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Tatort „Hüter der Schwelle“: Originelles Thema und berechenbare Handlung

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Tatort (ARD): "Hüter der Schwelle" - Originell aber Berechenbar
Tatort: Hüter der Schwelle. © SWR/Benoît Lindner

Von Hexerei und Hokuspokus erzählt der Stuttgart-Tatort "Hüter der Schwelle". Dabei hätte er sich ruhig etwas mehr trauen können.

Der Stuttgart-Tatort "Hüter der Schwelle" scheint mit dem originellen Thema Hexerei zunächst aufs Ganze zu gehen, traut sich dann aber nicht wirklich was. Eigentlich gar nichts. Das ist schade. Denn so ein Ritualmord auf einer Gebirgsnase verspricht Recherchen in einem Milieu, über das die Zuschauerin eher gar nichts weiß. Und dessen, na ja, zeitgenössische Vertreter mit ihren esoterischen Beweggründen durchaus interessieren könnten. Aber das Buch von Michael Glasauer weicht seinem Thema im Grunde immer mehr aus und verläppert die schwarze Kunst betreffend geradezu, während Regisseur Piotr J. Lewandowski sich deutlich verkrampft um (Grusel-)Atmosphäre bemüht. 

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Aber von vorn: Ein toter junger Mann hat nicht nur runenartige Schnitte auf der nackten Brust, er liegt auch sehr exponiert in freier Natur und in einem Kreis aus weißem Pulver, bei dem Thorsten Lannert, Richy Müller, gleich mal den Geschmackstest macht (das Ergebnis interessiert dann irgendwie nicht mehr). Vor seinem Ableben traf sich der junge Mann mit einer sehr hübschen jungen Frau in einer alten Kirche – schon tritt die Hübsche auf, sagt nichts zur Sache und kommt einem darum verdammt verdächtig vor. Schon flirtet sie aber auch heftig mit Sebastian Bootz, Felix Klare, und kennt dieser seinerseits kein Halten mehr. Die Sexszenen werden später in einer Art Flashback nachgeliefert. 

Tatort: „Hüter der Schwelle“ - Handlung berechenbar und abgedroschen

"Tatort: Hüter der Schwelle", ARD, Sonntag, 29.09.2019, 20.15 Uhr.

Zu keinem Zeitpunkt ist übrigens die Rede davon, dass ein Ermittler sich nicht mit einer Zeugin einlassen darf. Zu keiner Zeit ist außerdem die Rede davon, dass man der furchtbar verzweifelten Mutter des Opfers Hilfe und Beistand beschaffen könnte. Dieser Tatort möchte nämlich cool, ach was, der coolste in der Klasse sein. Er hält sich nicht mit Plausibilitäten und Details auf – das ist legitim und könnte zu etwas führen, wären Handlung und Bilderwahl nicht gleichzeitig so berechenbar und abgedroschen: Person X wird von Person Y (Y guckt schon so und schleicht schon so!) angegriffen und bewusstlos geschlagen, auf ein Band gelegt, das in einen Schredder führt. 

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Aber schon kommt der Ausschaltknopf ins Bild, schon auch der rufende und eilende Kommissar – gibt es den leisesten Zweifel, wie diese Szene ausgehen wird? Noch während man sie guckt, wünscht man sich, nie wieder eine solche Rettung-in-allerletzter-Sekunde-Szene sehen zu müssen; es sei denn als Parodie und pfiffig gedrehtes Zitat, wie es etwa dem jüngsten Weimar-Tatort gelang, als Lupo sich aus Liebeskummer nicht retten lassen wollte. 

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Aber nochmal von vorn: Es gibt also einen Hexer (angemessen undurchsichtig: André M. Hennicke), der die Polizei auf eine Schnitzeljagd nach einem schwarzen Buch mit Messingecken schickt. Die Kommissare sind quasi sofort ein bisschen seltsam drauf und bekennen sich in Sätzen wie „ich kann oft nachts nicht schlafen“ (Bootz zur Hübschen) oder zum „heißen Gefühl im Rücken“ (Lannert darüber, wie die Betrachtung der Zeichen/Runen auf ihn wirkt). Immerhin sind die Dialoge einigermaßen inspiriert. 

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Aber nicht immer ist man sicher, ob es sich um einen Witz handelt. Bootz bestellt in einem Lokal eine große Portion weißes Licht und muss sich dann in einer Art Aufnahmeritual mit einem Dealer prügeln (doch, Sie werden es verstehen, auch wenn es Ihnen nicht einleuchten wird). Lannert ist durchaus fasziniert vom Hexer und wird zuletzt im schwarzen Buch jemanden entdecken, der ihm bekannt vorkommt. Und aus allem hätte auch ein besserer TV-Krimi werden können.

Von Sylvia Staude

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