Das "Negerkind" bei Neonazis: ZDF-Satire "Familie Braun"

Berlin - Bei den Neonazis Kai und Thomas zieht eines Tages Thomas' Tochter Lara ein. Lara ist sechs - und hat ziemlich dunkle Haut. Mit "schwarzem Humor" will der Regisseur die "Stumpfsinnigkeit einer Ideologie" entlarven. Ein hoher Anspruch.
Kai und Thomas sprühen Hakenkreuze auf Windschutzscheiben und grölen im Bus gerne mal „Heil Hitler“. In ihrer WG hängt ein „Führer“-Porträt an der Wand. Und wenn die beiden am Computer spielen, geht es bevorzugt um den Endsieg vor lautem Maschinengewehrgeballer. Aber dann klingelt es an der Tür. Und davor steht ein Mädchen (Nomie Lane Tucker) namens Lara und ihre Mutter (Karmela Shako). Thomas Braun (Edin Hasanovic) hatte mal einen One-Night-Stand mit der Frau aus Eritrea. Und Lara ist seine kleine Tochter.
„Ich hab' mich sechs Jahre um sie gekümmert, jetzt bist du dran!“, sagt die Mutter und zu Lara kurz und knapp zum Abschied: „Ab jetzt nervst du den Papa.“ Und der guckt ziemlich blöd aus der Wäsche, kann aber wenig machen. Denn die Frau, mit der er mal eine Nacht verbracht hat, wird abgeschoben in ihr Heimatland.
Regisseur will sich Rechtsradikalismus und Fremdenhass "mit schwarzem Humor nähern"
„Ich heiße Lara, ich bin sechs“, sagt die Kleine, und ab diesem Zeitpunkt ist in der Neonazi-WG nichts mehr, wie es mal war. Die acht jeweils sechsminütigen Episoden (Buch Manuel Meimberg, Regie Maurice Hübner) unter dem Titel „Familie Braun“ sind ab dem 12. Februar, jeweils freitags im Doppelpack im ZDF zu sehen, außerdem am Montag, 15. Februar, ab 0.15 Uhr alle an einem Stück. Zuvor gibt es sie bereits bei YouTube und in der Mediathek.
„Sich dem Thema Rechtsradikalismus und Fremdenhass mit schwarzem Humor zu nähern, ist für mich genau der richtige Weg, um die Brüchigkeit und den Stumpfsinn einer Ideologie zu entlarven, die besonders in letzter Zeit wieder allgegenwärtig ist“, sagte Regisseur Maurice Hübner in einem ZDF-Interview. Das ist ein hoher Anspruch, und vielleicht ist „Familie Braun“ doch zu harmlos, um dem gerecht zu werden. Aber eines stimmt: Es gibt immer wieder gelungene Beispiele für Situationskomik. Nomie Lane Tucker und der 23-jährige Edin Hasanovic, der am vergangenen Samstag mit der Goldenen Kamera als bester Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet wurde, sind außerdem ein perfektes Duo.
Zum Kostümfest der Schule als Hitler
„Wer ist das?“, fragt Lara und guckt auf das Bild an der Wand. Und auf die Antwort „Das ist Adolf Hitler!“ legt sie gleich mit der nächsten Frage nach: „Warum guckt der so traurig?“ Da können Neonazis wie Kai (Vincent Krüger) schon ziemlich in Schwierigkeiten kommen: „Negerkind, frag' nicht so viel Scheiße. Das nervt!“, schreit er.
Und drängt Thomas dazu, dass „Negerkind“ auszusetzen. Dumm nur, dass sie bald von der Polizei zurückgebracht wird. Und so kommt es immer wieder zu Szenen, die manchmal etwas Bizarres haben, etwa, wenn Kai Lara zum Einschlafen aus Hitlers „Mein Kampf“ vorlesen will oder Lara sich wünscht, zum Kostümfest in der Schule als Hitler zu verkleiden. „Geh' doch als Marienkäfer!“, versucht Papa Thomas ihr das auszureden. Und so bastelt er aus einer Hakenkreuzfahne ein Marienkäferkostüm.
Im letzten Teil von „Familie Braun“ zieht er mit Lara aus. Kai sucht nach einem neuen Mitbewohner und wird fast wahnsinnig, weil sich zunächst nur Menschen mit Migrationshintergrund vorstellen. Begeistert entscheidet er sich für die erste Blondine, die bei ihm vorspricht. Dumm für ihn, dass die nur ein WG-Zimmer für ihren Halbbruder Teddy sucht. Und der sitzt erstens im Rollstuhl und hat zweitens eine Hautfarbe, die sich kaum von Laras unterscheidet.
dpa