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Yaks aus Zentralasien: Schlüchterner Landwirt hat seine Marktlücke gefunden

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

Hans Rüffer mit seinen Yaks. / Fotos: Jörn Perske/dpa
Hans Rüffer mit seinen Yaks. / Fotos: Jörn Perske/dpa

Schlüchtern - Viele Bauern haben Rinder, aber nur wenige halten Yaks. Ein Bio-Landwirt aus Hessen hat sich für den Fleischverkauf auf die asiatischen Hochgebirgsrinder spezialisiert. Hans Rüffer hat sich in der Nische eingerichtet.

Auf der Weide ist Bulle „Nanno“ der Chef. Das zottelige, über eine halbe Tonne schwere Rindvieh mit den gewaltigen Hörnern bekommt das meiste der Extra-Portion Futter, die Bio-Landwirt Hans Rüffer mitbringt, wenn er nach seiner Herde auf einer Weide in Schlüchtern schaut. Rüffer ist nach eigenen Angaben einer der größten Yak-Züchter in Deutschland und Europa. Da es keinen entsprechenden Verband gibt, lässt sich diese Aussage nicht nachprüfen.

Mit Zucht und Haltung der in Zentralasien verbreiteten Rinderrasse beschäftigen sich hierzulande nur wenige Bauern. „Dabei ist das Fleisch sehr gesund“, sagt Rüffer, der den Hof im Main-Kinzig-Kreis seit 1989 betreibt. Er habe einen festen Kundenkreis.

Rüffer hält über 200 Yaks

Der 54-jährige Landwirt wollte mit den Yaks in der Grünland-Region eine Nische finden und ein Produkt anbieten, das nicht zur Massenware zählt. Der Yak ist ein hochspezialisiertes Nutztier für Höhenlagen. Vorkommen gibt es von der Mongolei bis nach Pakistan. Yaks sind genügsam, anpassungsfähig und können Temperaturen zwischen minus 60 bis plus 40 Grad ertragen, wie Rüffer erklärt. Wegen der grunzähnlichen Laute wird der Yak auch Tibetischer Grunzochse genannt. Auf Teilen seines 200 Hektar großen Flächen hält Rüffer über 200 Exemplare, daneben 100 englische Hereford-Rinder und weitere Tiere.

Zwischen gewöhnlichen Rindern und Yaks gibt es große Unterschiede, nicht nur optisch - auch mit Blick auf die betriebswirtschaftliche Bilanz. Yaks brauchen dreimal so lang wie Rinder, um Schlachtgewicht zu erreichen. Dann bringen sie aber auch nur ein Drittel im Vergleich zu Rindern auf die Waage. Ausgeschlachtet bringen Yak-Kühe 150 Kilogramm (männliche Tiere: 250 kg), bei einem Rind sind es 450 kg.

Yaks sind fleißige Landschaftsgärtner

Trotz der Nachteile lohne sich die Yak-Haltung, sagt Rüffer. Denn die Tiere sind nicht so anspruchsvoll wie normale Rinder. Sie brauchen nur Gras oder Heu und Wasser – kein gesondertes Futter. Dazu sind Yaks fleißige Landschaftsgärtner. „Sie fressen auch Gehölze und Gräser und machen die Wiese schön platt. Dann wirkt sie gepflegt wie im Park“, sagt der Landwirt. Und: Yaks sind Freihaltungstiere, einen Stall benötigen sie nicht.

Das Fleisch besitzt eine saftige und zarte Struktur, hat einen leichten Wildcharakter und ist nährstoffreich, wie Rüffer sagt. Im Online-Shop bietet Rüffer Fertiggerichte und Frischfleisch an. Das Kilo Roastbeef etwa für 40 Euro. Er bedauert die Mentalität vieler Verbraucher in Deutschland: „Wir haben mit dem allgemeinen Trend zu günstigen Lebensmitteln zu kämpfen. Bei einigen wandelt sich das Bewusstsein allmählich. Aber dem großen Bekenntnis, Bio-Lebensmittel zu bevorzugen, lassen nur wenige konsequent Taten folgen.“

Reinhold Messner gehört zu seinen Kunden

In Deutschland spielt der Verzehr des asiatischen Rindviehs keine große Rolle. „Yak-Fleisch ist absolut exotisch“, sagt Gero Jentzsch vom Deutschen Fleischer-Verband in Frankfurt. Deswegen taucht es in der Verzehrstatistik auch überhaupt nicht auf. Die Deutschen seien beim Fleischverzehr nicht sonderlich experimentierfreudig. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter (ADR) schätzt die Vermarktungschancen von Yaks in Deutschland als „gering“ ein. Deswegen gebe es nur wenige Betriebe, die sich an Yaks herantrauten.

Da kommt es nicht zufällig, dass Rüffer nach eigenen Angaben nur etwa zehn Prozent seiner Produkte in Deutschland vertreibt. 90 Prozent werden ins benachbarte Ausland exportiert. Besonders nach Frankreich, in die Schweiz und nach Italien - dort vor allem an Restaurants. Rüffer verkauft aber auch nicht nur Fleisch, sondern auch ganze Tiere. Steckbriefe von Paul, Bill, Berta und wie sie alle heißen, stehen auf seiner Homepage – „Preis auf Anfrage“. Nachfrage gibt es in der Tat. Sogar ein Prominenter hat schon bei dem Bio-Landwirt aus Hessen gekauft. Reinhold Messner erwarb bereits Tiere für seinen Hof im italienischen Sulden. Dort betreibt der ehemalige Extrembergsteiger auch ein Restaurant: das „Yak & Yeti“. / dpa

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