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Bares für Rares: Ist es wirklich alt? Außergewöhnliches Objekt aus England wirft Rätsel auf

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Von: Jasmin Herzberg

Luxusgegenstand aus England
Ein Objekt aus dem späten 19. Jahrhundert, gefertigt in England, entpuppt sich als besonderer Luxusgegenstand - der jedoch stark beschädigt ist. © ZDF-Mediathek/Screenshot

Ein glänzendes Stück, hergestellt in Sheffield im 19. Jahrhundert, warf in der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“, moderiert von Horst Lichter, einige Rätsel auf. Bei der Expertise gab Wendela Horz Hintergrundinformationen zum Luxusgegenstand aus England.

Köln - Der 57-Jährige Künstler Lars Breidenbach aus Freiburg hatte in der Folge der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“, die am 10. März 2023 ausgestrahlt wurde, ein „großes Rätsel“ mitgebracht. Er selbst konnte sich keinen Reim darauf machen, was es mit dem Objekt auf sich hat, weshalb er hoffte, dass das Rätsel in der Show gelöst wird.

Bares für Rares (ZDF): Luxusgegenstand aus England wirft Rätsel auf

Die Kunstsachverständige Wendela Horz begab sich auf Spurensuche. „Das sieht aber hochinteressant aus“, befand Moderator Horst Lichter. „Das ist sehr interessant“, stimmte Horz ihm zu. Breidenbach klärte die beiden auf, dass er die „Muschel“ vor einigen Jahren von einer Privatperson in Südfrankreich gekauft hatte.

Da die Oberfläche des Objekts aussah, als ob jemand mit der Drahtbürste „dran herumgeschrubbt“ hat, wie Lichter fand, fragte er Breidenbach, ob er das selbst gewesen sei. Dieser verneinte dies jedoch - er habe die Muschel ausschließlich als Zuckerdose auf dem Esstisch benutzt.

Eine kuriose Taschenuhr sorgte zuletzt ebenfalls für Rätsel. Denn erst durch die Expertise stellte sich heraus, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Taschenuhr, sondern um ein Orakel für Pferderennen handelte.

Auch für Lichter stellte das Objekt ein Rätsel dar. Ihn interessierte sehr, wie es früher einmal ausgesehen hat, denn „man sieht sofort, da fehlt etwas.“ Horz erklärte daraufhin, dass früher ganz vieles anders an dem Objekt gewesen sei.

Ursprünglich sei das Objekt hochglanzpoliert gewesen und am Fuß hätte man sehr deutlich ein Lorbeer-Relief sehen können - das sei aber inzwischen fast komplett verschwunden. „Hier hat jemand mit ganz groben Mitteln die Versilberung heruntergeschliffen“, erklärte die Expertin weiter. Über das „Warum“ könne man allerdings nur mutmaßen. Einen Lichtblick gab es aber: Das Objekt ist noch funktionstüchtig - der Deckel ließ sich noch bewegen.

Obwohl es durch die Bearbeitung jetzt schon fast modern aussieht, betonte Horz, dass es sich um ein Luxusobjekt aus dem späten 19. Jahrhundert handelt, das in Sheffield, England von den Atkin Brothers hergestellt wurde. Die Atkin Brothers waren ein sehr renommiertes Haus. Sie haben sehr viele begehrte versilberte Gegenstände hergestellt, wie Horz berichtet.

Breidenbachs Verwendung des Objekts als Zuckerdose stellte sich im Laufe der Expertise als falsch heraus. Wendela Horz brachte Licht ins Dunkle des Rätsels, indem sie erklärte, dass es sich bei dem Objekt ursprünglich um einen Löffelwärmer gehandelt hat. „Im 19. Jahrhundert waren die Küchen meist sehr weit von den Speisezimmern entfernt und die Räume waren auch sehr kalt. Man hat also nach Lösungen gesucht, wie man die Speisen möglichst warm der Herrschaft auf den Tisch bringen konnte“, führte die Expertin genauer aus.

Zur Funktionsweise sagte sie: „Der Löffelwärmer wurde mit heißem Wasser gefüllt. Oben wurden dann die Löffel reingestellt. Und wenn der Herr des Hauses dann seinen Löffel heraus genommen hat, war dieser schon angewärmt und hat der Speise nicht noch zusätzlich die Hitze entzogen.“

Die Expertin zeigte sich nicht nur begeistert von der Funktion des Objekts, sondern auch von der Form: „Ich liebe den Nautilus, dem das Objekt in seiner Form nachempfunden wurde.“ Denn die Wunderspirale, die nachgebildet wird, werde auch der Edelstein der Geometrie genannt.

Das Objekt von Lars Breidenbach wies jedoch ein Problem auf: „Es ist extrem stark beschädigt“, so Horz. Die „Beschleifung“ sei dramatisch und es gibt Dellen. Nichtsdestotrotz merkte Lichter an, dass er den ehemaligen Löffelwärmer faszinierend findet.

Lars Breidenbachs Wunsch, bevor er von dem schlechten Zustand erfahren hat, war 150 Euro für sein mitgebrachtes Objekt zu bekommen. Wäre das Stück in einem Top-Zustand so könnte man laut Horz sogar zwischen 500 bis 800 Euro erzielen. Im aktuellen Zustand hielt sie jedoch nicht mehr als 150 Euro für möglich. „Das große Rätsel wurde gelöst“, sagte der 57-Jährige dennoch freudig im Anschluss an die Expertise.

Video: „Bares für Rares“: „Monstergeiler Ring“ toppt Wunschpreis um Längen

Im Händlerraum ging das Rätsel dafür weiter. Wie zu Beginn Horst Lichter, war auch Walter Lehnertz sich nicht sicher, ob das Objekt wirklich alt ist oder nicht vielleicht doch eher in die Richtung Nachbau geht. Dekorativ sei es jedoch auf alle Fälle. Mit dem neu gewonnenen Wissen aus der Expertise klärte Breidenbach die Händler über den Löffelwärmer auf.

Das Startgebot für das ehemalige Rätsel waren 80 Euro von Susanne Steiger. Elisabeth Nüdling aus Fulda war dieses Mal nicht im Händlerraum dabei. Im Wechsel zwischen den fünf Händlern kletterten die Gebote immer um zehn Euro in die Höhe. So weit, bis am Schluss Walter Lehnertz den Löffelwärmer für 260 Euro kaufte. „Es lief super im Hädlerraum“, resümierte Lars Breidenbach, der mit 110 Euro mehr als erhofft nach Hause ging.

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