Bares für Rares (ZDF): Ab nach Paraguay! Seltene Bronze-Plastik bringt Verkäufer ein Flugticket

In der ZDF-Trödel-Show „Bares für Rares“ mit Moderator Horst Lichter wurde eine Bronze-Plastik von Albertus Magnus angeboten. Weil es eine seltene Künstler-Edition war, ist die Figur sehr wertvoll.
Köln - In der Folge der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“, die am 31. Januar 2023 ausgestrahlt wurde, hatte der ehemalige Skipper Gert Kunzendorf (75) aus Düsseldorf eine Bronze-Plastik von Albertus Magnus mit in das Walzwerk in Pulheim bei Köln gebracht. Die Figur stellte der deutsche Bildhauer Karl-Heinz Krause (1924-2019) her.
Bares für Rares (ZDF): Ab nach Paraguay - Kunstwerk bringt Verkäufer ein Flugticket
Der in Angermünde in Brandenburg geborene Künstler war Meisterschüler in Berlin von Renée Sintenis und Richard Scheibe. Nach dem Ende des Studiums 1954 ließ er sich in Berlin als freischaffender Bildhauer im ehemaligen Atelier von Paul Wynand nieder und erhielt 1959 den Georg-Kolbe-Preis der Stadt Berlin.
„Der denkende Mönch!“, fasste Horst Lichter, der zuletzt bereits über einen wertvollen Fluss-Fund einer Familie aus dem Main-Kinzig-Kreis gestaunt hatte, seinen ersten Eindruck in Worte. Verkäufer Gert Kunzendorf erklärte, dass die Statuette einer Freundin gehört, die seit einigen Jahren in Paraguay lebt. Von dem Erlös könne er sich ein Flugticket zu ihr kaufen.
Die Pose des Nachdenkens erinnere an die Kunstwerke der klassischen Melancholie, sagte Experte Colmar Schulte-Goltz aus Essen zu der Plastik, der er eine „schöne grünliche Patina“ attestierte. Sie zeige eine Figur, die besonders mit Köln zu verbinden ist - Albertus Magnus.
Albertus Magnus (um 1200-1280) war ein deutscher Gelehrter und Bischof. Er lehrte in Köln und Paris. 1622 wurde er selig- und am 1931 von Papst Pius XI. heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer erklärt. Die 1388 gegründete „Alte Universität zu Köln“ - Albertus Magnus gehört zu einer ihrer geistigen Väter - zählte zu den ältesten Universitäten in Europa.
Die Alte Universität wurde allerdings 1798 in der Franzosenzeit geschlossen und erst 1919 als „Neue Universität zu Köln“ wiedergegründet. Mit dem Neubau der Universität 1929 bis 1934 wurde das Areal vor beziehungsweise gegenüber dem heutigen Hauptgebäude von der Stadt nach Albertus Magnus benannt.
„Albertus Magnus war einer der gelehrtesten Herren des Mittelalters“, erklärte Colmar Schulte-Goltz. Mit der Bronze wurde laut Inschrift an „600 Jahre Kölner Universität 1988“ erinnert. Auf der Plinte entdeckte der Kunsthistoriker und Experte für Malerei und internationales Kunsthandwerk die Signatur von Karl-Heinz Krause.
„Ein sehr geachteter, weithin bekannter Bilderhauer“, führte der „Bares für Rares“-Experte gegenüber Horst Lichter an. Der Künstler sei später ganz nach Mainz gezogen und sei unter anderem durch zahlreiche Arbeiten für das Johannes-Gutenberg-Museum, eines der ältesten Druck- und Schriftmuseen der Welt, hervorgetreten.
Man fühlt sich an den Denker von Auguste Rodin erinnert. Nur ist dieser Geistliche - wie es sich gehört - etwas schicklicher gekleidet.
Nachdem der Verkäufer seinen Wunschpreis von 800 Euro genannt hatte, wies Colmar Schulte-Goltz auf einen Aspekt hin, der die Plastik besonders wertvoll macht. Neben einem Gießerei-Stempel von Venturi Arte aus Italien weist die Figur einen seltenen E.A.-Stempel auf.
E.A. (Epreuve d’artiste) oder A.P. (Artist Proofs) sind Künstlerexemplare, die zusätzlich zu der Auflage speziell für den Künstler produziert werden. Diese sind in der Regel nicht für den Verkauf gedacht, sondern dienen dem Künstler als archivarische Exemplare beziehungsweise um ältere Kunstwerke auch zu späteren Zeitpunkten in Ausstellungen präsentieren zu können.
Vor einiger Zeit wurde bei „Bares für Rares“ schon einmal eine Olympia-Skulptur der französischen Bildhauerin Anita Tullio (1945-2014) mit einem ähnlich seltenen Stempel angeboten - mit einem H.C.-Stempel. H.C. bedeutet „Hors de Commerce“ („außerhalb des Handels“). Dieses Kunstwerk sollte also ursprünglich nicht verkauft werden.
Video: „Schockgebot“ bei „Bares für Rares“ für Gemälde
Colmar Schulte-Goltz gab unterdessen den Wert der Albertus-Magnus-Bronze mit 2000 bis 2100 Euro an. Im „Bares für Rares“-Händlerraum, in dem Elisabeth Nüdling aus Fulda - die zuletzt bei einem Negligé-Collier in der ZDF-Trödelshow völlig aus dem Häuschen war - dieses Mal nicht dabei war, entdeckte Wolfgang Pauritsch aus Oberstaufen als erster der E.A.-Stempel.
Sein Kollege Steve Mandel fühlte sich bei der Figur an die berühmte Plastik „Der Denker“ (französisch „Le Penseur“) des Bildhauers Auguste Rodin erinnert. Letztlich kaufte Julian Schmitz-Avila die Plastik - für 1600 Euro. Der E.A.-Stempel war einer „der ausschlaggebenden Gründe für meine Kaufentscheidung“, sagte der Kunsthändler aus Bad Breisig.
Der Erlös dürfte für das gewünschte Flugticket nach Paraguay reichen.