Zweimal hinschauen lohnt sich: Hinter unscheinbarer Dose verbirgt sich bei „Bares für Rares“ ein großer Name

Für drei Euro auf einem Hallenflohmarkt gekauft - für 150 bei „Bares für Rares“ verkauft. Eine Dose des dänischen Designers Bjørn Wiinblad, auch „Versace des Nordens“ genannt, begeistert vor allem durch fröhliche und heitere Gestaltung.
Köln - Die beiden Freundinnen Angelika Westphal und Yvonne Kaiser sind mit einem Objekt, bei dem es sich lohnt zweimal hinzuschauen, in der Folge vom 21. April der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ dabei. Westphal sagt, dass sie zunächst nicht wusste, worum es sich bei dem Objekt handelt, sich die Besonderheit aber zeigte, sobald man sich etwas mehr damit beschäftigt hatte.
Bares für Rares (ZDF): Dose mit Gesicht vom „Versace des Nordens“
Was die Dose, die Freundin und Kollegin Yvonne Kasier gehört, jetzt genau so besonders macht und wer diese entworfen hat, erklärte Expertin Dr. Bianca Berding. „Das ist ein Mädchen, vermute ich mal, mit einer spitzen Nase und einem schönen Hut“, beschreibt die Expertin die Dose. „Da sind Löcher im Hut“, merkt Moderator der Show Horst Lichter noch an. „Stimmt, da dürfte es nicht regnen“, witzelt Berding darauf.
Yvonne Kaiser erzählt, dass sie das „Pöttchen“ auf einem Hallenflohmarkt gesehen hat und ihr der Designer sehr bekannt vorkam, woraufhin sie die Dose erworben hat. Berding klärt auf, dass es sich bei diesem Designer um den dänischen Multitasking-Künstler Bjørn Wiinblad handelt. Dieser sei bekannt für sein „total fröhliches und heiteres Design“. Aus diesem Grund habe Kaiser ihn auch sofort erkennen können, da seine Keramiken gerne in Form von kleinen Figuren gestaltet seien.
„Die Figuren haben echte Nasen, die herausspringen, und manchmal auch solch hübsche kleine Hütchen“, sagt Berding. In Deutschland sei Wiinblad vorwiegend deshalb bekannt, weil er lange Jahrzehnte Chefdesigner bei der Rosenthal AG war. Sein Freund Versace soll sogar einmal gesagt haben, dass Wiinblad der „Versace des Nordens“ sei.
Das stimme laut Berding auch ein Stück weit, denn streng genommen handelt es sich bei der mitgebrachten Dose um ein skandinavisches Design. „Es entspricht aber nicht den reduzierten und schlichten Formen. Sondern es ist unorthodox und sehr spielerisch“, fügt die Expertin aber hinzu.
Was man mit dem Objekt von Yvonne Kaiser macht, ist nicht festgelegt. Es könnte eine kleine Vase sein, es könnte eine Deckel-Dose sein, es könnte aber auch ein Potpourri sein - also ein Gefäß in das man verschiedene duftende Pflanzenteile legt, um einem Raum einen gewissen Duft zu geben, wie Berding meint. „Es ist wirklich ganz ganz offen für alle Optionen.“
Auf Lichters Nachfrage zum Material, antwortet die Expertin, dass es sich um Keramik handelt. Wiinblad habe es sich bei diesem Objekt so überlegt, dass der zinnhaltige Glasurüberzug - dieser sorgt dafür, dass die Dose wasserabweisend ist - nicht einfach nur aufgetragen wird. Berding erläutert, dass der Designer nach dem ersten Schrühbrand kleine blaue Sprenkel aufgetragen hat. Das Ganze sei im Anschluss im Glasurbrand fest geworden. Die Farbe, mit der die Einzelheiten gezeichnet wurden, wurde ebenfalls zwischen dem ersten und zweiten Brand aufgetragen.
Wie bereits den Designer, kann Expertin Dr. Bianca Berding auch das Alter sehr genau bestimmen. Auf der Unterseite des Fußes der Dose ist die Versionsnummer, links außen das Künstlermonogramm, die Standortsbezeichnung und die Zahl 74 zu erkennen. Die Zahl bedeutet in diesem Fall, dass die Dose aus dem Jahr 1974 stammt.
„Da dieses wunderbare Teil heute verkauft werden soll, ist es natürlich wichtig zu wissen, ob es beschädigt ist“, schneidet Lichter einen wichtigen Aspekt der Expertise an. Zur Erleichterung der beiden Freundinnen Westphal und Kaiser sagt Berding, dass das Stück „wunderbar erhalten“ ist. Das freue die Expertin sehr, denn man könne zwar nicht mit Sicherheit sagen, ob Bjørn Wiinblad das Objekt selbst per Hand bemalt hat, aber es gehöre zu einer kleinen Serie, weswegen der gute Zustand sehr erfreulich sei.
Der Wunschpreis von Kaiser für ihre Dose mit Gesicht liegt bei 90 Euro. „Es stammt aus der Werkstatt von Bjørn Wiinblad selber und ist kein Massenprodukt, deshalb wäre ich bei 150 bis 250 Euro“, schätzt die Expertin. Diese Schätzung freut die Besitzerin sehr, denn sie selbst hat nur drei Euro auf dem Flohmarkt für das Objekt ausgegeben. „Ich liebe es, man gönnt es ihnen von Herzen“, freut sich Lichter über diese Aussage.
„Am besten macht man unten Wasser rein, setzt den Deckel drauf und lässt oben zwei Blumen herausschauen“ formuliert Wolfgang Pauritsch seine „ideale Lösung“ für das Objekt von Yvonne Kaiser. „Das ist eine super Idee Wolfgang, du hättest auch ein Mädchen werden können“ stimmt ihm Susanne Steiger im Händlerraum, in dem Lisa Nüdling aus Fulda nicht mit dabei war, zu.
Video: Feines Flohmarkt-“Näschen“ bei „Bares für Rares“: Aus 25 Mark mach 1700 Euro
Das erste Gebot für das Objekt, das viele Verwendungen haben kann, stammt von Pauritsch. Er steigt mit dem Wunschpreis von Kaiser - 90 Euro - ein. Doch nicht nur er findet das mitgebrachte Stück spannend, weswegen auch seine Händlerkollegen Julian Schmitz-Avila und Walter Lehnertz Gebote abgeben.
Bei 150 Euro von Pauritsch angekommen, steigt Lehnertz aber aus. „Jetzt mag ich nicht mehr“, sagt er. Da auch sonst niemand mehr einen höheren Preis nennt, nehmen die Freundinnen aus Hamburg das Angebot an. Damit hat Yvonne Kaiser 147 Euro Gewinn mit dem Stück vom „Versace des Nordens“ gemacht.
Zuletzt begeisterte ein Objekt im XXL-Format die Händler bei „Bares für Rares“. Eine überdimensionale Zigarre samt Zigarrenkoffer für Messen hatte der 63-jährige Volker Knickmeyer aus Minden mitgebracht, wie fuldaerzeitung.de berichtet.