Christiane Hörbinger: „Eitelkeit ist unprofessionell“

Christiane Hörbiger im Interview über das ARD-Drama „Die letzte Reise“, das Älterwerden vor der Kamera und die Lebensfreude.
Christiane Hörbiger ist im Fernsehen seit Jahrzehnten die Dame vom Dienst. Älteren Zuschauern unvergessen ist die gebürtige Wienerin etwa als Gräfin in der ZDF-Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ (1987–1990). Doch seit einigen Jahren bricht die heute 78-Jährige mit dem Bild der vornehmen Lady und verkörpert auch alte, einsame, kranke Frauen. So am Montag um 20.15 Uhr in Florian Baxmeyers ARD-Film „Die letzte Reise“ über eine Frau, die ihrem Leben ein Ende setzen will. Wir sprachen mit der 78-Jährigen über den Film und das Alter.
Ist Sterbehilfe etwas, was für Sie unter Umständen eines Tages infrage kommen könnte?
Nein, für mich käme Sterbehilfe nicht in Frage. Ich bin katholisch und gläubig. Ich meine nicht, dass man dem lieben Gott da ins Handwerk pfuschen sollte.
Sind Sie in Ihrem Umfeld jemals mit diesem Thema konfrontiert worden?
Nein, nie.
Halten Sie das Fernsehen für das ideale Medium, um so ein ernstes Thema darzulegen?
Ja, wo sollte man das sonst machen? Glauben Sie, dass es im Kino oder auf der Bühne passender wäre? Ach Gott, es gibt doch ganz ernste Themen, die das Fernsehen darbietet. Der Film ist kein Lustspiel, sondern wirft eine Frage auf, die sehr aktuell ist.
Wie stehen Sie zum Älterwerden an sich und der Tatsache, dass wir alle eines Tages sterben müssen?
Es bleibt mir nichts anderes übrig, als es anzunehmen und das Beste daraus zu machen. (Lacht.) Und ich habe keine Angst vorm Altwerden – nein, ich bin schon alt. Bis zu einem gewissen Grad gehört für mich auch Arbeit zu diesem Prozess. Arbeit hilft über alles hinweg. Es ist eine ganz, ganz wunderbare Sache – das wissen Sie ja von sich selbst.
Künstler genießen das Privileg, sehr lange arbeiten zu können.
Solange man noch gesund ist und sich den Text merkt und es Leute gibt, Gott sei Dank auch in der ARD, die weiter mit mir arbeiten wollen, ist das okay. Aber das Publikum kann mich in Pension schicken.
Sie haben zeitlebens sehr schöne, damenhafte Frauen gespielt. Doch schon seit längerer Zeit scheinen Sie keine Probleme damit zu haben, der Kamera auch nicht ganz so schöne Altersgesichter zu zeigen wie zum Beispiel als Obdachlose in „Auf der Straße“.
Damit habe ich tatsächlich nicht das geringste Problem. Schon von der Bühne her – ich habe schon die Marthe Schwerdtlein (aus Goethes „Faust“, Red.) gespielt, da war ich 30. Eine richtige Schauspielerin muss auch alt werden können. Persönliche Eitelkeit ist unprofessionell.
Bekommt man als Schauspieler nach so einem traurigen Film vielleicht Lust auf etwas ganz Lustiges?
Ganz richtig – unbedingt! Den Wunsch hatte ich auch bei der ARD geäußert. Und nun hat der Sender und mein wunderbarer Produzent Markus Trebitsch mir ein wunderbares Buch angeboten – etwas Lustiges. Die Dreharbeiten beginnen im Februar oder März nächsten Jahres, aber Konkretes darf ich natürlich nicht verraten.
Letztlich geht es in „Die letzte Reise“ ja auch um Lebensfreude. So lernt die alte Dame von ihrem Schweizer Arzt gutes Essen und Trinken schätzen. Was ist Ihr Rezept in puncto Lebensfreude?
Meine zwei kleinen Möpse. Sie sind meine ganze Wonne. Der eine heißt Loriot und der andere Vicco von Bülow. Wird aber nur Vicco genannt und ist wahnsinnig schlimm.
Es sind doch nicht etwa Abkömmlinge der Möpse des unvergessenen Loriot?
Nein, sind sie nicht!
Sind es aber auch Komödianten, Ihre Möpse?
Sie sind einfach entzückend! In meinem Haus in Baden bei Wien sind sie draußen im Garten. Aber wenn ich in meiner Wohnung in Wien bin, gehe ich drei Mal täglich mit ihnen spazieren. Das sorgt für Lebensfreude!
Das Gespräch führte Ulrike Cordes