ESC-Song 2017: „Perfect life“ von Levina eine Kopie? Klingt verdächtig wie...

München - „Perfect life“ von Levina ist heute der deutsche Beitrag beim Eurovision Song Contest 2017. Viele fühlen sich vom ESC-Stück verdächtig an einen anderen Song erinnert.
Update vom 13. Mai 2017: Wer gewinnt den Eurovision Song Contest in Kiew? Und wie schneidet die deutsche Kandidatin Levina ab? Alle Informationen finden Sie im Live-Ticker zum ESC 2017.
Isabella Levina Lueen vertritt heute Deutschland beim Eurovision Song Contest 2017. Moderatorin Barbara Schöneberger salbaderte zwar beim Vorentscheid zweimal etwas von einer „Überraschung“, aber davon konnte wirklich nicht die Rede sein. Ihre Konkurrenz unter den Top 3 blieb blass: Axel Feige hatte den Bewegungsradius eines Sacks Kartoffeln, und Helene Nissen kämpfte nicht nur hörbar mit der Nervosität, sondern lag auch so weit weg von den Tönen wie ihr Heimatort Hollingstedt von der österreichischen Grenze.
So stand am Ende Isabella Levina Lueen mit zwei Songs im Finale des ESC-Vorentscheids: „Wildfire“ und „Perfect life“. Sie kämpfte also gegen sich selbst. Die beiden Stücke waren dabei sehr unterschiedlich. „Wildfire“ aus der Feder eines Trios um Norwegen-Star Marit Larsen (“If a song could get me you“) ist eine klassische ESC-Ballade. Die perfekt in den Wettbewerb Eurovision Song Contest gepasst hätte. Und genau deswegen auch wieder nicht. Denn: „Wildfire“ wäre trotz seiner Mega-Ohrwurm-Melodie in der Masse ähnlicher Stücke untergegangen.
ESC 2017: Zuschauer schicken Levina mit Song „Perfect life“ nach Kiew
Da ist es nur logisch, dass sich unter den beiden Levina-Songs am Ende „Perfect life“ mit 69% der Zuschauerstimmen gegenüber „Wildfire“ mit 31% durchsetzte. „Perfect life“ hat eine Hit-Maschinerie um die Amerikanerin Lindy Robbins geschrieben, die auch schon Songs für David Guetta („Dangerous“) und Jason Derulo (“Want you to want me“) verfasst hatte. Und das hört man.
Denn „Perfect life“ ist ein absolut zeitgemäßer Popsong, der zwar erst beim zweiten oder dritten Durchgang im Ohr kleben bleibt, aber sofort dafür sorgt, dann man zumindest hinhört. Und in der Menge der Finalisten beim ESC am 13. Mai in Kiew wird er auf Anhieb für offene Ohren beim Millionenpublikum sorgen.
Das liegt allerdings nicht zuletzt am Anfang von Levinas „Perfect life“: Eine Gitarre tänzelt ganz zart auf und ab, bevor das Schlagzeug einsetzt. Für alle, die den Song „Titanium“ von David Guetta und Sia kennen, ist es nahezu unmöglich, sich NICHT auf Anhieb daran erinnert zu fühlen. Hören Sie selbst:
Und jenes „Titanium“ von David Guetta und Sia nicht zu kennen, ist fast unmöglich - schließlich war es ein weltweiter Hit, alleine das Hauptvideo bei YouTube (siehe oben) wurde unglaubliche 650 Millionen Mal geklickt.
ESC 2017: Song „Perfect Life“ von Levina hat hohen Wiedererkennungswert
Heißt auch: Ziemlich viele TV-Zuschauer beim Eurovision Song Contest am 13. Mai werden auf Anhieb an „Titanium“ denken, wenn sie „Perfect life“ von Isabella Levina Lueen hören. Ob es dafür Abzüge gibt?
Auch viele Internet-Nutzer finden: ESC-Song „Perfect life“ von Levina klingt nach „Titanium“. „#UnserSong ist ‚Titanium‘ von Sia, nur halt in Scheiße. Nennen wir ihn doch einfach ‚Blech‘“, hieß es bei Twitter. „Das ist alles nur geklaut... Äho ...“, schrieb ein anderer Nutzer. „Auffälliger geht's nicht“ ein weiterer. „WAS IST DAS DENN? Das klingt mega nach Titanium #PerfectLife Letzter Platz und Shitstorm wir kommen!“ noch einer.
Und Twitter-User Jonas Gnändinger zog nicht nur eine Parallele im Song zu „Titanium“, sondern auch noch einen fiesen Vergleich: Er fühlte sich von Levina an Ex-Porno-Darstellerin Melanie Müller, ihres Zeichens Ex-Dschungelcamperin, Ex-Pornodarstellerin und Stripperin (Eindeutige Beweisfotos bei den Kollegen von tz.de) erinnert:
Und ein anderer ESC-Gucker zog nicht nur die „Titanium“-Parallele, sondern schien auch sichtlich Spaß daran zu haben, dass es jedes Jahr ein ums andere Mal solche Plagiats-Diskussionen gibt.
Bitte sehr, gern geschehen, dafür sind wir doch auch da. Und wie tz.de berichtete, gab‘s das ja auch schon im Vorjahr.
ESC-Song „Perfect life“ von Levina eine „Titanium“-Kopie? Das ist überzogen
Bemühen wir noch mal Twitter: „Plagiate beim #EurovisionSongContest sind ja nichts neues aber ist es nicht zu auffällig, Titanium zu klauen?! :D“, schreibt dort eine. Andere sehen es weit differenzierter, konzentrieren sich aufs Intro oder aufs Instrumentale, wenn sie Ähnlichkeiten formulieren.
Von einer Kopie bzw. einem Plagiat zu sprechen, ist allerdings nach Meinung der Ohren des Autors dieses Textes überzogen - schließlich entwickeln sich „Perfect life“ und „Titanium“ melodisch in völlig andere Richtungen. Und: Auch Konkurrent Axel Feige bot jenes „Perfect life“ beim Vorentscheid in einer anderen Fassung dar, da dachte aber kein Mensch an „Titanium“. Heißt: Die Plagiats-Gedanken rühren alleine vom Arrangement und hier insbesondere von der Gitarre im Intro her.
Levina und ein Musikexperte äußern sich
Die Bild hat die Vorwürfe an Levina herangetragen. „Eine Ähnlichkeit besteht“, gibt sie zu, „aber die Noten sind anders. Das wurde überprüft. David Guetta hat sein Lied an einen Song von Sting angelehnt. Beide Nummern waren Hits, vielleicht bringt das dem dritten Song in diesem Stil jetzt auch Glück.“ Mit dem Sting-Song meint sie übrigens „Every breath you take“ von dessen Ex-Band The Police, zu dem „Titanium“ eine Ähnlichkeit nachgesagt wird.
Levina ergänzt: „Es ist nicht genau die gleiche Melodie, auch wenn der Gesang anfängt. Und die andere Produktion dahinter macht den Song sehr speziell und zu etwas Besonderem.“
Eine klare Meinung hat auch Musikproduzent Peter Jordan, den die Huffington Post um eine Einschätzung gebeten hat. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ‘Titanium‘ bei der Komposition und Produktion von ‘Perfect Life‘ als Referenz gedient hat”, erklärt er zwar und nennt „Titanium“ einen „unfassbar starken Song“. Doch er meint: „Harmonisch und melodisch sind die Ähnlichkeiten meiner Meinung nach nicht groß genug, um hier von einem Plagiat sprechen zu können.” Er findet es „etwas ungeschickt“, dass „dass die gleiche Tonart und ein ähnliches, geringfügig langsameres Tempo gewählt wurden“.
ESC-Song „Perfect life“ von Levina: Gemischte Prognosen unserer Onlineredaktion
Wo wird der Song am Ende beim ESC landen? Da sind sich die Gelehrten uneinig, auch in unserer Onlineredaktion. ESC-Dauergucker Franz Rohleder schließt einen Platz unter den ersten zehn aus, während Armin Linder, der ebenso jedes Jahr begeistert einschaltet, von einem Rang in der ersten Hälfte überzeugt ist. Und unser Tickerer und Musikexperte Haakon Nogge, der den ESC-Vorentscheid am Donnerstagabend begleitet hat, schrieb bei der ersten „Perfect life“-Darbietung von Levina: ‘Levina singt „Perfect life“ als lupenreinen Popsong. Sofort klatscht das Publikum rhythmisch mit - bis zum ersten Refrain, bei dem aus unerfindlichen Gründen der Beat nahezu aussetzt. Zum Glück hat der Arrangeur das als Fehler erkannt und lässt den Groove im zweiten Refrain durchgehen. Das Publikum ist happy und klatscht wieder, am Schluss hält‘s den einen oder anderen auch wieder nicht auf dem Stuhl.“
Über Levina und ihr „Perfect life“ wird also noch viel diskutiert werden. Ist doch schön ...
lin