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Nach Protesten vor sechs Jahren: Kiosk am Kumpen stirbt offenbar einen stillen Tod

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Von: Walter Kreuzer

Bürgermeister Christian Zimmermann (links) und Winfried Wolf, einer der beiden Kiosk-Betreiber, sind sich einig: Für den Kumpen und den Kiosk muss eine tragfähige Lösung gefunden werden.
Bürgermeister Christian Zimmermann (links) und Winfried Wolf, einer der beiden Kiosk-Betreiber, sind sich einig: Für den Kumpen und den Kiosk muss eine tragfähige Lösung gefunden werden. © Walter Kreuzer

2016 brach ein Sturm der Entrüstung in der Brüder-Grimm-Stadt Steinau an der Straße im Main-Kinzig-Kreis aus. Der Grund: Der damalige Bürgermeister Malte Jörg Uffeln hatte den Pächtern des Kiosk am Kumpen gekündigt. Die Entscheidung wurde rückgängig gemacht. Doch nun scheint der Treffpunkt einen stillen Tod zu sterben.

Steinau an der Straße - Auf dem Kumpen zwischen Rathaus, Katharinenkirche und Schloss in Steinau an der Straße im Main-Kinzig-Kreis ist Gefahr im Verzug. Der Kiosk an der Schlossmauer neben dem sogenannten „Schäferhäuschen“ hatte während der beiden Corona-Pandemiejahre kaum geöffnet – und daran wird sich wohl auch in absehbarer Zeit nichts ändern.

Der Grund: Die Stadt ist Eigentümerin des Grundstücks und hat den Kioskpächtern Dieter Prasch (50) und Winfried Wolf (56) den Vertrag gekündigt, ohne vorher mit ihnen zu sprechen. Da das Schreiben nicht fristgerecht rausgegangen ist, haben Prasch und Wolf Widerspruch eingelegt. Zwei Termine für das Vertragsende sind verstrichen.

Main-Kinzig-Kreis: Nach Protesten 2016 - nun stiller Tod für Kiosk am Kumpen?

Inzwischen hat Bürgermeister Christian Zimmermann (parteilos) die Notbremse gezogen. Im Frühjahr 2021 hatte er auf Arbeitsteilung gesetzt angesichts zahlreicher Baustellen der Stadtpolitik. „Durch paralleles Arbeiten wollten wir schneller vorankommen“, sagt er.

Gemeint ist, dass sich der Ortsbeirat Innenstadt unter Führung des neuen Ortsvorstehers Michael Fuchs (WFS) um die Neugestaltung des Kumpens kümmern sollte. Dies sollte in Zusammenarbeit mit einem Architekten der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen als Eigentümerin des Schlosses geschehen.

Umfrage-Ergebnis

In Print-Ausgabe vom Freitag haben wir über das leise Aus des Kiosks am Steinauer Kumpen berichtet. Dazu haben wir Ihre Meinung, liebe Leserinnen und Leser, mittels einer nicht representativen Telefonumfrage ermittelt. Das Ergebnis ist eindeutig. Die allermeisten Anrufer sprachen sich dafür aus, dass es auf dem Kumpen weiterhin einen Kiosk oder Anlaufstelle geben soll. Lediglich eine Stimme sprach sich dagegen aus.

Der Verwaltung ist seit Langem ein Dorn im Auge, dass vor dem Kiosk ein Carport-Dach als Wetterschutz für die Gäste steht – in unmittelbarer Nähe zur Schlossmauer. Das Problem: Der Ortsbeirat ist bislang noch zu keinem Ergebnis gekommen. Allerdings drängte das Gremium laut Zimmermann darauf, dass der Magistrat den Pächtern den Vertrag kündigt. Das war im Oktober.

„Ich habe den Brief fristgerecht unterschrieben, offenbar ist er aber zu spät zugestellt worden“, räumt Zimmermann ein, dass die Frist nicht eingehalten wurde. Fuchs äußerte sich dagegen auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu dem Thema. Frank Amend (BGM), einer seiner beiden Stellvertreter, meinte lediglich: „Wir wissen selbst nichts Aktuelles. Unsere letzte Sitzung war im Dezember.“

Kiosk am Kumpen: Bürgermeister visiert Abstandszahlung an Pächter an

Laut Pächter Winfried Wolf „kam die Kündigung ein paar Tage zu spät. Schlimm wäre, wenn wir raus müssten und ein anderer übernimmt unseren Kiosk“, stellt er klar. Und er ergänzt: „Der damalige Bürgermeister Walter Strauch sagte uns bei der Übernahme, dass wir uns mit der Vorpächterin Marianne Denhard auf eine Abstandszahlung einigen sollten.“

Der Kiosk-Pächter weiter: „Der Pachtvertrag konnte jährlich im Herbst gekündigt werden, wenn etwas Neues auf dem Kumpen geplant würde oder wir gegen Bestimmungen verstoßen würden.“ Bei der Zahlung an Denhard habe es sich um einen „satten fünfstelligen Betrag“ gehandelt.

Das sogenannte „Schäferhäuschen“ im Hof des Marstalls ist aus Sicht von Bürgermeister Zimmermann kurzfristig kein alternativer Standort für einen Kiosk. Die Kosten seien zu hoch.
Das sogenannte „Schäferhäuschen“ im Hof des Marstalls ist aus Sicht von Bürgermeister Zimmermann kurzfristig kein alternativer Standort für einen Kiosk. Die Kosten seien zu hoch. © Walter Kreuzer

Dieses Geld wollen Wolf und Prasch zum Teil wiederhaben, sollten sie den Kiosk verlassen müssen. Wolf: „Wenn die Stadt nicht mehr mit uns weitermachen will, soll der Nachfolger sich mit uns über eine Abstandszahlung einigen.“ Genau das hat nun der Bürgermeister mit dem Duo vor, nachdem er dessen Gesprächsangebot angenommen hat.

„Wir streben kurzfristig eine gütliche Einigung an und verhandeln über den Preis. Prasch möchte den Kiosk nicht mehr aufmachen“, teilte Zimmermann am Donnerstag auf Anfrage mit. „Wir müssen dann sehen, ob wir den Kiosk renovieren oder was Neues hinstellen und die Kosten auf die Pacht umlegen.“

„Eine Verlegung ins Schäferhäuschen sehe ich nicht. Das ist für ein oder zwei Jahre zu teuer“, erklärte der Bürgermeister Mit der staatlichen Schlösserverwaltung wolle er reden und „mit Stadt und Ortsbeirat die Sache forcieren. Ich werde kurzfristig im Ortsbeirat Vorschläge präsentieren, wie sich die Stadt eine Nutzung als Anlaufpunkt für Touristen vorstellt.“

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