Währenddessen schränkt die Weltgesundheitsorganisation offenbar ihre Empfehlungen für den Impfstoff des US-Konzerns Moderna ein. Wie unter anderem ntv unter Berufung auf die WHO berichtet, solle das Mittel nicht bei Schwangeren eingesetzt werden. Eine Impfung solle bei dieser Personengruppe nur dann erfolgen, wenn die Frauen im Gesundheitswesen oder ähnlich risikoreichen Begegnungen ausgesetzt seien.
Update vom 26. Januar, 11.50 Uhr: Als wären die Schlagzeilen rund um eine Zulassung des Impfstoffs von Astrazeneca nicht schon schlimm genug, scheint sich nun auch ein Lieferproblem einzuschleichen. Zumindest hatte der Pharmakonzern dies gemeldet. Doch sind es tatsächlich Lieferprobleme? Schließlich sollten rund 80 Millionen Impfdosen von Astrazeneca in den nächsten Monaten geliefert werden, nun sollen es laut Medienberichten lediglich 31 Millionen Dosen werden.
Wie Bild nun erfahren haben will, soll Jens Spahn einen ganz anderen Verdacht hegen. Demnach soll der Pharmakonzern nicht unter Lieferproblemen leiden, viel eher sei es möglich, dass andere Länder bei der Lieferung der Impfdosen bevorzugt werden würden. Wie Bild weiter berichtet, würde das Gesundheitsministerium in Erwägung ziehen, dass Deutschland und andere europäische Länder vielmehr benachteiligt werden könnten. Um beispielsweise die USA zu beliefern. Aus diesem Grund soll nun offengelegt werden, wie viel Impstoff derzeit von den Herstellern aus der EU exportiert werden würde. Es soll sogar mit Ausfuhrbeschränkungen gedroht werden.
Und tatsächlich erklärte der Gesundheitsminister noch am Montag über Twitter: „Wir müssen als EU wissen können, ob und welche Impfstoffe aus der EU ausgeführt werden. Nur so können wir nachvollziehen, ob unsere EU-Verträge mit den Herstellern fair bedient werden. Eine entsprechende Pflicht zur Genehmigung von Impfstoff-Exporten auf EU-Ebene macht Sinn.“
Die angekündigten Lieferverzögerungen seien „nicht akzeptabel“, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Montag. Die EU habe „Entwicklung und Produktion des Impfstoffes„ von Astrazeneca vorfinanziert und verlange nun dafür die Gegenleistung, betonte Kyriakides. „Die Europäische Union möchte genau wissen, welche Dosen von Astrazeneca bisher wo produziert wurden und ob und an wen sie geliefert wurden.“ Doch diese Fragen habe das Unternehmen bislang nicht zufriedenstellend beantwortet.
Zuvor hatte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen Astrazeneca-Chef Pascal Soriot in einem Telefonat aufgefordert, die Lieferzusagen an die EU einzuhalten. Nach Angaben eines Kommissionssprechers erinnerte von der Leyen den Unternehmer daran, dass die EU „beträchtliche Summen“ in das Unternehmen investiert habe, um sicherzustellen, dass die Impfstoff-Produktion in Gang komme.
Update vom 26. Januar, 9.30 Uhr: Diese Nachricht sorgte am Montagabend für Schlagzeilen: wirkt der Impfstoff des britischen Pharmaherstellers Astrazeneca ausgerechnet bei Senioren nicht ausreichend? Wie Medien berichtet hatte, soll die Regierung sogar eine beschränkte Zulassung in Deutschland befürchtet haben. Nun wehrt sich der britische Pharmahersteller Astrazeneca gegen Berichte zu einer geringen Schutzwirkung seines Corona-Impfstoffs bei Senioren.
Berichte, dass das Mittel bei Menschen über 65 nur eine Wirksamkeit von 8 Prozent habe, seien „komplett falsch“, teilte ein Sprecher am Dienstagmorgen mit. Zuvor hatte das Handelsblatt über den geringen Schutz bei älteren Menschen berichtet und bezog sich dabei auf deutsche Koalitionskreise. Auch die Bild berichtete darüber.
Astrazeneca verwies unter anderem darauf, dass die Notfallzulassung der britischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) ältere Menschen mit einschließe. Auch habe ein Beratungskomitee für Impfungen den Einsatz des Impfstoffs bei Senioren unterstützt. Zudem habe eine im November im Fachblatt „Lancet“ veröffentlichte Studie gezeigt, dass der Impfstoff auch bei Senioren eine starke Immunantwort auslöse. Allerdings heißt es in einer späteren „Lancet“-Veröffentlichung auch, dass es wegen geringer Fallzahlen in der entscheidenden klinischen Studie noch wenig Daten zur Wirksamkeit bei älteren Menschen gebe.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will sich nicht an Spekulationen über eine angeblich schlechtere Wirksamkeit des Impfstoffs bei über 65-Jährigen beteiligen. Er wolle warten, bis die Daten aus den Studien ausgewertet worden seien. „Ich halte wenig davon, das jetzt in Überschriften spekulativ zu machen“, sagte Spahn am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Er sagte, man werde auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse nächste Woche entscheiden, „welche Altersgruppen zuerst mit diesem Impfstoff geimpft werden“.
Es war erwartet worden, dass der Impfstoff von Astrazeneca am Freitag in der EU zugelassen wird, in Großbritannien wird er bereits in großem Stil eingesetzt.
Update vom 25. Januar, 20.53 Uhr: Es könnte der nächste Tiefschlag in Sachen Corona-Impfstoff werden. Nach einer Meldung der Bild erwartet die Bundesregierung, dass das Mittel des schwedisch-britischen Herstellers Astrazeneca nur eine EU-Zulassung für unter 65-Jährige erhalten werde. Damit dürften über 65-Jährige nicht mit dem Impfstoff, der noch in dieser Woche eine Zulassung erhalten soll, geimpft werden.
Grund für die Verweigerung der allgemeinen Zulassung sei demnach die geringe Wirksamkeit bei über 65-Jährigen. Hier soll das Mittel nur noch zu maximal zehn Prozent wirksam sein. Das Handelsblatt bestätigt diesen Bericht ebenfalls unter Berufung auf Koalitionskreise. Hier heißt es, dass der Astrazeneca-Impfstoff bei über 65-Jährigen nur zu acht Prozent wirksam sei.
Für den deutschen Impfplan* hat dies weitere große Folgen. Nach Bild-Angaben war der neue Impfstoff für ältere Menschen geplant, die kein Impfzentrum mehr aufsuchen können, da er wesentlich leichter gelagert werden kann, als andere Mittel.
Nun plane man hier den Einsatz des Moderna-Impfstoffes, heißt es in dem Bericht. Allerdings würden die verwendeten Moderna-Dosen dann anderswo wieder fehlen.
Die Bundesregierung warnte unterdessen vor einer „dunklen Wolke“
Erstmeldung vom 25. Januar: Brüssel - Weiterhin schlägt die Debatte um die Corona-Impfstoffe* hohe Wellen. Der schwedisch-britische Hersteller Astrazeneca hatte am Freitag gemeldet, dass nach einer Zulassung seines Mittels zunächst weit weniger Dosen an die EU geliefert würden, als zuvor vereinbart. Die EU-Kommission nannte dies am Montag „nicht akzeptabel“.
Es gibt den Verdacht, dass Hersteller Impf-Dosen an Nicht-EU-Länder liefern - zulasten der EU, da die Lieferverträge mit Europa daher nicht eingehalten würden. Deshalb will die Kommission nun reagieren: Impfstoff-Exporte aus der EU sollen künftig erfasst und genehmigt werden müssen.
Die EU-Kommission schlug dafür am Montag ein sogenanntes Transparenzregister vor. Zugleich machte die Brüsseler Behörde bei Astrazeneca Druck, zugesagte Impfstoffmengen ohne Abstriche und ohne Verzug zu liefern - allerdings vorerst ohne Erfolg.
Die Antworten der Firma seien noch nicht befriedigend gewesen, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Montagabend nach einer internen Sitzung mit den EU-Staaten und Astrazeneca. Deshalb sei für den Abend ein weiteres Treffen angesetzt worden. Die EU wolle, dass die bestellten und vorfinanzierten Impfstoff-Dosen so bald wie möglich ausgeliefert werden. „Wir möchten, dass unser Vertrag vollständig erfüllt wird“, sagte Kyriakides.
Die EU-Kommission hatte im August mit der Firma die Lieferung von bis zu 400 Millionen Impfstoffdosen vereinbart. Die Behörde zahlte nach eigenen Angaben einen dreistelligen Millionenbetrag dafür, die Produktion schon vor der EU-Zulassung hochzufahren. Nach Darstellung der EU-Kommission hätte der Konzern seit Oktober Mengen für die EU auf Halde fertigen müssen.
Astrazeneca hatte jedoch am Freitag erklärt, dass nach der für diese Woche erwarteten Zulassung zunächst weniger Impfstoff als vereinbart an die EU geliefert werde. Statt 80 Millionen Impfstoffdosen sollen es nach EU-Angaben bis Ende März nur 31 Millionen sein. Zur Begründung hieß es, es gebe Probleme in der europäischen Lieferkette.
Doch steht die Vermutung im Raum, vorproduzierte Impfstoffdosen könnten an andere Abnehmer verkauft worden sein. Kyriakides sagte, die EU habe die Entwicklung und Produktionskapazität für den Impfstoff vorfinanziert. „Die EU will wissen, wo genau welche Dosen bisher von Astrazeneca produziert wurden und an wen sie geliefert wurden“, sagte die Gesundheitskommissarin.
Der CDU-Europapolitiker Peter Liese kritisierte, Astrazeneca liefere „offensichtlich in andere Teile der Welt, auch nach Großbritannien, ohne Verzögerung“. Die Begründung für die Lieferschwierigkeiten in der EU sei fadenscheinig, meinte Liese.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte in Berlin: „Wir müssen als EU wissen können, ob und welche Impfstoffe aus der EU ausgeführt werden. Nur so können wir nachvollziehen, ob unsere EU-Verträge mit den Herstellern fair bedient werden. Eine entsprechende Pflicht zur Genehmigung von Impfstoff-Exporten auf EU-Ebene macht Sinn.“
Dies verfolgt die EU-Kommission mit ihrem „Transparenzregister“, das nach Angaben aus EU-Kreisen binnen weniger Tage eingeführt werden soll. Kyriakides sagte, alle Firmen, die Covid-19-Impfstoffe in der EU produzierten, müssten künftig vorab anmelden, wenn sie in Drittstaaten exportieren wollten. Humanitäre Lieferungen seien nicht betroffen.
Die Kommission steht selbst in der Kritik, weil sie Rahmenverträge mit den Herstellern ausgehandelt hat, vorerst aber nur relativ wenig Corona-Impfstoff in den 27 Ländern ankommt. Die Impfkampagne lahmt, während sich neue Virus-Varianten ausbreiten und die Staaten das tägliche Leben und auch das Reisen weiter einschränken.
Auch dazu machte die EU-Kommission am Montag einen Vorschlag. So sollen für bestimmte Länder und Regionen strengere Test- und Quarantäne-Regeln eingeführt werden. In Deutschland gelten schon seit Sonntag für mehr als 20 Länder mit besonders hohen Infektionszahlen neue Regeln bei der Einreise. Auch andere EU-Länder haben ihre Vorgaben schon verschärft. (dpa/rjs)