Dazu gehört zu allererst die Technik. Sie haben sich zwei baugleiche Honda Transalp 600 mit je 50 PS gekauft und mächtig aufgerüstet. Ein volles Jahr lang haben sie an den Bikes geschraubt, sie zum Beispiel für eine bessere Geländegängigkeit fünf Zentimeter höher gelegt. Von den 100 Kilo Gepäck, die jeder dabei haben wird, entfällt ein Großteil auf Ersatzteile.
„Wir haben alle Elektronikbauteile jeweils mehrfach dabei, weil die nur ausgetauscht werden können. Aber auch alle Lager, alle Bowdenzüge, Kettensatz und Ersatzschläuche“, zählt Esser auf. Zelt und Schlafsäcke runden das Gepäck ab. Thomas: „Wir haben die Motorradklamotten und einmal Kleidung zum Umziehen – und dazu Rei in der Tube.“
Die Frage der Technik ist damit geklärt. Eine andere ist für das Vorhaben sogar noch eine Idee wichtiger: „Kann man von uns aus mit dem Motorrad nach China fahren? Geht das überhaupt?“ Die Antwort erinnert an die Witze über das sprichwörtliche Radio Eriwan: „Im Prinzip ja, aber ...“
Das „aber“ beschreibt Michael Thomas so: „Ohne Corona wäre es gegangen. An der chinesischen Grenze hätten wir einen extra Führerschein machen sowie Zulassung und eine Tüv-ähnliche Prüfung der Maschinen vornehmen lassen müssen. Aber wegen der Pandemie darf niemand über den Landweg nach China einreisen.“
Spendenaktion
Tobias Esser und Michael Thomas wollen mit ihrer Abenteuertour auch für Aufmerksamkeit für einen guten Zweck sorgen. Sie rufen gemeinsam mit dem Steinauer Hans-Georg Lotz zu Spenden an den Verein „Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt e.V.“ auf.
Internetadresse: kinderkrebs-frankfurt.de
Spendenkonto: Frankfurter Sparkasse;
IBAN: DE 98 5005 0201 0000 6200 50 Stichwort: Steinau2China
Die Überlegung war, von der einen alten Handelsstraße – Frankfurt-Leipzig – über eine andere historische Route zu fahren. Gemeint ist die Seidenstraße. Über das Internet stellen Esser und Thomas ihre Route zusammen. Sie kommen auf 25.000 Kilometer, also mehr als der halbe Erdumfang. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Neben der Pandemie kommt ihnen auch der Überfall Putins auf die Ukraine dazwischen.
Esser, den alle nur „Toby“ nennen: „Wir wollten den Rückweg über Russland nehmen. Vor dem asiatischen Teil Russlands hätten wir keine Angst gehabt. Aber wir kommen auch nicht durch die Mongolei.“
Im Klartext bedeutet dies, dass das Ziel Chinesische Mauer mit dem Motorrad derzeit nicht zu erreichen ist. Aber: Das Wort „aufgeben“ gibt es bei den Freunden nicht. Thomas: „Nun wollen wir bis zur chinesischen Grenze, um wenigstens ein Foto von dort zu haben.“ Die Route verläuft nun weiter südlich über Tschechien – allein des günstigen Sprits wegen – , Österreich, den Balkan und die Türkei nach Georgien und Aserbaidschan.
Esser: „Dort wollen wir mit einem Ghost Ship nach Kasachstan übersetzen und dann rüber nach Tadschikistan. Geisterschiffe werden die Fähren genannt, weil nie klar ist, ob und wann sie fahren.“ Über den Pamir Highway, der hinauf bis auf 4800 Meter über dem Meer führt „und zur Hälfte unbefestigt ist“, soll dann Kirgisien und schließlich die Grenze zu China angesteuert werden.
60 Tage oder auch etwas länger wollen die beiden für die nun geschätzten 20.000 Kilometer unterwegs sein. Drei Monate seien auch okay, sind sie sich einig. Über welche Route sie den Rückweg antreten wollen, steht in den Sternen. Aber: Das Abenteuer und „dass man nicht weiß, was passiert“, macht für Tobias Esser und Michael Thomas den Reiz dieser Tour aus, über die regelmäßig auf der Internetseite „www.steinau2china.de“ zu lesen sein wird.
Am Samstag, 23. April, wird das Duo um 10 Uhr am Kumpen in der Steinauer Stadtmitte (Main-Kinzig-Kreis) verabschiedet.