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Shitstorm gegen Millionärswahl  - ProSieben reagiert

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Von: Stefanie Wegele

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Benedikt Mordstein in Siegerpose. © dpa

Freising - Damit hätte nun wirklich keiner mehr gerechnet: Benedikt aus Freising ist bei der Millionärswahl auf ProSieben in die nächste Runde gekommen. Der Sieg ist umstritten - und hat schon eine Konsequenz für die Show nach sich gezogen.

Der Breakdancer Benedikt Mordstein - er ist vierfacher Weltrekordhalter, wie er in der von Elton und Jeannine Michaelsen moderierten ProSieben-Show Millionärswahl betont: Die meisten Sprünge auf einer Hand, die meisten Sprünge auf einem Ellbogen, die meisten Sprünge auf einer Hand mit Klatschen und die meisten mit Head Spin geschriebenen SMS ("Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn" hat er gesimst).

Zu seinem Auftritt bei der Millionärswahl hat der 20-Jährige am Donnerstag seine drei besten Tanzschüler mitgebracht. Der Tänzer hat in Freising das erste Kinder- und Jugendtanzcamp gegründet, um junge Menschen zum Tanzen zu bewegen.

Hier geht's zur Millionärswahl-Homepage mit allen Infos zur Show

Soweit, so gut.

Wer am Ende bei "Millionärswahl" eine Runde weiterkommt, wird nach einem Verfahren ähnlich dem des Eurovision Song Contest entschieden:

Es werden Punkte vergeben, von den Zuschauern im Fernsehen, der Online-Community und von den anderen Millionärswahl-Kandidaten, jeder hat 28 Punkte. In den ersten beiden Voting-Runden wurden die Ergebnisse der Web-Gemeinde und des TV-Publikums präsentiert. Der Kandidat mit der meisten Unterstützung bekam sieben Punkte, danach sechs, fünf… Die teilnehmenden Kandidaten dürften je vier Punkte verteilen, entweder aufgesplittet oder an einen Teilnehmer.

Lange Zeit sieht es so aus, als hätte Benedikt keine Chance, eine Runde weiterzukommen. Bis die Kandidaten selbst ihre Punkte vergeben dürfen. Ralf Zanders (47) aus dem nordrhein-westfälischen Kerken, der trotz Höhenangst eine Hochhauswand herunterlief und damit sein krankes Patenkind Neele (1) unterstützen wollte, ist an der Reihe, seine Punkte zu verteilen. Er selbst liegt lange Zeit an der Spitze der sieben Kandidaten und das Publikum glaubt ihn schon sicher im Finale. 

Ralf gibt Benedikt zwei Punkte.

Dann ist die Band "Gift" aus Augsburg an der Reihe, Punkte zu verteilen. Sie gibt Benedikt vier Punkte - damit zieht der Freisinger an allen vorbei. Und alles ist vorbei - nur glauben kann es keiner.

Elton kommentiert trocken: "Ja, das ist Demokratie..."

Hier können Sie sich den Auftritt von Benedikt noch einmal ansehen

Verhaltenes Klatschen. Publikum und Kandidaten sind geschockt. Und auch Benedikt kann es kaum fassen, dass er gewonnen haben soll. Aber so sind die Regeln...

Zur Erinnerung: Die Sendung wirbt damit, zum ersten Mal jemanden „demokratisch“ zu einem Millionär zu ernennen. Doch genau das ist jetzt in die Kritik geraten, es ist ein wahrer Shitstorm entbrannt. Viele Zuschauer empfinden es als Abzocke, dass ihre Stimmen so wenig Gewicht haben.

Im Internet ist bereits eine wütende Diskussion über die Sendung entbrannt. Die Kommentare auf der ProSieben-Homepage sind größtenteils vernichtend: 

David Pröhl sagt zum Beispiel: "Mal ehrlich, ein richtig schlechtes System, was ihr Euch da ausgedacht habt"

Kimi Schumacher schreibt auf der Seite der Millionärswahl: "Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit fordere ich unverzüglich meine Gebühren von 2,50€ für fünf heute abgegebene Votings zurück" und "Der mit Abstand schlechteste gewinnt wegen Schei* Punktsystem wird ab heute nicht mehr geguckt, so ein Mist"

Hier lästern die Zuschauer via Twitter über die #Millionärswahl

Julez Kelmer: "Das ist die hinterhältigste, betrügerischste Show, die ich jemals gesehen habe! Pure Ausbeutung der Zuschauer, die definitiv nicht das letzte Wort hatten."

Benedikt, der nicht nur selbst als Tänzer aktiv ist, hat in Freising auch das erste Kinder- und Jugendtanzcamp gegründet, um Kids zum Tanzen zu bewegen. Er will mit dem Gewinn noch mehr Jugendliche fördern und Workshops, Sommerlager und Meisterschaften anbieten.

Hier geht's zur Diskussion auf der Facebookseite von Millionärswahl

In den nächsten sechs Folgen kommt jeweils wieder der Erstplatzierte weiter. Wie weit Benedikt bei den nächsten Shows kommt, wird man sehen...

ProSieben ändert das Wahlverfahren

Auch an ProSieben ist der Shitstorm nicht spurlos vorbeigegangen. Jetzt reagiert ProSieben, wie das Unternehmen am Freitag Quotenmeter.de gegenüber sagte: „Wir reagieren auf die Kritik der Zuschauer und ändern das Wahlverfahren,“ heißt es.

Was sich jetzt ändert:

1) Im ersten Wahlgang wählen die sieben Studio-Kandidaten untereinander. Jeder Kandidat hat nur eine Stimme, darf sich nicht selbst wählen.

2) Im zweiten Wahlgang wählt online der Millionärsclub. Er vergibt klassisch sieben Punkte an seinen Favorit, sechs für Platz 2 etc.

3) Im dritten Wahlgang hat der Zuschauer das letzte Wort. Er kennt die Ergebnisse aus den beiden ersten Wahlgängen und weiß genau, wie er wählen muss, um seinen Favoriten zum Sieger zu machen. Zudem wächst der Einfluss des Zuschauers. Die Zuschauer können ab sofort die doppelte Punktzahl vergeben: Es gehen 14 Punkte an den Sieger, 12 an den Zweiten, 10 an den Drittplatzierten u.s.w. - und zwei Punkte an den Kandidat mit den wenigsten Anrufen.

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