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Wasserqualität und Strudel: Warnung vor Baden in der Kinzig

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

Gelnhausen - Früher war es gang und gäbe, für eine kurze Erfrischung in die Kinzig zu springen. Sogar der Schwimmverein Gelnhausen trainierte in der eigens eingerichteten Badeanstalt „Am Steg“. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Gelnhausen hatte ihre Schwimmbahnen in Höhe des heutigen Barbarossa-Bades errichtet.

„Ich würde jederzeit wieder in der Kinzig schwimmen gehen“, ist Herbert Wirth, Ehrenvorsitzender der DLRG Gelnhausen, überzeugt. Selbst bei fünf Grad Wassertemperatur hätte er als Junge keine Bedenken gehabt, ins Wasser zu steigen. Allerdings warnt er vor unbekanntem Gewässer. Von oben sei nicht erkennbar, was sich am Grund befindet. Wurzeln, Äste und Schlingpflanzen könnten eine Gefahr darstellen. Vor allem Schlingpflanzen, wenn man sich in ihnen verfängt und nicht mehr herauskommt. Strudel könnten Kinzig-Schwimmer unter Wasser reißen.

An den Wehren sei die Gefahr am größten, warnt auch der heutige Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Gelnhausen, Gerd Horst. Schlingpflanzen und Strudeln tauchten vor allem an Einmündungen anderer Flüsse, zum Beispiel der Bieber und der Bracht, auf und erzeugten durch die zwei verschiedenen Strömungen einen sogenannten Unterstrom, der von vielen unterschätzt werde.

„Fluss gefährlicher als Schwimmbad“

Im Gegensatz zu früher, wo noch regelmäßig in der Kinzig trainiert wurde, sei der Pegelstand heute um circa einen Meter gesunken. Grund dafür sei die Kinzigtalsperre bei Ahl, die zwischen 1976 und 1982 gebaut wurde. Sie dient vor allem dem Zwecke des Hochwasserschutzes, der Niedrigwasserauferhöhung und der Stromerzeugung. Seitdem die Sperre steht, hat sich „die Menge der Überschwemmungen drastisch reduziert“, erklärt Horst.

Davor, in der Kinzig zu schwimmen, warnt auch Dr. Rolf Müller, Vorsitzender des Schwimmvereins Gelnhausen. Die Wasserqualität sei nicht mehr so gut wie zu der Zeit, als er noch darin geschwommen sei. Außerdem bestehe für Nichtschwimmer eine besondere Gefahr. Sie unterschätzten schnell die Tiefe des Flusses. „In einem Fluss zu baden, ist immer gefährlicher als in einem Schwimmbad“, betont Müller. Denn immer mehr Menschen könnten heutzutage kaum noch schwimmen, ergänzt der Schwimmvereinsvorsitzende und Präsident des Landessportbundes Hessen. Das erklärt auch Wirth, der bedauert, dass die Zahl der Nichtschwimmer zunehme.

Mahnung des Schwimm-Verbands

„Das sind erste sichtbare Folgen der Bäderschließung und der Probleme des Sportunterrichtes in den Schulen“, glaubt DLRG-Präsident Dr. Klaus Wilkens. In Hessen sind laut DLRG im Jahr 2014 insgesamt 17 Personen ertrunken. Hessen liegt damit im Vergleich zu anderen Bundesländern im Mittelfeld. Auch der Blick auf die Orte, an denen die meisten Menschen ertrinken, stützt die Aussagen von Müller. 392 Menschen ertranken im Jahr 2014 bundesweit, davon 137 in Seen oder Teichen und 134 Menschen in Flüssen.

Konkrete Zahlen für den Main-Kinzig-Kreis gebe es nicht, so Wirth. „Solche Unfälle kommen vor, sind aber eher eine Rarität“, erklärt er. Erlaubt ist das Schwimmen auf eigene Gefahr dort, wo es nicht offiziell verboten ist. „Naturschutzgebiete sind Schutz- und Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen. Üben und Trainieren Sie nur dort, wo es erlaubt ist. Meiden Sie dabei unbekannte Ufer und Gewässer. Schleusen, Brückenpfeiler und Wehre sind grundsätzlich keine Bewegungsräume für Schwimmer. Schifffahrtsstrecken und Trainingsflächen von Seglern und Surfern bleiben für Schwimmer tabu“, ermahnt der Hessische Schwimm-Verband auf seiner Webseite alle Freiwasserschwimmer. / oh

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