Schlüchterns Bürgermeister Möller begegnet Kritik am Stadtplatz-Entwurf - „Alle Wünsche finden sich wieder“

Seit der Präsentation des Siegerentwurfs für die Neugestaltung des Stadtplatzes gibt es nicht nur positive Stimmen. Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) nimmt dazu Stellung.
Schlüchtern - Möller verweist darauf, dass „die Jury übereinstimmend einen Siegerentwurf gekürt“ habe. Nach Ansicht von Möller spiegele dieser „genau den Bürgerwillen wider“. Schließlich habe es eine umfassende Bürgerbeteiligung gegeben, „die komplett mit in die Neuentwicklung eingeflossen ist“.
Der Entwurf müsse jetzt nur noch die Stadtverordnetenversammlung passieren, dann stehe der Verwirklichung nichts mehr im Wege. Den „vereinzelt kritischen Stimmen“ tritt der Bürgermeister entgegen: „Natürlich kann man nicht alle Menschen zufriedenstellen. Das weiß ich. Das ist auch immer das Spannungsfeld, in dem man sich in einer pluralistischen Gesellschaft bewegt.“ (Lesen Sie hier: Corona und Ratten beschäftigen Ortsbeirat in Schlüchtern)
Dass nach der umfassenden Bürgerbeteiligung plötzlich der bereits geäußerte Bürgerwille infrage gestellt werde, verwundere ihn: „Das halte ich für nicht besonders demokratisch. Wir haben innerhalb von drei Jahren versucht, so viele Interessengruppen wie möglich zu berücksichtigen.“
Schlüchterns Bürgermeister Möller reagiert auf Kritik am Stadtplatz-Entwurf
Es habe ein sogenanntes Sandboxverfahren während des Hellen Marktes gegeben, bei dem die Bürgerinnen und Bürger aufzeigen konnten, was sie sich auf dem Platz vor dem Rathaus wünschen. Außerdem sei immer wieder gezielt mit Anwohnern, Händlern, den Wochenmarktbetreibern, allen politischen Gremien und vielen Bürgern gesprochen worden, betont Möller. Schon im Jahr 2017 hätten zwei weitere Bürgerbeteiligungen zur Gestaltung der Freiflächen im Kernbereich stattgefunden.
Die Ergebnisse all dieser Befragungen seien eindeutig gewesen: Gut 90 Prozent wünschen sich Sitzgelegenheiten, 70 Prozent wollen mehr Grün, fast 60 Prozent hätten gerne ein Wasserspiel oder einen Wasserlauf am Stadtplatz, und ebenfalls knapp 60 Prozent wären froh, wenn der Wochenmarkt ausgebaut würde. Bezüglich der Sitzgelegenheiten wurde sogar mehrfach angeregt, dass diese variabel und verschiebbar sein sollten, um ein größtmögliches Maß an Flexibilität zu bieten.
„All diese Wünsche finden sich im neuen Stadtplatz wieder“, sagt Möller. Schließlich sei es Voraussetzung für den Architekturwettbewerb gewesen, sich nach den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung zu richten. Freilich wurde auch ein ausführliches Brandschutzkonzept entwickelt, das die Aufstellflächen für Einsatzfahrzeuge ausweist.
Platanen müssen gefällt werden
Dass die Bäume ausgetauscht werden müssen, habe auch technische Gründe: Da der Stadtplatz nicht nur an der Oberfläche neu gestaltet wird, sondern auch unter der Oberfläche sämtliche Leitungsverläufe der Versorgungsstränge erneuert werden, sei der Erhalt des Baumbestandes nahezu unmöglich. „Deshalb haben wir die Chance genutzt, einen neuen Baumbestand einzupflanzen. Die Amberbäume entsprechen den Klimaprognosen und beschädigen mit ihren Wurzeln nicht das dann neu geschaffene Leitungsnetz“, erläutert Möller.
„Was wir hier geboten haben, ist Stadtentwicklung mit Bürgerbeteiligung aus dem Lehrbuch“, sagt Möller. Für neue Formate wie „Frag doch mal die Stadt“ oder die Livestreams zum Langerabriss, das Sandboxverfahren und die umfangreiche Beteiligung zur Neugestaltung des Stadtplatzes habe die Stadt viel Zuspruch erhalten. Zu einer Bürgerbeteiligung gehöre aber auch, dass man die gemeinsam entwickelten Entscheidungen anschließend respektiere, selbst wenn einem nicht alles gefalle.
Auch im Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstag war der Stadtplatz kurz Thema. Das Gremium votierte mehrheitlich dafür, den Siegerentwurf zur Grundlage der weiteren Planung zu machen und den Sieger zunächst mit einem Teil der Leistungsphasen zu beauftragen. Aber auch hier gab es kritische Stimmen wegen der Platanen, die gefällt werden sollen, und über den Ablauf des Wettbewerbs. Gerd Neumann (Grüne) sprach von einer „schlechten Kommunikation“. Es wäre gut gewesen, wenn den Bürgern nachvollziehbar erklärt worden wäre, dass die Bäume wegen der Tiefbauarbeiten nicht stehen bleiben können. Entkräftet werden konnte die Sorge, die Zahl der Parkplätze verringere sich wesentlich. Bislang gibt es 23, der Entwurf sieht 22 vor. (ag)