Keine Rezeption, „Schlüssel“ gibt’s aufs Handy: Allgäuer Firma baut Hotel im Gewerbegebiet in Schlüchtern

Am Rande von Schlüchtern entsteht ein neues Hotel. Die Planungen für den Baubeginn im Frühjahr nächsten Jahres laufen. Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) sieht das Hotel als Ergänzung des Angebots.
Schlüchtern - Anbieter ist die Firma WMM AG aus Mindelheim im schwäbischen Landkreis Unterallgäu. Sie plant auf einem rund 2000 Quadratmeter großen Areal in der Breitwiesenstraße im Gewerbegebiet Richtung Elm einen rund 45 Meter langen Neubau mit 21 Doppelzimmern. (Lesen Sie hier: Baustellen über Baustellen: Droht Schlüchtern jetzt der Verkehrskollaps?)
Dessen Vermarktung verläuft nach einem patentierten Hotel-Konzept: Die Buchung erfolgt online, den Code zum Öffnen des Zimmers gibt es auf das Handy, der Check-In ist rund um die Uhr möglich, es gibt keine Rezeption. Personal ist also nur für Reinigungsarbeiten nötig.
Main-Kinzig-Kreis: Allgäuer Firma baut Hotel im Gewerbegebiet Schlüchtern
„Der Ablauf funktioniert ohne großen Papierkram“, sagt Sebastian Waltl, Prokurist der Firma WMM. Rund 1,6 Millionen Euro will er am Standort Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) investieren. Das Gebäude soll in einer Modulbauweise errichtet werden, die lediglich punktuell je nach Standort verändert wird. Die Tiefbauarbeiten werden an einen Unternehmer in der Region vergeben. Den Rohbau in Massivbauweise und weitere Gewerke übernehmen in der Regel langjährige Partner.

Dabei kommt zugute, dass die größte Schreinerei des Allgäus zu dem Unternehmensverbund zählt. Die WMM AG ist eine Dachgesellschaft von vier Firmen. Dazu gehört beispielsweise die Wagner Möbel Manufaktur. Mit der Hotel Betriebs GmbH, einer weiteren Tochter, werden derzeit 40 Hotels, beispielsweise in Mindelheim, Ingolstadt und Würzburg, betrieben.
Innerhalb der nächsten 18 Monate folgen weitere Beherbergungsbetriebe, die bereits im Bau oder in Planung sind. Gerade Hessen werde derzeit umfassend erschlossen. So sind Übernachtungshäuser beispielsweise in Allendorf-Eder, Fritzlar, Herborn, Eschenburg, Bad Hersfeld und Pfungstadt geplant.
Auch Schlüchtern sieht das Unternehmen als geeigneten Standort für sein Konzept. „Wir sehen einen großen Bedarf an Hotelzimmern in Städten und Gemeinden mit mittelständischen Produktionsbetrieben und guter Verkehrsanbindung, wozu Schlüchtern sicherlich zählt“, begründet Waltl.
Patentiertes Konzept: Keine Rezeption, den „Schlüssel“ gibt’s aufs Handy
Nach seiner Einschätzung fehlen im Bergwinkel Zimmerkapazitäten. Hauptzielgruppe sind nicht in erster Linie Touristen, sondern beispielsweise Monteure und Geschäftsleute. Aber natürlich sei auch der vorüberkommende Fahrradfahrer willkommen. Als besonderen Pluspunkt sieht der Unternehmer die „hochwertige Design-Ausstattung. Bei einem günstigen Übernachtungspreis von unter 40 Euro wird das Vier-Sterne-Niveau eines 100-Euro-Hotels geboten“, heißt es. Frühstück ist in dem Hotel nicht im Angebot.
Noch in diesem Jahr will er den Bauantrag stellen, so dass im Frühjahr 2023 mit den Baumaßnahmen begonnen werden kann. Für die Stadt sei der große Vorteil, es mit einem festen Partner zu tun zu haben: „Wir sind Investor, Betreiber und Generalunternehmer.“ Und der Erfolg gibt ihm Recht: „Mit unserem patentierten System haben wir einen Nerv getroffen, der uns gute Auslastungszahlen beschert.“ (ag)