Hass bis zur Morddrohung - richteten Mietnomaden Schaden von 10.000 Euro an?

Die Vorwürfe wiegen schwer. Auf beiden Seiten. Was allerdings augenscheinlich ist: Die Wohnung im Haus von Armin Reifart in Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) ist in einem katastrophalen Zustand. Der Eigentümer spricht von Schäden über 10.000 Euro, die seine Mieter hinterlassen haben sollen.
Schlüchtern - Ein Haus im Grünen, in einer ländlichen Gegend. Es sollte eine Heimat werden. Dann eine Altersvorsorge. Für Armin Reifart ist das Eigenheim in der Huttener Straße in Schlüchtern-Elm im Main-Kinzig-Kreis aber zum Alptraum geworden.
Der junge Vater ist mit seinen zwei Töchtern im Dezember 2020 aus Elm weggezogen, um sich mit seiner damaligen Freundin in Geislingen (Baden-Württemberg) ein neues Leben aufzubauen. Damals suchte er Mieter, die in seine alte Wohnung einziehen könnten.
Main-Kinzig-Kreis: Hass bis zur Morddrohung - Mietnomaden-Schaden von 10.000 Euro?
Eine Familie aus dem Raum Schlüchtern, die er flüchtig kannte, sei auf ihn zugekommen. „Die sind ja eigentlich sehr nett“, habe er sich gedacht und eingewilligt. Schließlich habe es auch für die Neu-Mieter eine Notsituation gegeben. „Sie haben mir erzählt, dass sie wegen einer Eigenbedarfskündigung aus ihrer Wohnung müssen.“
Und zwar besser heute als morgen. Inzwischen vermutet der Familienvater, dass es mitnichten um Eigenbedarf ging, sondern dass der vorherige Vermieter ebenfalls so seine Probleme mit der Familie gehabt habe. Aber zurück zum Anfang (lesen Sie auch hier: Ärger mit Mietnomaden - Paar aus dem Vogelsberg findet Müllberge, Hundekot und leere Flaschen).
Nachdem die fünfköpfige Familie im Februar 2021 eingezogen war, sei alles zuerst noch gesittet abgelaufen, erklärt Reifart. „Es waren anfangs nur Kleinigkeiten. Mal waren sie zu laut, haben Partys gefeiert, mal haben sie bis in die Nacht an den Rollern herumgeschraubt.“ Wie andere Nachbarn berichten, sei die Schrauberei eines der Hauptprobleme gewesen.

Ihre Vermutung: Die Mieter sollen in der ebenfalls angemieteten Garage eine illegale Rollerwerkstatt betrieben haben. Gut 25 Angebote auf einem Internet-Portal haben sie registriert und gesichert, die das verbotene Treiben dokumentieren sollen. Auf den Fotos ist zu erkennen, dass die Aufnahmen der Roller im Hof aufgenommen wurden. Doch dies allein reicht natürlich nicht für eine Verurteilung.
Reifart habe seine Mieter aufgefordert, den Werkstattbetrieb einzustellen, sagt er. Doch auf die Bitte, das Schrauben zu unterlassen, habe es wüste Beleidigungen gegeben. Zuerst an die Nachbarn gewandt. In einem Wortlaut, der hier nicht wiedergegeben werden sollte.
Die Bezeichnung „Missgeburt“, die mit bunten Attributen gespickt mehrfach gefallen sein soll, ist da noch eine der harmloseren. Und der Streit wurde immer schlimmer. Infolge der Beleidigungen habe Reifart im September zuerst der Frau den Mietvertrag fristlos gekündigt (lesen Sie auch hier: Main-Kinzig-Kreis räumt fünfte Schulsport-Halle für Geflüchtete aus der Ukraine).
Vermieter: Gassigehen hieß, die Hunde auf den Balkon zu lassen
Hierzu erklärt der Familienvater, dass das eingemietete Paar offiziell geschieden sei und getrennt lebe, allerdings über das Kommunale Center für Arbeit (KCA) mit zwei Mietverträgen bei ihm untergekommen sei. Die Nachbarn vermuten dahinter Kalkül und Sozialleistungsbetrug. Sie vermuten auch Drogenkonsum und so manch anderes mehr.
Die Mieter hätten ab diesem Zeitpunkt alles verwahrlosen lassen, sagt Reifart. Die Nachbarn, die in seiner Abwesenheit einen Blick auf die Wohnung werfen sollten, hätten damals bereits über Uringestank im Flur geklagt. Antwort der Mieter: Die Katzen seien rollig und markieren eben.
Doch damit nicht genug. Denn neben der fünfköpfigen Familie sei auch eine weitere Person eingezogen, dazu die Katzen und auch Hunde. „Gassigehen bedeutete für die Hunde, dass sie auf den Balkon durften. Und etwa einmal in der Woche wurden die Fäkalien mit dem Dampfstrahler in unseren Garten gesprüht“, klagt ein Nachbar.
Der Streit schwelte weiter. „Es gab fast täglich Beschwerden. Von allen Seiten“, berichtet der Vermieter. Und weitere Beleidigungen und wüste Beschimpfungen, weitere Klagedrohungen und Schuldzuweisungen. Es sei so weit gegangen, dass er auch dem Mann im November das Mietverhältnis fristlos kündigen musste, sagt Reifart.
„Da sind Sachen passiert, das geht auf keine Kuhhaut mehr.“ Am 10. Dezember seien die Mieter über Nacht ausgezogen. Doch damit hörte der Alptraum für ihn nicht auf. Denn mit ihnen fehle nun auch sein Mobiliar: Schränke, Waschmaschine, Werkzeugkoffer, Kettensäge.
Was er hingegen vorgefunden habe, sei das reine Chaos gewesen: Ein fußballgroßes Loch befindet sich in einer Wand, das halbe Laminat im Flur ist herausgerissen, die Böden in den Schlafzimmern fehlen, Ölflecken und Fäkalien im Kinderzimmer. Und überall Müll, Ungeziefer, Roller und Zubehör.
Vermieter schaltet nach Morddrohung des Ex-Mieters die Polizei ein
„Eine Fahrgestellnummer habe ich nirgendwo gesehen“, führt Reifart an. Er spricht von Schäden, die weit über 10.000 Euro hinausgehen würden. Entsprechend habe er die Restmiete und die Kaution einbehalten. Sehr zum Zorn des Ex-Mieters. Reifart zeigt eine Nachricht, die ihm sein ehemaliger Mieter geschickt hat.
Darin wird dieser so deutlich, dass die Polizei eingeschaltet wurde. „Hallo, du Betrüger, ich will meine Miete. [...] Dann komme ich morgen und schlag dir deinen schwulen Kopf runter“, heißt es in dieser Nachricht des Ex-Mieters an Vermieter Armin Reifart.
So sind im Laufe der Zeit sowohl an das Ordnungsamt der Stadt Schlüchtern als auch an die Polizei zahlreiche Informationen weitergegeben worden. Seitens des Ordnungsamtes heißt es hierzu, dass die Vorwürfe bezüglich einer möglichen illegal betriebenen Rollerwerkstatt natürlich geprüft würden.
Video: Mietnomaden - Rechte und Tipps für Vermieter
Auch die Polizei bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass Hinweise eingegangen seien. „Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir allerdings keine weiteren Auskünfte geben“, erklärt Stefan Enders, stellvertretender Leiter der Polizeistation Schlüchtern.
Etwas Positives kann Reifart festhalten: Die „Alptraum-Mieter“ sind raus. Inzwischen hat sich ein Paar der Wohnung angenommen. Sie wollen sie in Eigenleistung renovieren. Dafür kommt Reifart ihnen mit der Miete entgegen, „um das abzutragen“, wie er dankbar berichtet.
Im Übrigen ist festzuhalten, dass ein Fall wie der hier beschriebene fraglos eine sehr krasse Ausnahme darstellt. Die meisten Mietverhältnisse verlaufen ganz regulär und konfliktarm.