wurden die Schlüchterner eingeladen. Gedreht wurde die Abendshow im XXL-Format auf Schloss Drachenburg am Drachenfels in Königswinter in Nordrhein-Westfalen.
„Der Dreh war ein größerer Akt“, führt Gerhard Ohly aus. „Es gab 1000 Wiederholungen.“ Als das Erbstück begutachtet wurde, seien beispielsweise Sportflieger über der Drachenburg aufgetaucht. Dann habe der Zug bei Königswinter im Tal für störende Geräusche gesorgt, berichtet der Schlüchterner, der in seiner Heimatstadt im Vorsitz im Imkerverein ist und sich für die Tafel engagiert.
Bares für Rares (ZDF): Verkäufer-Ehepaar bedauert Vewendung des Geldes
Die Aufzeichnung der Expertise habe etwa eine Stunde gedauert, berichtet Ohly. Zu sehen im Fernsehen waren dann hingegen nur wenige Minuten. In der Sendung war unter anderem auch Schlagersänger Guildo Horn zu Gast, der ein Mofa (Baujahr 1989) für einen guten Zweck verkaufte (lesen Sie auch hier: „Bares für Rares“ (ZDF): Alpen? Schwarzwald? - Doppel-Blamage für Experte und Händler).
Doch warum nannte das Ehepaar einen relativ geringen Wunschpreis, da es doch schon den Wert des Gefäßes erahnte? „Wir wollten nicht gleich unverschämt wirken“, erklärt Gerhard Ohly, der es im Nachhinein etwas bedauert, das Bronze-Erbstück verkauft zu haben. Vor allem wegen der in der Expertise erklärten Symbolik.
Name der Sendung | Bares für Rares |
Erstausstrahlung | 4. August 2013 |
Produktionsunternehmen | Warner Bros. International Television Production, ZDF |
Sender | ZDF |
Sendetermine | täglich (Montag bis Freitag) ab 15.05 Uhr |
Moderator | Horst Lichter |
Händlerinnen/Händler | Fabian Kahl, Walter Lehnertz, Wolfgang Pauritsch, Elisabeth Nüdling und weitere |
Expertin Wendela Horz hatte erläutert, dass die Gestaltung des Gefäßes die Vollkommenheit beziehungsweise die Vollkommenheit der Erde darstellt. Die Schlange sei ein Symbol der Versuchung und Sünde. Die Pfingstrosen hingegen stünden als Rosen ohne Dornen für die Tugend. Die kleine Eidechse auf dem Deckel symbolisiere das Licht und solle vor der Schlange schützen.
Zwischenzeitlich habe er auch mal die „Schnapsidee gehabt, nach Oberstaufen zu Wolfgang Pauritsch fahren, um das Bronze-Gefäß zurückzukaufen“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins der Kinzig-Schule. Mit dem heutigen Wissen hätte das Erbstück „einen Ehrenplatz erhalten“ (lesen Sie auch hier: „Bares für Rares“ (ZDF): Eigentümer will 5000 Euro für goldenen Inka-Anhänger).
Video: Horst Lichter erzählt Guildo Horn von Jugendsünde bei „Bares für Rares“
Aber Heidrun und Gerhard Ohly bedauern unter dem Strich den Verkauf im Händlerraum, in dem auch Elisabeth Nüdling aus Fulda (Hessen) war, sowie die Teilnahme an der „Bares für Rares“-Sendung überhaupt nicht. „Das war eine spannende Erfahrung und ein tolles Erlebnis“, erzählt Gerhard Ohly.
Ihre sieben Enkel freuten sich jeweils über 100 Euro aus dem Verkauf des Pokals. „Zu Weihnachten wollten wir mal hören, was sie sich dafür gekauft haben“, sagt der frühere Berufsschullehrer. Mit den restlichen 300 Euro wollte das Ehepaar aus Schlüchtern übrigens nach der Aufzeichnung zur Feier des Tages essen gehen. Leider erwischten sie die „schlechteste Pizza unseres Lebens“.