Szene aus „1001 Nacht“: Orientalische Figuren bei „Bares für Rares“ wertvoller als gedacht

Zwei alt anmutende Schrankhüter sind zwar nicht antik, bei der Expertise der Show „Bares für Rares“ stellen sich die Figuren, die eine Szene aus „1001 Nacht“ zeigen, aber dennoch als wertvoller als gedacht heraus.
Köln - In der Folge der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ vom 25. April geht es unter anderem darum, ob es sich bei zwei Figuren um „begehrtere Schätzchen“ handelt. Besitzerin Karin Illg (56) aus Untereisesheim hofft auf das Beste: „Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie alt die Figuren sind, woher sie kommen und was sie wert sind - ich lasse mich da einfach mal überraschen.“
„Bares für Rares“ (ZDF): Orientalische Porzellanfiguren aus „1001 Nacht“
Hintergrundinformationen zu den ominösen Figuren liefert der Kunsthistoriker Colmar Schulte-Goltz. „Total ungewöhnlich auf den ersten Blick“, sagt er gegenüber dem Moderator der Show Horst Lichter. Das Ungewöhnliche? Die Figuren sind oben weiß und unten farbig - das stelle einen hohen Kontrast dar. „Macht die Sache aber interessanter“, erwidert Lichter darauf.
Dennoch sagt Lichter Karin Illg direkt, dass er kein Freund von solchen orientalischen Dingen ist. Illgs Gefühle verletzt er damit aber nicht, denn auch se gibt zu, dass sie kein Fan davon ist. Weiter erzählt sie, dass es sich bei ihren mitgebrachten Schätzen um Porzellanfiguren ihrer Oma handelt, die mittlerweile nur noch in einem verschlossenen Schrank stehen.
Schulte-Goltz erklärt genauer, dass es sich um zwei „außergewöhnliche Porzellanfigurinen“ handele, die eine Art Paar im Dialog darstellen. Die Plastik des Herrn ist quergelagert und man sieht eine entspannte Haltung. Außerdem erkannt man laut Schulte-Goltz, dass es ein orientalisch gewandter Herr mit besonderen Schuhen und einem Turban ist. Er trägt einen Dolch und ruht auf einer Rolle.
Bei der männlichen Figur handelt es sich um König Schehereban. Dieser sei jedoch weniger bekannt, als die neben ihm ruhende zweite Skulptur der Scheherazade. Schulte-Goltz beschreibt sie als in einem „Gesprächsgestus vermittelnd“. Die Darstellung der beiden Figuren beziehe sich laut Experten auf eine der berühmtesten Szenen der Weltliteratur: Den Märchen aus „1001 Nacht“. Dort gebe es den genannten Herrscher, der den Erzählungen der Scheherazade lausche.
Der zu Beginn bereits genannte besondere Kontrast mache die Figuren in den Augen des Experten außergewöhnlich. Trotz der nur weißen Ausführung der Skulpturen sehe man viele Details und Formen von Mustern. „Das war eine typische Machart des Entwerfers“, erklärt Schulte-Goltz.
Bei diesem Entwerfer handelt es sich um Peter Strang, der nicht nur ausgebildeter Bildhauer, sondern auch Modellmeister und lange Zeit Chef der Meissener-Figurenabteilung gewesen. Für seine „Neubelebung“ des figürlichen Porzellans habe er weltweite Anerkennung erhaltet, berichtet Schulte-Goltz. Die beiden Figuren von Karin Illg gehören, wie der Kunsthistoriker erklärt, zu einer Serie, aus der ihm vier Figuren im Zusammenhang mit den Märchen bekannt sind.
Moderator Lichter merkt an, dass er bei den Erläuterungen Schulte-Goltz herausgehört hat, dass es sich um Meissener Porzellan handele - das mache die Sache interessant. Zur Bestätigung zeigt der Experte die Meissener Schwerter auf der Unterseite der Königs-Figur. Die daneben stehende Modellnummer verrät außerdem, dass die Skulpturen 1981 gefertigt wurden. Entworfen wurden beide Figuren von Peter Strang 1980. Ebenfalls aus der Porzellan-Manufaktur Meissen stammt eine filigran gearbeitete Amorette, die am 18. April bei „Bares für Rares“ genauer unter die Lupe genommen wurde.
„Der Sockel ist außergewöhnlich schön gemacht“, schwärmt Schulte-Goltz. Bei der Farbe handelt es ich laut ihm um Kobaltblau, auf das - ebenfalls in Handarbeit - eine Vergoldung aufgebracht wurde. Diese Gestaltung unterstütze den morgenländischen Charakter und soll verträumt wirken. Der Experte hat sich beide Figurinen sehr genau angeschaut und konnte zur Freude der Besitzerin keine Beschädigung feststellen.
Karin Illg wünscht sich für ihre morgenländisch anmutenden Skulpturen 300 Euro. Die Bewertung von Schulte-Goltz für das „sehr schöne Paar“ beläuft sich sogar auf 600 bis 700 Euro. „Hätte ich nicht erwartet“, freut sich Illg. Wie Lichter noch anmerkt, lag sie mit ihrem Wunsch von 300 Euro gar nicht so falsch - nur eben pro Figur.
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„Ui! Das ist Meissen und erste Wahl. Richtig toll, mal was anderes von Meissen“, sagt Susanne Steiger im Händlerraum zu ihren Kollegen. In dieser Folge ist Lisa Nüdling aus Fulda nicht mit im Händlerraum dabei. Als Illg den Händlern erzählt, dass ihre Schätze von Peter Strang entworfen wurden, kommentiert Wolfgang Pauritsch: „Der hat ziemlich verrückte Dinge gemacht und modelliert.“
Pauritsch startet mit einen Gebot von 200 Euro für beide Figuren. Auch sein Kollege Thorsden Schlößner hat offenkundig Interesse an den Objekten. Das die beiden Figuren noch nicht so alt sind, mache ihm nichts aus. Vielmehr überzeuge ihn der tadellose Zustand. Sein Angebot: 350 Euro.
Illg pokert ein bisschen und will sich mit Schlößner auf einen Betrag zwischen 350 Euro und 400 Euro einigen. Der Händler geht darauf ein und bietet ihr 370 Euro. Illg nimmt dieses Angebot an - obwohl es weit unter der Expertise von Kunsthistoriker Colmar Schulte-Goltz liegt. Das eingenommene Geld packt Karin Illg jetzt ins „Spardösle“ für den nächsten Urlaub nach Südtirol.