„Massiver Eingriff in das Landschaftsbild“: Ritterverein Schwarzenfels und Ortsbeirat zur Fulda-Main-Leitung

Stellungnahmen zu den Planungen zur Starkstromtrasse Fulda-Main-Leitung, auch als P43 bekannt, haben der Ritterverein Schwarzenfels sowie der Ortsbeirat Sterbfritz beim Netzbetreiber Tennet eingereicht. Die Mitglieder nutzen damit die Möglichkeit, bis Freitag, 8. Januar, Raumwiderstände aufzuzeigen, die gegen den Trassenverlauf durch Sinntal sprächen.
Schwarzenfels/Sterbfritz - Verein und Ortsbeirat erheben Einspruch gegen den Abschnitt des möglichen Trassenkorridors, der die Streckenabschnitte B18, B23, B24 und B25 betrifft. In der Stellungnahme des Bürgervereins Ritter Schwarzenfels heißt es von Thomas Dorn und Willi Merx: „Als Pächter der Burg Schwarzenfels wäre durch die Abwertung des Landschaftsbildes und damit verbunden der Ortsansichten eine Minderung der Attraktivität unserer Burg zu erwarten.“
Die Burg zähle mit mehr als 2000 Übernachtungen (Stand 2019) und mehreren Tausend Besuchern pro Jahr zu den schönsten Sehenswürdigkeiten der Region und gelte als Wahrzeichen der Gemeinde, geben sie zu Bedenken. Und: „Unser Verein investiert sämtliche Erlöse aus Vermietung und Verpachtung zu 100 Prozent in den Erhalt der Burg, um diese weiterhin für alle Bürger zugänglich zu machen. Bei ausbleibenden Besuchern beziehungsweise Rückgang der Erträge sehen wir unseren Vereinszweck als gefährdet.“
Ritterverein und Ortsbeirat zur Fulda-Main-Leitung: „Massiver Eingriff in das Landschaftsbild“
Die geplante Starkstromtrasse bedeute laut Dorn und Merx „einen massiven Eingriff“ für die Gemeinde, den Ort und das Landschaftsbild. Zudem schade sie Natur, Lebensraum und Tourismus. Gesundheitliche Folgen seien nicht ausgeschlossen. Ein Restrisiko aufgrund von „gesundheitsrelevanten Wirkungen der niederfrequenten Magnetfelder“ bestehe. Außerdem sei durch die bauliche Dimension der oberirdisch geplanten Trasse mit einem Wertverlust von Immobilien zu rechnen. (Lesen Sie hier: Burghaun sieht „kritische Raummenge“: Stellungnahme zum geplanten Korridor der Fulda-Main-Leitung).
Ihren Einspruch begründen die Vereinsmitglieder unter anderem mit den folgenden Einschränkungen und Raumwiderständen: Eingriff in vorhandene FFH- und Landschaftsschutzgebiete, Zerstörung und negative Beeinflussung des Landschaftsbildes, Eingriff in den Lebensraum beheimateter Tier- und Pflanzenarten, Beeinträchtigung von Rotmilan-Gebieten, Biberschutzzonen, Streifgebieten des Schwarzstorches und des Braunkehlchen-Gebiets sowie erhöhte Strahlenbelastung – auch bei Einhaltung der Grenzwerte.
Ortsbeirat Sterbfritz: „Ein nicht zu vertretender Eingriff in die hiesige Natur- und Kulturlandschaft“
Ähnlich fällt die Stellungnahme des Sterbfritzer Ortsbeirats aus. Darin wird Kritik am Planungsverfahren geäußert. „Der Ortsbeirat Sterbfritz hatte bis Mitte Dezember keine beziehungsweise unzulängliche Kenntnis von der Korridorsuche der 380-Kilovolt-Drehstrom-Hochspannungsleitung durch Sinntaler Gemeindegebiet und der damit verbundenen Frist zur Stellungnahme bis zum 8. Januar.“ Der aktuelle Einspruch sei daher „aufgrund mangelnder Information und zeitlicher Bearbeitungsmöglichkeit“ nur verkürzt erstellt worden. Die Trasse sei ein nicht zu vertretender Eingriff in die hiesige Natur- und Kulturlandschaft. Darüber hinaus würde das Gemeindegebiet „durchschnitten und erheblich gestört“.
Ortsvorsteher Willi Merx spricht von einem „Bündelungsfaktor“, den es abzulehnen gelte, da das Gemeindegebiet durch die ICE-Bahnstrecke und die dazugehörige Hochspannungstrasse Fulda–Würzburg, die Trassenführung der Gashochdruck-Loop-Leitung sowie durch vorhandene und geplante Windkraftanlagen bereits „erheblich in Mitleidenschaft gezogen ist“. Die Auswirkungen einer möglichen Starkstromtrasse seien entlang der Naturschutzgebiete Stephanskuppe, des Sinntals, der Steinfirst und des Weiperzer Berges „unabsehbar und gefährdend“. Der zusammenhängende Flächenbestand und die Aufrechterhaltung der Natur- und Landschaftsschutzgebiete seien vorrangig, heißt es.
Willi Merx: Auswirkungen einer möglichen Starkstromtrasse seien „unabsehbar und gefährdend“
Auch die Stellungnahme des Ortsbeirats handelt von möglichen Auswirkungen von elektromagnetischer Strahlung und ebensolchen Störfeldern auf Menschen, andere Lebewesen und die Natur. Dies sei nicht ausreichend erforscht, in anderen Ländern wären die Grenzwerte niedriger als in Deutschland.
Das Sinntal und die Kulturlandschaft rund um Kinzigquelle und Burg Schwarzenfels böten „ein wertvolles Landschaftsbild“, seien Lebensraum und Erholungsgebiet. „Wir haben die Gesundheit und Existenzgrundlage sowie die Lebensqualität der hier lebenden Menschen, der Besucher und Touristen zu schützen“, heißt es. Und: „Die Bevölkerung ist nicht bereit, sich durch eine solche Trasse beeinträchtigen und gefährden zu lassen und wird ihren Widerstand organisieren. Wir fordern die Bundesnetzagentur und Tennet auf, von der geplanten Korridorsuche durch Sinntal abzusehen.“ (lq)