Vulkanausbruch bei Tonga stärkste Eruption seit 30 Jahren - Druckwelle auch in Hessen messbar
Der gewaltige Ausbruch eines Untersee-Vulkans in der Nähe des Inselreichs Tonga hat am Wochenende viele Pazifik-Staaten in Alarmbereitschaft versetzt und Flutwellen ausgelöst. Die gigantische Druckwelle konnte sogar ein Meteorologe im Main-Kinzig-Kreis messen.
Schlüchtern/Tonga - Der etwa 65 Kilometer von Tongas Hauptstadt entfernte unterseeische Vulkan Hunga-Tonga-Hunga-Ha‘apai brach an zwei Tagen in Folge aus. Während nach der ersten Eruption vom Freitag Behördenangaben zufolge nur kleine Tsunami-Wellen registriert wurden, war die zweite Eruption am Samstag Medienberichten zufolge auch im 2000 Kilometer entfernten Neuseeland zu hören. Sie hatte zeitweise in vielen Teilen des Pazifiks zu Tsunami-Warnungen geführt.
Das Inselreich ist nach dem Vulkanausbruch weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Am Montag haben Militärflugzeuge aus Neuseeland und Australien die Lage aus der Luft erkundet und wichtige Hilfsgüter nach Tonga geschickt.
Vulkanausbruch bei Tonga: Druckwelle sogar im Main-Kinzig-Kreis gemessen
Das Ausmaß der Schäden in dem Südseearchipel ist aber weiter unklar - auch ob es Verletzte oder gar Tote gibt. Zu Tonga gehören etwa 170 Inseln, 36 davon sind unbewohnt. (Lesen Sie hier: Vulkanausbruch auf La Palma: Michael Heil aus Hessen berichtet)
Der gewaltige Ausbruch des Untersee-Vulkans war nach Ansicht von Experten der weltweit stärkste seit 30 Jahren. Erste Daten zeigten, dass es seit dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 keine derartig heftige Eruption gegeben habe, sagte der Vulkanologe Shane Cronin von der University of Auckland am Montag dem Sender Radio New Zealand.

Der Ausbruch in der Südsee habe nach jetzigem Kenntnisstand die Stufe 5 auf dem achtstufigen Vulkanexplosivitätsindex erreicht, im Falle des gigantischen Pinatubo-Ausbruchs sei es Stufe 6 gewesen. Hätte sich die Eruption des Hunga-Tonga-Hunga-Ha‘apai an Land ereignet, dann wären die Auswirkungen „apokalyptisch“ gewesen, so Cronin.
Der unterseeische Feuerberg ist seit Dezember wieder aktiv. Unklar sei, ob der jüngste Ausbruch den Höhepunkt der Aktivität darstelle, sagte Cronin. Es könne auch sein, dass der Vulkan noch mehrere Wochen oder sogar Jahre unruhig bleibe.
Vulkan-Druckwelle erreicht Main-Kinzig-Kreis: Schlüchterner Meteorologe berichtet
Der Ausbruch des Untersee-Vulkans Hunga Tonga lieferte sogar im Main-Kinzig-Kreis messbare Daten. Diplom-Meteorologe Jörg Asmus aus Schlüchtern-Elm berichtet Folgendes: „Am Samstagabend gegen 20 Uhr habe ich, wie weltweit viele Wetterstationen, auch hier in Elm die Druckwelle des Ausbruchs des Untersee-Vulkans in der Nähe von Tonga registriert.“

Laut Asmus sei die Druckwelle sehr gut auf dem Registrierstreifen seines Barographen - einem Luftdruck-Messgerät - zu sehen gewesen - und angedeutet auch auf dem Barogramm seiner Wetterstation im Internet.
Der Meteorologe hat die Geschwindigkeit der Druckwelle berechnet: „Wenn der Vulkan Hunga Tonga am Samstag gegen 4.15 UTC (5.15 MEZ) ausgebrochen ist und Tonga etwas 16.600 Kilometer von Schlüchtern entfernt ist, dann hat sich die Druckwelle, die um kurz nach 20 Uhr hier eingetroffen ist, mit etwa 1100 Stundenkilometern um die Erde ausgebreitet.“ (Lesen Sie hier: Jörg Asmus im Gespräch - Meteorologe zu Hochwasser-Ereignissen)
Neben vielen Daten seiner Wetterstation ließ uns Asmus auch einen Link zu Satellitenbildern zukommen. Diese habe er auf der Webseite seiner ehemaligen Kollegen vom „University of Wisconsin-Madison/Space Science and Engineering Center“ entdeckt. Die Aufnahmen, die den Ausbruch des Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha‘apai zeigen, stammen vom Japanischen Wetterdienst JMA.