Ganz anders die Sichtweise von drei Kunden des Marktes, die zufällig neutrale Zeugen der Prügelei wurden. Nach ihren weitgehend übereinstimmenden Aussagen gingen die Aggressionen ausschließlich von dem Duo aus – und zwar von beiden Herren. Der Gründauer sei lediglich mit erhobenen Armen in Verteidigungsstellung gewesen und habe dabei im Rückwärtsgang versucht, der Konfrontation zu entgehen.
Erst als eine 24-Jährige aus Bad Soden-Salmünster nach eigener Aussage mehrfach damit drohte, die Polizei zu rufen, hätten die Angeklagten ihre Angriffe eingestellt – und sich ihr und ihrer Schwester zugewandt: Mit Beleidigungen und gezücktem Handy, mit dem sie Aufnahmen von den Zeuginnen anfertigten. Die hilfsbereiten Damen halfen dem Geschädigten aus Gründau anschließend, Blutungen an seinem Arm zu stoppen. Das Opfer selbst konnte sich an zahlreiche Details nicht mehr erinnern.
Richterin Anna Schad hätte nach der Beweisaufnahme ein Urteil fällen können. Doch das war nicht möglich. Gegen den 20-jährigen Beschuldigten lag noch eine zweite Anklage vor. Er soll am 11. November 2020 von einer Polizeistreife auf dem Untertor-Parkplatz in Schlüchtern auf einem Kleinkraftrad erwischt worden sein.
Dieses schaffte nach den Feststellungen der Ermittler eine Geschwindigkeit von immerhin 74 Stundenkilometer. Dafür besaß der Schlüchterner allerdings keine Fahrerlaubnis. Und einen Versicherungsschutz gab es für das Bike auch nicht. Stattdessen stand der junge Mann während der Fahrt unter dem Einfluss von Drogen.
Der 20-Jährige gab sich in dieser Sache ahnungslos. Er wusste zwar von dem Vorwurf, jedoch angeblich nicht, dass in Verbindung mit dem Prügelei-Verfahren darüber verhandelt werden sollte. Die Vorsitzende war sich jedoch sicher, ihm das im Vorfeld schriftlich mitgeteilt zu haben. Weil sich der Beschuldigte auf diesen Sachverhalt jedoch „nicht ausreichend vorbereitet“ sah, vertagte sie die Verhandlung für zwei Wochen, um dann in beiden Strafverfahren eine Entscheidung zu treffen. Dann sollen auch zwei Polizeibeamte als Zeugen für den Vorfall auf dem Untertor-Parkplatz als Zeugen gehört werden. (ls)