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Dieter Nuhr erzählt Katrin Bauerfeind, wie sehr er gelitten hat

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Von: Daland Segler

Dieter Nuhr durfte sich bei Katrin Bauernfeind zu seinem Shitstorm äußern.
Dieter Nuhr durfte sich bei Katrin Bauernfeind zu seinem Shitstorm äußern. © ARD / Mediathek Screenshot

Katrin Bauerfeind, ins Erste befördert, sprach mit ihren Gästen über das Streiten. So durfte sich Dieter Nuhr zu seinem Shitstorm äußern.

Mit Olaf Schubert kann man nicht streiten. Der notorische Pullunderträger und Quoten-Ossi unter den Komikern der Republik nimmt einfach nichts ernst, nicht einmal sich. Und wer ihn seriös fragt, ob er sich streiten kann, erhält zur Antwort: „Warum sollte ich? Ich weiß ja, dass das, was ich sage, stimmt.“ In dieser Hinsicht war Schubert also nicht der richtige Gast für Katrin Bauerfeinds „Show zur Frau“ mit dem Thema: „Streitkultur. Können wir noch streiten?“

Dieter Nuhr litt jüngst unter einem Shitstorm

Dass der Begriff „Streitkultur“ eher unglücklich ist und durch „Debatten-Kultur“ ersetzt werden sollte, lassen wir mal beiseite. Aktuell ist das Thema allemal, weil die Nutzung des Internet eine Perversion des Streits befördert hat: den Shitstorm. Unter einem solchen hat jüngst der Kabarettist Dieter Nuhr gelitten. Denn er hat in einem seiner Programme über die Bewegung „Fridays for future“ hergezogen und hat, etwa bei Twitter, eine Welle von Kritik und Schmähungen geerntet.

Katrin Bauerfeind gab ihm nun die Gelegenheit, sich dazu ausgiebig zu äußern. Und er nutzte das weidlich und überwiegend seriös. Seine Erkenntnis, heute habe beim Streiten die Überwältigung den Austausch ersetzt, ist so treffend beobachtet wie auch die, dass Meinungsfreiheit durch oft Meinungshoheit ersetzt würde. Aber er glaubte dann doch beteuern zu müssen: „Ich lass mir nicht den Mund verbieten“.

Dieter Nuhr offenbart bei Bauernfeind seine Irrtümer

Damit offenbarte der Kabarettist gleich zwei Irrtümer: Wer Kritik erfährt, sollte das nicht gleichsetzen mit einem Verbot, sich zu äußern. Und seine Sottisen gegen die Klimaschutz-Bewegung empörten deshalb auch viele, weil er da ein Wesensmerkmal der Satire verkannte: Sie ist als Mittel der Kritik üblicherweise von denen da unten gegen die da oben gerichtet.

Gewiss, Satire darf alles, wie Kurt Tucholsky erklärte, aber Dieter Nuhr als gut bezahlter Fernseh-Kabarettist erweckte damit auch den Eindruck, hier trete ein Haupt- und Staatskomiker gegen die da unten. Vor allem aber entkräftete er selbst die Aufregung um den erlittenen Shitstorm. Denn seiner Meinung nach betrieben „maximal zwei Prozent der Bevölkerung“ den Hass im Netz, das sei „ein totaler Furz gegenüber dem, was das normale Leben macht“. Das ist vermutlich richtig, wie auch gesagt werden muss, dass Leute, die übelsten Dreck schleudern und Drohungen im Netz anonym verbreiten ganz moralisch als erbärmliche Feiglinge zu bezeichnen sind. Aber die (von wichtigen Medien mitbetriebene) Aufregung bläst das Phänomen zu einem Scheinriesen vice versa auf: Je näher und intensiver man sich damit befasst, desto größer wird es.

Kein Streitgespräch zwischen Dieter Nuhr und Olaf Schubert

Das kann Olaf Schubert nicht passieren. Sein Witz ist im besten Sinne entwaffnend. Und wer erwartet hatte, es käme zu einem Streitgespräch zwischen Nuhr und Schubert, wurde enttäuscht. Stattdessen arbeitete die Moderatorin ihre Zettel mit Fragen ab, unter denen auch solche brisanten wie die nach regionalen Unterschieden beim Streiten waren... Und der zur Auflockerung der Gesprächssituation eingeschobene Sketch über „Paarboxen“ war zu lang und nicht witzig genug. Überhaupt gab Katrin Bauerfeind in ihren Reaktionen auf Schuberts Scherze ein wenig zu oft die Lachtaube.

Der dritte Gast, Susanne Schnabel, Autorin des Buches „Wir müssen reden – Warum wir eine neue Streitkultur brauchen“ war dann für die seriöse Erörterung des Themas zuständig und wurde ihrer Rolle insofern gerecht, als sie „das kleine Einmaleins des Streitens“ formulierte: Es müsse immer um die Sache gehen. Und wenn die doch mal aus dem Blick gerät, hatte Olaf Schubert noch ein Rezept parat: Gegen Aggressionen müsse man eben einmal täglich „innerlich Blumen pflücken“ und dann dem Gegenüber „ein Stiefmütterchen oral reinwuchten“.

„Bauerfeind – Die Show zur Frau“, ARD, von Dienstag, 22.45 Uhr. Infos im Netz

Die Autorin J.K.Rowling hat sich auf Twitter in die Debatte um eine Kündigung eingemischt. Damit löste sie einen Shitstorm aus. 

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