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Stadthalle Schlüchtern als „Kulturknotenpunkt“

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

Foto: Kuki-Verein
Foto: Kuki-Verein

Schlüchtern - „Das war eine unglaublich lange coole Zeit mit unvergesslichen Erfahrungen, vielen großartigen Filmen und Künstlern, die der Bergwinkelstadt in den vergangenen Jahren einen unverkennbaren Glanz bescherten.“ So fasst der Kuki-Verein Äußerungen vieler Kulturfreunde aus Schlüchtern und dem Bergwinkel zusammen, die das Kuki erreicht. Doch nach der 25-Jahr-Feier im Jahr 2019 könnte das Kulturkino (Kuki) bald Geschichte sein.

Trotz der zahlreichen prämierten Filme und tollen Theater-, Kabarett- und Filmkünstlern sowie Musikern und insgesamt etwa 500.000 Besuchern in all den kulturellen Veranstaltungshöhepunkten gibt es nach Ansicht der Führung des Kuki-Vereins um Heide Buhmann und Hanspeter Haeseler „zu viele Bedenkenträger in der Stadt, die sich seit Monaten nicht entschließen können, ihre Räume auch für Kino zeitgemäß zu ertüchtigen. Dabei stünden sogar Fördergelder von Bund und Land bereit“, heißt es in einer Presseerklärung. Doch die Frist für die Nutzung der öffentlichen Gelder ist beschränkt. Um das Potenzial des Kuki für eine nachhaltige Kulturentwicklung zu nutzen, „gibt es nur noch ein ganz enges Fenster. Danach ist Schluss, die Fördergelder des Bundes verfallen dann und der Kulturverein gehört der Vergangenheit an“. Auf Anfrage sagte Heide Buhmann, es drehe sich bei dem Zeitfenster nur noch „um wenige Wochen“.

„Kuki hat Bedeutung für die gesamte Region“

Obwohl ein Kinoabend in der Vorliebe der Bundesbürger seit zwei Jahrzehnten statistisch ganz oben stehe, laut der Gesellschaft für Konsumforschung vom Juli 2019 sogar noch vor Sportveranstaltungen, finde der ehrenamtliche Einsatz der Vereinsmitglieder, die „viel Zeit und Lebensenergie opfern, um sich seit Jahr und Tag für ihre Stadt einzusetzen, wenig Gegenleistung“. Niemand verstehe so richtig, warum die Stadtverantwortlichen zögerten und den gemeinnützigen Kuki-Verein „nicht stützen und in der Stadt halten“.

Bereits bei der Schließung des Kulturhauses Synagoge für öffentliche Veranstaltungen vor etwa zehn Jahren hätten der renommierte Regisseur Michael Verhoeven und seine Frau, die Schauspielerin Senta Berger, zu bedenken gegeben: „Das Kuki hat eine Bedeutung über die Stadt Schlüchtern hinaus für die gesamte Region. Es ist ein klassischer Beweis dafür, dass eine Stadt gegen die Nivellierung von Kino-Orten und gegen eine Verflachung des allgemeinen Kinoprogramms ein Beispiel setzen kann. Gäbe es das Kuki Schlüchtern nicht, müsste man es umgehend gründen und mit der neuesten Technik ausstatten.“ Und laut dem Kuki ergänzte das Künstlerpaar, „dass eine Schließung des Kinos als katastrophale Entscheidung in die Annalen der Stadt Schlüchtern eingehen und in der Zukunft auch von denen erkannt wird, die jetzt zögern.“

Volker Schlöndorff: Einmaliger Ort der Kultur

Auch der Regisseur Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff habe damals den Hinweis: „Es ist leicht etwas abzuwickeln, das über Jahre entstanden ist. Es ist fast unmöglich, es je wieder erstehen zu lassen. Die Gemeinde sollte sich eher Hilfe aus Bund und Land holen als diesen einmaligen Ort der Kultur aufzugeben.“

Nun stehe das Kultur-Kino erneut vor dem gleichen Dilemma, unterstreichen die Macher des Kuki. Dieses sei „eine unverwechselbare Marke, ein Alleinstellungsmerkmal und ein Leuchtturm für den Bergwinkel. Es gebe Schützenhilfe durch das Bundesprogramm „LandKultur“, das innovative Projekte als Impulsgeber für die Entwicklung ländlicher Räume weiterentwickeln wolle, um die kulturelle Teilhabe in ländlichen Räumen und Kleinstädten zu erhalten. Auch die Kulturstiftung des Bundes fördere Konzepte, die innovative Ansätze in der Kulturpolitik verfolgen. Im Programm LandKultur sei das Kuki bereits als „kultureller Anker in der Bergwinkelregion“ ausgewählt worden. Eine Bundes-Förderung bis zu 100.000 Euro stehe bereit, wenn die Stadt Schlüchtern entsprechende Räumlichkeiten bereitstelle. Doch „noch zaudern die Verantwortlichen der Stadt, diesen Weg mit dem Kuki-Verein und anderen Schlüchterner Vereinen aktiv zu beschreiten. Die alte Synagoge und das neu geplante Kultur- und Begegnungszentrum sind, wie zu lesen, mit anderweitigen Aktivitäten und Inhalten versehen“, heißt es in der Pressenotiz des Kuki.

Stadthalle Schlüchtern mit viel Potenzial

Das Kuki stellt daher unter dem Motto „Lebenswertes Schlüchtern“ die Entwicklung der Stadthalle Schlüchtern zum „Kulturknotenpunkt“ vor. Zusammen mit anderen Vereinen und Akteuren könnte das Areal samt seiner Gastronomie, den Freiflächen und dem Bergwinkelmuseum „hervorragend für ein kulturelles Netzwerkprojekt genutzt werden“. Man müsste eigentlich nur den kleinen Saal der Stadthalle mit einer Lärmschutz-Faltwand mit hohen Akustikdämmwerten umrüsten. Dann wäre dort Kinobetrieb möglich und es könnten parallel zwei Gruppen Platz finden oder Veranstaltungen stattfinden. Das wäre „ein gewaltiger Schritt zu einer nachhaltigen und wirtschaftlicheren Nutzung der ,Gudd Stubb‘ und einer Belebung der Innenstadt“, gerade auch im Winter. Die Kapazität würde sich auf einen Schlag fast verdoppeln, ohne dass die bisherigen Nutzer der Räume in ihrer Vereinsaktivität eingeschränkt wären. Diese Raumgestaltung liege schon seit geraumer Zeit von Planerseite her auf dem Tisch der Verwaltung. / hgs

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