Filigrane Porzellanfigur bei „Bares für Rares“ (ZDF): Amorette leimt Herzen der Liebenden zusammen

Eine filigran gearbeitete Amorette konnte trotz kleiner Beschädigungen in der ZDF-Show „Bares für Rares“ von sich überzeugen. Allerdings brachte sie nicht die anfangs erhoffte Summe ein.
Köln - „Ich freue mich auf die Expertise, weil ich nicht weiß, was die Figur darstellt“, sagt Marga Meininger aus Neuberg. In der Folge der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“, die am 18. April ausgestrahlt wurde, hatte die 77-jährige Buchhalterin einen „kleinen, zerbrechlichen und zudem mysteriösen Mitbewohner“ mitgebracht.
Bares für Rares (ZDF): Amorette leimt Herzen von Liebenden zusammen
Kunsthistoriker Colmar Schulte-Goltz kannte des Rätsels Lösung: „Es ist eine Amorette“, erklärte der Experte dem Moderator der Show Horst Lichter, der zunächst auf einen Engel getippt hatte. „Die Amorette ist meistens für das weltliche Leben zuständig, der Engel für das Geistige oder Spirituelle“, klärte Schulte-Goltz auf.
Bei der Prozellanfigur, die Meininger dabei hatte, geht es laut dem Experten darum, „dass eine unbekleidete Figur mit Flügeln, im kindlichen Ausmaß, damit beschäftigt ist, uns Dinge zu zeigen, die uns eigentlich erst als Erwachsene interessieren.“
Amoretten als verzierendes Element wies auch eine Jardinière aus dem Jahr 1898 auf. Die Verkäuferin der Jardinière, Christine Gloning, hatte sich bescheidene 150 Euro für ihr Erbstück gewünscht. Wie tz.de berichtet, war das Objekt jedoch bereits durch den Silberpreis das Zehnfache wert - die Gesamtexpertise belief sich sogar 4.800 bis 5.800 Euro.
Meininger erzählte den beiden, dass sie durch eine Haushaltauflösung in den Besitz der Amorette gelangt war. „Ich konnte mir ein paar Sachen aussuchen. Dass das so ein Schätzchen ist, wusste ich nicht.“ Lichter gab daraufhin zu bedenken, dass sie noch gar nicht wüssten, ob es wirklich ein Schätzchen sei.
Schulte-Goltz konnte sie aber beruhigen. „Wir haben auf jeden Fall ein Schätzchen“, sagte er. Die Amorette komme aus einer besonderen Manufaktur. Unterhalb der Figurine könne man sehr schön die großen Meissner Schwerter mit Punkt sehen - diese wurden laut Experten bis 1924 verwendet. Da auch keine Querstriche zu erkennen waren, bestätigte Schulte-Goltz, dass es sich bei der Amorette um erste Wahl handelt. Des Weiteren ließ sich auf der Unterseite auch eine Seriennummer erkennen.
Jetzt aber zur eigentlichen Figur: Auf einem hochgewölbten Sockel befindet sich dann eine Art Terrain-Plinthe. Die kleine Amorette sitzt darauf und ist ganz beschäftigt damit, zwei Herzen miteinander zu verbinden. „Das macht sie mit Leim in einer kleinen Zwinge“, so der Kunsthistoriker. Neben sich hat die Figur noch ein kleines Töpfchen, in das der Leim herein kommt. „Es soll also eine untrennbare Verbindung von zwei Liebenden stattfinden - und da hilft die Amorette kräftig nach“, schlussfolgert Schulte-Goltz.
Auch der Einsatz der Farben wurde bei der Expertise hervorgehoben. Besonders aufwendig seien zum Beispiel die Holzmaserungen gestaltet oder die sehr delikat gearbeitete Frisur der Amorette.
Entworfen wurde die Figur von Heinrich Schwabe, der zwischen 1877 und 1880 für die Porzellanmanufaktur Meissner gearbeitet und über 20 dieser kleinen Amoretten geschaffen hat, wie Schulte-Goltz berichtete. Aufgrund der Bemalung schätzt der Experte, dass die Figur auf 1900 oder kurz davor zu datieren ist.
Trotz der schönen Anmutung der Amorette, musste der Kunsthistoriker auf ein paar Beschädigungen an der Figur hinweisen. Unten am Stand ist an einem kleinen Stück etwas abgeblättert. Außerdem hat auch der Leimeimer eine kleinere und eine größere Beschädigung. Das seien allerdings alles Dinge, die man nicht unbedingt auf den ersten Blick sehen würde.
Marga Meininger wünscht sich trotz der kleinen Beschädigungen 600 Euro für ihr mitgebrachtes Objekt. Schulte-Goltz bewertete die Figur in ihrem Zustand mit 400 Euro. „Das ist schlecht“, antwortete Meininger darauf. Nichtsdestotrotz wollte sie die Amorette verkaufen und bekam von Horst Lichter die Händlerkarte überreicht.
„Das ist ein schönes Hochzeitsgeschenk“, befand Susanne Steiger im Händlerraum, in dem Lisa Nüdling aus Fulda dieses Mal nicht dabei war. Das Thema Romantik hat es Steiger angetan - bemerkte auch Händlerkollege Walter Lehnertz. „Die Liebe betrifft uns alle“, fügte Wolfgang Pauritsch hinzu. Aus diesem Grund sei die Figur - trotz erkannter Beschädigungen - gut zu verkaufen.
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Das Startgebot von 150 Euro kam von Pauritsch. Die Amorette schien nicht nur Steiger und Pauritsch zu gefallen, denn alle Händler lieferten Gebote. Sogar so schnell, dass Lehnertz sich beschwerte, er käme gar nicht zum Reden. Bei 330 Euro stockte es dann. Mit diesem Angebot wollte sich Marga Meininger jedoch noch nicht zufrieden geben.
Meininger berief sich auf die Expertise von 400 Euro. „Dann würde jeder meiner Urenkel einen Hunderter bekommen“, erklärte sie den Händlern. Darauf ließ sich Thorsden Schlößner ein - er kaufte die Amorette für 400 Euro von Meininger ab. Bevor diese den Raum verließ, rief sie den Händlern zur Verabschiedung noch zu: „Ich sehe euch jeden Tag!“. Mit einem guten Gefühl machte sie sich dann auf den Weg nach Hause.