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Bares für Rares (ZDF): Zeigt dieses Gemälde Kassel? Maler Curt Witte rettete seine Frau vor den Nazis

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Von: Sebastian Reichert

„Bares für Rares“-Händler Susanne Steiger war begeistert von dem Bild von Curt Witte. Er war Direktor der Kunstakademie in Kassel und rettete seine Frau Clara vor den Nazis.
„Bares für Rares“-Händler Susanne Steiger war begeistert von dem Bild von Curt Witte. Er war Direktor der Kunstakademie in Kassel und rettete seine Frau Clara vor den Nazis. © ZDF (Screenshot: Sebastian Reichert)

Bei „Bares für Rares“ (ZDF) mit Horst Lichter wurde die Schönheit eines Bildes von Curt Witte gelobt. Der frühere Direktor der Kunstakademie Kassel hat aber auch eine bewegte Geschichte in der NS-Zeit erlebt. Er rettete seine Frau Clara, eine Jüdin, vor den Nazis.

Kassel/Köln - In der „Bares für Rares“-Trödelshow im ZDF vom 27. Januar präsentierte Miriam Kaufmann aus Köln für eine Freundin im Walzwerk Pulheim bei Köln ein herbstliches Bild des Malers Curt Witte. Er wurde 1882 bei Minden an der Weser geboren und wuchs in Osnabrück auf.

Nach Stationen an den Kunstakademien in München, Berlin und Karlsruhe machte Curt Witte in Rom ein Studium der Bildhauerei, ehe er dann 1912 an die Kunstakademie Kassel nach Hessen gerufen wurde. Im selben Jahr heiratete er die Künstlerin Clara Pelz. 1916 wurde Curt Witte schließlich Professor an der Kasseler Kunstakademie, die er dann von 1925 bis 1932 leitete. (Lesen Sie auch hier: Bares für Rares (ZDF): Stammt Diamantring wirklich von Königin Olga von Württemberg?)

Bares für Rares (ZDF): Zeigt dieses Bild Kassel? Der Maler rettete seine Frau vor den Nazis

In dieser Zeit (1926) entstand auch das Bild, das nun bei „Bares für Rares“ im ZDF angeboten wurde. „Dieses Gemälde überzeugt auf den ersten Blick“, meinte Experte Albert Maier im Gespräch mit Moderator Horst Lichter. „Die Farben sind so schön warm. Es hat eine sehr schöne Ausstrahlung.“

Laut Maier seien die Bilder von Curt Witte dem Expressiven Realismus zuzuordnen. Dann ging es in den Händlerraum, in dem die Händlerin Elisabeth Nüdling aus Fulda dieses Mal nicht saß. (Lesen Sie auch hier: „Bares für Rares“-Dreharbeiten in Fulda mit besonderem Kleidungsstück)

„Wow - der Lichteinfall! Die Farben explodieren. Richtig schön“, schien „Bares für Rares“-Händlerin Susanne Steiger gleich begeistert von dem Bild. Dann kam die Frage von Christian Vechtel auf, ob denn bekannt sei, wo sich der Waldweg genau befindet, der auf dem Bild zu sehen ist. „Es könnte in Kassel sein“, sagte Verkäuferin Miriam Kaufmann mit Verweis auf Wittes Wohnort.

Letztlich erstand Susanne Steiger das Bild für 900 Euro. Experte Albert Maier hatte in seiner Expertise den Wert des Bildes auf 500 bis 700 Euro geschätzt. „Es ist interessant, dass es in Künstlerbesitz war“, sagte Susanne Steiger. „Das könnte andeuten, dass er viel davon gehalten hat.“ (Lesen Sie auch hier: Bronzefigur begeistert die Händler bei Bares für Rares (ZDF) - Original im schwedischen Nationalmuseum)

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Die Verkäuferin hatte nämlich zuvor noch berichtet, dass das Bild ein Erbstück von einer Freundin der Witte-Familie ist. „Sie hat es von Nele Witte, der Tochter des Malers, auf dem Sterbebett geerbt.“ Interessant ist auch die Lebensgeschichte des 1959 gestorbenen Malers. 1935 verlor er aufgrund der jüdischen Abstammung seiner Frau Clara seinen Posten bei dem deutschen Künstlerhaus „Villa Romana“ in Florenz.

Die aus Osnabrück stammende Clara Pelz war ebenfalls Malerin. Nach der Station in Florenz zog das Ehepaar Witte dann nach Hannover. Auch unter dem Druck der Nationalsozialisten gab Curt Witte unterdessen die Ehe zu seiner jüdischen Frau nicht auf. So konnte der Maler seine Frau retten. Sie überlebte die NS-Zeit.

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