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Energiekosten zu hoch: Metec GmbH muss schließen - 28 Mitarbeiter gekündigt

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Von: Tim Bachmann

Die Metec GmbH schließt ihr Werk in der Schlüchterner Breitwiesenstraße zum 1. April 2023.
Die Metec GmbH schließt ihr Werk in der Schlüchterner Breitwiesenstraße zum 1. April 2023. © Tim Bachmann

Die Firma Metec GmbH (ehemals Durovib) schließt ihr Werk im Schlüchterner Industriegebiet am Elmacker zum 1. April kommenden Jahres. Die Mitarbeiter haben zum Monatsende ihre Kündigungen erhalten. Wie Geschäftsführerin Claudia Brock auf Nachfrage unserer Zeitung berichtet, sind die steigenden Energiekosten für diesen Schritt hauptverantwortlich.

Schlüchtern - „Das ist die einzige Möglichkeit, ein Insolvenzverfahren zu vermeiden. Wir mussten einfach die Reißleine ziehen“, verdeutlicht Claudia Brock.

Grund für diesen Schritt seien die rapide gestiegenen Energiekosten, denn die Firma im Main-Kinzig-Kreis, die im Bereich Oberflächenbeschichtung (vor allem von Lohnguss-Rädern) tätig ist, benötigt für ihre Beschichtungen eben jede Menge Energie. „Und die Kunden zahlen nicht die Preise, die wir zum kostendeckenden Produzieren bräuchten“, erklärt Brock.

Main-Kinzig-Kreis: Energiekosten zwingen Metec zur Schließung

Der Schritt zur Werksschließung fiel zwar schwer, sei aber unvermeidbar. „Das hat sich niemand ausgesucht. Wir haben die Corona-Zeit noch überstanden, ohne Kurzarbeit beantragen zu müssen. Wir haben immer gekämpft“, sagt Brock. Aber seit Juni sei die Firma aufgrund der horrend gestiegenen Produktionskosten infolge der Energiekrise „so was von in die roten Zahlen gerutscht“, dass die Werksschließung der einzige Weg sei, eine Insolvenz zu vermeiden.

„Und ich will als Geschäftsführerin kein Insolvenzverfahren durchleben. Trotzdem tut es uns natürlich um die Mitarbeiter schrecklich leid, auch wenn ich davon ausgehe, dass alle eine neue Beschäftigung finden werden. So haben sie zumindest Zeit, längerfristig zu planen“, erklärt Brock weiter. Denn die Verträge der Mitarbeiter seien fristgerecht gekündigt, und solange diese laufen, werde auch der Betrieb aufrechterhalten, so die Geschäftsführerin. (Lesen Sie hier: Müssen Hallenbäder schließen? Wingenfeld will bei Energiekrise „nichts ausschließen“).

Dass der Entschluss, das Werk zu schließen, kurzfristig fallen musste, erkläre sich schon durch die Tatsachen, dass im vergangenen Jahr noch der Mietvertrag für das Werk in der Breitwiesenstraße um fünf Jahre verlängert und unlängst eine Photovoltaikanlage in Auftrag gegeben worden sei.

Aber auch durch die PV-Anlage sei keine kostendeckende Produktion möglich. Wie Geschäftsführerin Brock weiter erzählt, sei man in der Firma stolz auf das, was dort geleistet werde. „Was wir hier machen, das kann kaum ein anderer Betrieb. Die Beschichtungen sind teilweise ein Alleinstellungsmerkmal“, berichtet Brock.

Hintergrund

Die Firma Metec GmbH im Schlüchterner Industiegebiet ist auf die Veredelung von Felgen spezialisiert. Die Ursprünge der Firma bildet die Durovib, die am 2. August 2001 Insolvenz beantragen musste. Der damalige Geschäftsführer Thomas Schwing war aber zuversichtlich, das Unternehmen aus dem Liquiditätsengpass herausführen zu können, denn die Durovib-Technologie einer Oberflächenbeschichtung von Felgen im Chromlook war nach wie vor viel versprechend. Nur musste ein neuer Investor gefunden werden.

Das gelang mit dem luxemburgischen Radhersteller „Brock Alloy Wheels“. Am 8. Oktober 2001 wurde gemeinsam die Metec GmbH gegründet, die den Markennamen Durovib weiterführte und das Areal im Gewerbegebiet nahe der BMW-Niederlassung übernahm. Thomas Schwing war zuerst weiter mit Claudia Brock Geschäftsführer. Der luxemburgische Radhersteller ließ beim Schlüchterner Felgenveredler die Räder nicht nur im SLC-Verfahren (Surface like Chrome, also „chromähnliche Oberfläche“) beschichten, sondern baute mit Millionenaufwand noch eine Lackieranlage für Räder, die nicht verchromt aussehen sollen.

Die Firma Brock hatte ihre Räder in Bosnien produzieren lassen, die Felgen wurden bis zur Gründung der Metec in vier verschiedenen Lackieranlagen weiterbearbeitet, was ab 2001 am Standort Schlüchtern konzentriert wurde. In ihren besten Zeiten hatte die Durovib über 30 Mitarbeiter beschäftigt, durch die Insolvenz vor gut 20 Jahren sank deren Zahl auf unter 20.

Nach Gründung der Metec wurde sukzessive die Personalstärke wieder aufgebaut bis aufs Vor-Insolvenz-Niveau. Nun erhielten 28 Mitarbeiter die Kündigung, ein Mitarbeiter kündigte selbst, wie Geschäftsführerin Brock berichtet. / tim

„Wenn jemand kommen würde, der die Firma übernehmen möchte, dann wäre das super. Das würde ich voll unterstützen, und ich könnte vielleicht nachts wieder besser schlafen“, gibt die Geschäftsführerin Einblick in ihr Seelenleben. Doch damit sei eher nicht zu rechnen. Denn die Energiekosten sind einfach nicht wegzudiskutieren. (Lesen Sie hier: Staples-Filiale in der Frankfurter Straße schließt - Flächen sollen nicht lange leer stehen).

Wie der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern (IHK), Dr. Gunther Quidde, berichtet, bilde das Aus des Schlüchterner Metec-Werkes das ihm erste bekannte Opfer der steigenden Energiekosten im Main-Kinzig-Kreis.

IHK-Chef Gunther Quidde: Gas- und Strompreise werden in 2023 weiter steigen

Für den Entschluss zeigt er aber Verständnis, denn „Dinge, die du nicht kostendeckend produzieren kannst, die produzierst du nicht“. Und: „So ein Kostenblock haut rein.“ Der IHK-Chef ist sich sicher, dass noch viele Firmen aufgrund der steigenden Energiekosten „sehr innovativ handeln müssen“.

Und, wie Quidde berichtet, ist nicht mit einem Sinken der Energiekosten zu rechen. Ganz im Gegenteil: „Bis Ende 2023 rechnen wir bei den Gaspreisen im Jahresschnitt um eine Steigerung ums Drei- bis Vierfache.“ Und wer sich durch den Wechsel auf Strom eine signifikante Verbesserung verspricht, auch der wird enttäuscht werden: „Da werden die Kosten auf das Zwei- bis Dreifache steigen. Und beides wird sicherlich nicht wieder auf das Vor-Niveau sinken“, weiß Quidde.

Dennoch sieht er nicht den „flächenhaften Zusammenbruch der Wirtschaft und Industrie im Kinzigtal“ auf die Firmen zukommen. Allerdings jede Menge Einschränkungen, „auf die kluge Ideen folgen müssen“.

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